England, Dänemark) Vorstellungen zu Gun- sten der Dissidenten am Reichstage von 1766 ein; aber dieser verstand sich zu nichts, be- stätigte sogar jene Gesetze durch die Mehrheit. Die Bischöfe hatten auf Befehl des Reichs- tags einige Punkte, die zum Vortheil der Dis- sidenten seyn sollten, abfassen müssen; aber den Gewährleistern des erwähnten Friedens, besonders Rußland und Preußen, leisteten sie keine Gnüge, sondern sie wollten alle für die Dis- sidenten nachtheilige Gesetze gänzlich aufgeho- ben wissen.
Während Rußland gegen das Benehmen des Reichstages aufstand, bildeten sich an vie- len Orten im Reiche zugleich dissidentische Kon- föderationen, die durch eine Anzahl russischer Truppen und selbst katholischer Mißvergnügten verstärkt wurden und sich nach und nach in Thorn in eine große Konföderation vereinigten. Die Beschwerden und Forderungen derselben betrafen aber nicht bloß kirchliche Gegenstände, sondern auch politische. Jetzt traten noch an-
England, Daͤnemark) Vorſtellungen zu Gun- ſten der Diſſidenten am Reichstage von 1766 ein; aber dieſer verſtand ſich zu nichts, be- ſtaͤtigte ſogar jene Geſetze durch die Mehrheit. Die Biſchoͤfe hatten auf Befehl des Reichs- tags einige Punkte, die zum Vortheil der Diſ- ſidenten ſeyn ſollten, abfaſſen muͤſſen; aber den Gewaͤhrleiſtern des erwaͤhnten Friedens, beſonders Rußland und Preußen, leiſteten ſie keine Gnuͤge, ſondern ſie wollten alle fuͤr die Diſ- ſidenten nachtheilige Geſetze gaͤnzlich aufgeho- ben wiſſen.
Waͤhrend Rußland gegen das Benehmen des Reichstages aufſtand, bildeten ſich an vie- len Orten im Reiche zugleich diſſidentiſche Kon- foͤderationen, die durch eine Anzahl ruſſiſcher Truppen und ſelbſt katholiſcher Mißvergnuͤgten verſtaͤrkt wurden und ſich nach und nach in Thorn in eine große Konfoͤderation vereinigten. Die Beſchwerden und Forderungen derſelben betrafen aber nicht bloß kirchliche Gegenſtaͤnde, ſondern auch politiſche. Jetzt traten noch an-
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England, Daͤnemark) Vorſtellungen zu Gun-
ſten der Diſſidenten am Reichstage von 1766
ein; aber dieſer verſtand ſich zu nichts, be-
ſtaͤtigte ſogar jene Geſetze durch die Mehrheit.
Die Biſchoͤfe hatten auf Befehl des Reichs-
tags einige Punkte, die zum Vortheil der Diſ-
ſidenten ſeyn ſollten, abfaſſen muͤſſen; aber
den Gewaͤhrleiſtern des erwaͤhnten Friedens,
beſonders Rußland und Preußen, leiſteten ſie
keine Gnuͤge, ſondern ſie wollten alle fuͤr die Diſ-
ſidenten nachtheilige Geſetze gaͤnzlich aufgeho-
ben wiſſen.
Waͤhrend Rußland gegen das Benehmen
des Reichstages aufſtand, bildeten ſich an vie-
len Orten im Reiche zugleich diſſidentiſche Kon-
foͤderationen, die durch eine Anzahl ruſſiſcher
Truppen und ſelbſt katholiſcher Mißvergnuͤgten
verſtaͤrkt wurden und ſich nach und nach in
Thorn in eine große Konfoͤderation vereinigten.
Die Beſchwerden und Forderungen derſelben
betrafen aber nicht bloß kirchliche Gegenſtaͤnde,
ſondern auch politiſche. Jetzt traten noch an-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/114>, abgerufen am 17.06.2024.
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