scheinungen durch die Beobachtung nachgewiesen ist, eine vorläufige Erklärung hinzu zu denken, die möglichst genau auf diese Erscheinungen passt, selbst auf die Gefahr hin, dass die Erklärung durch spätere Beobachtungen umgestossen wird; denn nur dadurch wird man rationell zu neuen Ent- deckungen geführt, welche die Erklärung entweder bestä- tigen oder zurückweisen. Von diesem Gesichtspunkte aus bitte ich den folgenden Versuch einer Theorie des Orga- nismus zu betrachten; denn die Frage nach dem Grunde der Entwicklung der Elementartheile der Organismen fällt zuletzt mit der Theorie der Organismen zusammen.
Die verschiedenen Ansichten über die Grundkräfte des Organismus lassen sich auf zwei wesentlich von einander verschiedene zurückführen. Die erste Ansicht ist die, dass jedem Organismus eine Kraft zu Grunde liegt, welche den Organismus nach einer ihr vorschwebenden Idee formt, welche die Moleküle so zusammenfügt, wie sie zur Errei- chung gewisser, durch diese Idee gesetzter Zwecke noth- wendig sind. Was also hier die Moleküle zusammenfügt, ist eine Kraft, welche sich einen bestimmten Zweck setzt. Eine solche Kraft würde wesentlich von allen Kräften der anorganischen Natur verschieden sein, weil in dieser nur ein blindes Wirken stattfindet. Auf eine gewisse Einwir- kung erfolgt in der anorganischen Natur mit Nothwendig- keit eine gewisse qualitativ und quantitativ bestimmte Ver- änderung ohne Rücksicht auf einen Zweck. Die Grundkraft des Organismus aber nach jener Ansicht, oder die Seele im Stahl'schen Sinne würde dadurch, dass sie nach einem bestimmten individuellen Zwecke wirkt, dem immateriellen mit Selbstbewusstsein begabten Prinzip, das wir im Men- schen annehmen müssen, viel näher stehen.
Die andere Ansicht ist die, dass die Grundkräfte der Organismen dadurch wesentlich mit den Kräften der anor- ganischen Natur übereinstimmen, dass sie durchaus nach Gesetzen der Nothwendigkeit ohne Rücksicht auf einen Zweck blind wirken, dass es Kräfte sind, die ebenso mit der Existenz der Materie gesetzt sind, wie die physikali-
scheinungen durch die Beobachtung nachgewiesen ist, eine vorläufige Erklärung hinzu zu denken, die möglichst genau auf diese Erscheinungen paſst, selbst auf die Gefahr hin, daſs die Erklärung durch spätere Beobachtungen umgestoſsen wird; denn nur dadurch wird man rationell zu neuen Ent- deckungen geführt, welche die Erklärung entweder bestä- tigen oder zurückweisen. Von diesem Gesichtspunkte aus bitte ich den folgenden Versuch einer Theorie des Orga- nismus zu betrachten; denn die Frage nach dem Grunde der Entwicklung der Elementartheile der Organismen fällt zuletzt mit der Theorie der Organismen zusammen.
Die verschiedenen Ansichten über die Grundkräfte des Organismus lassen sich auf zwei wesentlich von einander verschiedene zurückführen. Die erste Ansicht ist die, daſs jedem Organismus eine Kraft zu Grunde liegt, welche den Organismus nach einer ihr vorschwebenden Idee formt, welche die Moleküle so zusammenfügt, wie sie zur Errei- chung gewisser, durch diese Idee gesetzter Zwecke noth- wendig sind. Was also hier die Moleküle zusammenfügt, ist eine Kraft, welche sich einen bestimmten Zweck setzt. Eine solche Kraft würde wesentlich von allen Kräften der anorganischen Natur verschieden sein, weil in dieser nur ein blindes Wirken stattfindet. Auf eine gewisse Einwir- kung erfolgt in der anorganischen Natur mit Nothwendig- keit eine gewisse qualitativ und quantitativ bestimmte Ver- änderung ohne Rücksicht auf einen Zweck. Die Grundkraft des Organismus aber nach jener Ansicht, oder die Seele im Stahl’schen Sinne würde dadurch, daſs sie nach einem bestimmten individuellen Zwecke wirkt, dem immateriellen mit Selbstbewuſstsein begabten Prinzip, das wir im Men- schen annehmen müssen, viel näher stehen.
Die andere Ansicht ist die, daſs die Grundkräfte der Organismen dadurch wesentlich mit den Kräften der anor- ganischen Natur übereinstimmen, daſs sie durchaus nach Gesetzen der Nothwendigkeit ohne Rücksicht auf einen Zweck blind wirken, daſs es Kräfte sind, die ebenso mit der Existenz der Materie gesetzt sind, wie die physikali-
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scheinungen durch die Beobachtung nachgewiesen ist, eine
vorläufige Erklärung hinzu zu denken, die möglichst genau
auf diese Erscheinungen paſst, selbst auf die Gefahr hin, daſs
die Erklärung durch spätere Beobachtungen umgestoſsen
wird; denn nur dadurch wird man rationell zu neuen Ent-
deckungen geführt, welche die Erklärung entweder bestä-
tigen oder zurückweisen. Von diesem Gesichtspunkte aus
bitte ich den folgenden Versuch einer Theorie des Orga-
nismus zu betrachten; denn die Frage nach dem Grunde
der Entwicklung der Elementartheile der Organismen fällt
zuletzt mit der Theorie der Organismen zusammen.
Die verschiedenen Ansichten über die Grundkräfte des
Organismus lassen sich auf zwei wesentlich von einander
verschiedene zurückführen. Die erste Ansicht ist die, daſs
jedem Organismus eine Kraft zu Grunde liegt, welche den
Organismus nach einer ihr vorschwebenden Idee formt,
welche die Moleküle so zusammenfügt, wie sie zur Errei-
chung gewisser, durch diese Idee gesetzter Zwecke noth-
wendig sind. Was also hier die Moleküle zusammenfügt,
ist eine Kraft, welche sich einen bestimmten Zweck setzt.
Eine solche Kraft würde wesentlich von allen Kräften der
anorganischen Natur verschieden sein, weil in dieser nur
ein blindes Wirken stattfindet. Auf eine gewisse Einwir-
kung erfolgt in der anorganischen Natur mit Nothwendig-
keit eine gewisse qualitativ und quantitativ bestimmte Ver-
änderung ohne Rücksicht auf einen Zweck. Die Grundkraft
des Organismus aber nach jener Ansicht, oder die Seele
im Stahl’schen Sinne würde dadurch, daſs sie nach einem
bestimmten individuellen Zwecke wirkt, dem immateriellen
mit Selbstbewuſstsein begabten Prinzip, das wir im Men-
schen annehmen müssen, viel näher stehen.
Die andere Ansicht ist die, daſs die Grundkräfte der
Organismen dadurch wesentlich mit den Kräften der anor-
ganischen Natur übereinstimmen, daſs sie durchaus nach
Gesetzen der Nothwendigkeit ohne Rücksicht auf einen
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/245>, abgerufen am 14.02.2025.
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