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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die submarinen Kampfmittel.
bewegt wurde. Dieser Torpedo ist so complicirt und hat so viele Gebrechen, daß
er niemals allgemeine Verwendung erfuhr.

Ein nicht minder verwickelter Apparat war der von Lay im Jahre 1872
erfundene Torpedo. Er hatte eine Länge von 8 Meter, einen Durchmesser von
1 Meter und wog in voller Ausrüstung 2 Tonnen. Die Fortbewegung geschah
mittelst eines kleinen Propellers, der seinen Antrieb durch eine Maschine erhielt,
welche durch verdunstende Kohlensäure, die in zwei getrennten starken Eisenflaschen
untergebracht war, betrieben wurde. Der Druck nach dem Verdunsten betrug
70 Atmosphären, doch hatte die in die Maschine eintretende Kohlensäure nur
6 Atmosphären Spannung. In Folge des Verdunstens der Kohlensäure wurde

[Abbildung] Fig. 514.

Lancirung eines Kabel-Torpedo ("Victoria-Torpedo") vom Lande aus.

so viel Wärme gebunden, daß schon nach kurzer Zeit der ganze Apparat eingefroren
wäre. Um dies zu verhindern, wurde die durch ein Röhrensystem geleitete Kohlen-
säure fortwährend vom Wasser, welches die zur Verdunstung nöthige Wärme lieferte,
umspült. Die Maschine verlieh dem Torpedo -- der unseres Wissens nur in Aegypten
beschränkte Anwendung fand -- eine Geschwindigkeit von 200 Meter in der Minute.
In dem Torpedo befand sich ein langes Kabel, welches zwei isolirte Leitungsdrähte
enthielt und sich während des Laufes durch ein am Boden befindliches Loch von
selbst abwickelte. Die Drähte waren am Lande in eine galvanische Batterie und im
Torpedo in einen ganz außerordentlich complicirten Apparat geschaltet. Wir über-
gehen daher dessen Beschreibung und erwähnen nur noch, daß auch die Steuerung
dieses Torpedos vom Lande aus erfolgte, und zwar durch die Wirkung zweier
Elektromagnete.

Die ſubmarinen Kampfmittel.
bewegt wurde. Dieſer Torpedo iſt ſo complicirt und hat ſo viele Gebrechen, daß
er niemals allgemeine Verwendung erfuhr.

Ein nicht minder verwickelter Apparat war der von Lay im Jahre 1872
erfundene Torpedo. Er hatte eine Länge von 8 Meter, einen Durchmeſſer von
1 Meter und wog in voller Ausrüſtung 2 Tonnen. Die Fortbewegung geſchah
mittelſt eines kleinen Propellers, der ſeinen Antrieb durch eine Maſchine erhielt,
welche durch verdunſtende Kohlenſäure, die in zwei getrennten ſtarken Eiſenflaſchen
untergebracht war, betrieben wurde. Der Druck nach dem Verdunſten betrug
70 Atmoſphären, doch hatte die in die Maſchine eintretende Kohlenſäure nur
6 Atmoſphären Spannung. In Folge des Verdunſtens der Kohlenſäure wurde

[Abbildung] Fig. 514.

Lancirung eines Kabel-Torpedo (»Victoria-Torpedo«) vom Lande aus.

ſo viel Wärme gebunden, daß ſchon nach kurzer Zeit der ganze Apparat eingefroren
wäre. Um dies zu verhindern, wurde die durch ein Röhrenſyſtem geleitete Kohlen-
ſäure fortwährend vom Waſſer, welches die zur Verdunſtung nöthige Wärme lieferte,
umſpült. Die Maſchine verlieh dem Torpedo — der unſeres Wiſſens nur in Aegypten
beſchränkte Anwendung fand — eine Geſchwindigkeit von 200 Meter in der Minute.
In dem Torpedo befand ſich ein langes Kabel, welches zwei iſolirte Leitungsdrähte
enthielt und ſich während des Laufes durch ein am Boden befindliches Loch von
ſelbſt abwickelte. Die Drähte waren am Lande in eine galvaniſche Batterie und im
Torpedo in einen ganz außerordentlich complicirten Apparat geſchaltet. Wir über-
gehen daher deſſen Beſchreibung und erwähnen nur noch, daß auch die Steuerung
dieſes Torpedos vom Lande aus erfolgte, und zwar durch die Wirkung zweier
Elektromagnete.

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[655/0729] Die ſubmarinen Kampfmittel. bewegt wurde. Dieſer Torpedo iſt ſo complicirt und hat ſo viele Gebrechen, daß er niemals allgemeine Verwendung erfuhr. Ein nicht minder verwickelter Apparat war der von Lay im Jahre 1872 erfundene Torpedo. Er hatte eine Länge von 8 Meter, einen Durchmeſſer von 1 Meter und wog in voller Ausrüſtung 2 Tonnen. Die Fortbewegung geſchah mittelſt eines kleinen Propellers, der ſeinen Antrieb durch eine Maſchine erhielt, welche durch verdunſtende Kohlenſäure, die in zwei getrennten ſtarken Eiſenflaſchen untergebracht war, betrieben wurde. Der Druck nach dem Verdunſten betrug 70 Atmoſphären, doch hatte die in die Maſchine eintretende Kohlenſäure nur 6 Atmoſphären Spannung. In Folge des Verdunſtens der Kohlenſäure wurde [Abbildung Fig. 514. Lancirung eines Kabel-Torpedo (»Victoria-Torpedo«) vom Lande aus.] ſo viel Wärme gebunden, daß ſchon nach kurzer Zeit der ganze Apparat eingefroren wäre. Um dies zu verhindern, wurde die durch ein Röhrenſyſtem geleitete Kohlen- ſäure fortwährend vom Waſſer, welches die zur Verdunſtung nöthige Wärme lieferte, umſpült. Die Maſchine verlieh dem Torpedo — der unſeres Wiſſens nur in Aegypten beſchränkte Anwendung fand — eine Geſchwindigkeit von 200 Meter in der Minute. In dem Torpedo befand ſich ein langes Kabel, welches zwei iſolirte Leitungsdrähte enthielt und ſich während des Laufes durch ein am Boden befindliches Loch von ſelbſt abwickelte. Die Drähte waren am Lande in eine galvaniſche Batterie und im Torpedo in einen ganz außerordentlich complicirten Apparat geſchaltet. Wir über- gehen daher deſſen Beſchreibung und erwähnen nur noch, daß auch die Steuerung dieſes Torpedos vom Lande aus erfolgte, und zwar durch die Wirkung zweier Elektromagnete.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/729>, abgerufen am 16.05.2024.