fassung der Konstitution von 1768. Zwar hat- ten jene nicht versäumt, sich dagegen zu regen, aber ihre Vorstellungen bewirkten nichts, da sie nun die schwächsten geworden waren. Sie hatten diejenigen Mächte, die über den Frie- den von Oliwa (1660), der ihnen die Erhal- tung aller ihrer Rechte versicherte, die Gewähr geleistet, um ihre Vermittelung gebeten, aber darauf hatten die Katholiken, wie oben erwähnt, mit einem Gesetze geantwortet, das sie für Hochverräther erklärte, wenn sie bey auswär- tigen Mächten um Beystand ansuchten. Hier waren politische Besorgnisse zum kirchlichen Verfolgungsgeiste und zur staatsbürgerlichen Eifersucht getreten und hatten diese um so wil- der und hartnäckiger gemacht.
So fand der jetzige König, als er den Thron bestieg, die Stimmung der Gemüther, und er war gezwungen, in seinen Pakten alle den Dis- sidenten nachtheilige Gesetze zu wiederholen und zu beschwören. Zwar gaben die Gewährleister des Oliwischen Friedens (Rußland, Preußen,
faſſung der Konſtitution von 1768. Zwar hat- ten jene nicht verſaͤumt, ſich dagegen zu regen, aber ihre Vorſtellungen bewirkten nichts, da ſie nun die ſchwaͤchſten geworden waren. Sie hatten diejenigen Maͤchte, die uͤber den Frie- den von Oliwa (1660), der ihnen die Erhal- tung aller ihrer Rechte verſicherte, die Gewaͤhr geleiſtet, um ihre Vermittelung gebeten, aber darauf hatten die Katholiken, wie oben erwaͤhnt, mit einem Geſetze geantwortet, das ſie fuͤr Hochverraͤther erklaͤrte, wenn ſie bey auswaͤr- tigen Maͤchten um Beyſtand anſuchten. Hier waren politiſche Beſorgniſſe zum kirchlichen Verfolgungsgeiſte und zur ſtaatsbuͤrgerlichen Eiferſucht getreten und hatten dieſe um ſo wil- der und hartnaͤckiger gemacht.
So fand der jetzige Koͤnig, als er den Thron beſtieg, die Stimmung der Gemuͤther, und er war gezwungen, in ſeinen Pakten alle den Diſ- ſidenten nachtheilige Geſetze zu wiederholen und zu beſchwoͤren. Zwar gaben die Gewaͤhrleiſter des Oliwiſchen Friedens (Rußland, Preußen,
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faſſung der Konſtitution von 1768. Zwar hat-
ten jene nicht verſaͤumt, ſich dagegen zu regen,
aber ihre Vorſtellungen bewirkten nichts, da
ſie nun die ſchwaͤchſten geworden waren. Sie
hatten diejenigen Maͤchte, die uͤber den Frie-
den von Oliwa (1660), der ihnen die Erhal-
tung aller ihrer Rechte verſicherte, die Gewaͤhr
geleiſtet, um ihre Vermittelung gebeten, aber
darauf hatten die Katholiken, wie oben erwaͤhnt,
mit einem Geſetze geantwortet, das ſie fuͤr
Hochverraͤther erklaͤrte, wenn ſie bey auswaͤr-
tigen Maͤchten um Beyſtand anſuchten. Hier
waren politiſche Beſorgniſſe zum kirchlichen
Verfolgungsgeiſte und zur ſtaatsbuͤrgerlichen
Eiferſucht getreten und hatten dieſe um ſo wil-
der und hartnaͤckiger gemacht.
So fand der jetzige Koͤnig, als er den Thron
beſtieg, die Stimmung der Gemuͤther, und er
war gezwungen, in ſeinen Pakten alle den Diſ-
ſidenten nachtheilige Geſetze zu wiederholen und
zu beſchwoͤren. Zwar gaben die Gewaͤhrleiſter
des Oliwiſchen Friedens (Rußland, Preußen,
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/113>, abgerufen am 18.06.2024.
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