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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Ander Theil der Erquickstunden.
Gerade Parallel Linien seynt/ wann sie in einer geraden Fläch stehen/ vnd zu
beeden theilen erstreckt werden/ nimmermehr zusamm lauffen. Nun vnsere
zwo Linien stehen auch auff einer Fläche/ lauffen auch/ wann man sie zu bee-
den theilen erstreckt/ nimmermehr zusamm/ vnd seynt doch nicht parallel. Es
ist aber zu mercken/ wann man von parallel Linien redet/ daß man Homo-
geneas lineas,
das sind Linien gleiches Geschlechts nimmt/ als der Euclides
nimmt zwo gerade parallel Linien/ sonsten können auch zwo Circkel Linien pa-
rallel
seyn/ 2 Schlangen Linien vnd anderer art; Allein in vnserer Auffgab/
wie folgen wird/ seynt Heterogenae lineae, das ist/ vngleiches Geschlechtes/
dann die eine ist gerad/ die ander aber krum.

Also ist Euclides widerumb entschuldigt/ vnd laufft diß nicht wider die
definition der Parallel Linien/ wie der Author meynt. Jacobus Peleta-
rius
vnd Franciscus Barotius in seinem admir: geometr. Tractiren von
dergleichen Linien/ vnd werden also gezogen: Es sey eine gerade Lini AB, auff
welcher Winckelrecht stehet CB, die Lini AB, theilet man in etliche gleiche
Theil/ als hie in 5 mit D, E, F, G, vnd ziehet die Linien Cd, CE, CF, CG,

[Abbildung]
Letzlich machet man auff b c, bey b vngefehr den Punct h, vnnd der Lint
b h machet man gleich d i, e k, fl, gm, an. Ferner ziehet man durch die
Punct h i k l m n die Lini h n so Conchoide genennet wird/ vnnd jm-
mer näher zu der Lini b a kommet/ man erstrecke beede/ nach vorgeschrie-
bener condition vnd bedingung so lang man wölle: Vnd diß darumb/ weil
Barocius vnd andere demonstrirt, daß 1 der Lini ab näher sey als h, vnnd
k näher als i, l näher als k, vnnd so fortan/ vnd kämen doch beede Linien
nimmermehr zusammen: Dann wann solchs geschehe/ folgte endlich daß die

Linien

Ander Theil der Erquickſtunden.
Gerade Parallel Linien ſeynt/ wann ſie in einer geraden Flaͤch ſtehen/ vnd zu
beeden theilen erſtreckt werden/ nimmermehr zuſam̃ lauffen. Nun vnſere
zwo Linien ſtehen auch auff einer Flaͤche/ lauffen auch/ wann man ſie zu bee-
den theilen erſtreckt/ nimmermehr zuſam̃/ vnd ſeynt doch nicht parallel. Es
iſt aber zu mercken/ wann man von parallel Linien redet/ daß man Homo-
geneas lineas,
das ſind Linien gleiches Geſchlechts nim̃t/ als der Euclides
nim̃t zwo gerade parallel Linien/ ſonſten koͤnnen auch zwo Circkel Linien pa-
rallel
ſeyn/ 2 Schlangen Linien vnd andereꝛ art; Allein in vnſerer Auffgab/
wie folgen wird/ ſeynt Heterogenæ lineæ, das iſt/ vngleiches Geſchlechtes/
dann die eine iſt gerad/ die ander aber krum.

Alſo iſt Euclides widerumb entſchuldigt/ vnd laufft diß nicht wider die
definition der Parallel Linien/ wie der Author meynt. Jacobus Peleta-
rius
vnd Franciſcus Barotius in ſeinem admir: geometr. Tractiren von
dergleichẽ Linien/ vnd werden alſo gezogen: Es ſey eine gerade Lini AB, auff
welcher Winckelrecht ſtehet CB, die Lini AB, theilet man in etliche gleiche
Theil/ als hie in 5 mit D, E, F, G, vnd ziehet die Linien Cd, CE, CF, CG,

[Abbildung]
Letzlich machet man auff b c, bey b vngefehr den Punct h, vnnd der Lint
b h machet man gleich d i, e k, fl, gm, an. Ferner ziehet man durch die
Punct h i k l m n die Lini h n ſo Conchoide genennet wird/ vnnd jm-
mer naͤher zu der Lini b a kommet/ man erſtrecke beede/ nach vorgeſchrie-
bener condition vnd bedingung ſo lang man woͤlle: Vnd diß darumb/ weil
Barocius vnd andere demonſtrirt, daß 1 der Lini ab naͤher ſey als h, vnnd
k naͤher als i, l naͤher als k, vnnd ſo fortan/ vnd kaͤmen doch beede Linien
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[146/0160] Ander Theil der Erquickſtunden. Gerade Parallel Linien ſeynt/ wann ſie in einer geraden Flaͤch ſtehen/ vnd zu beeden theilen erſtreckt werden/ nimmermehr zuſam̃ lauffen. Nun vnſere zwo Linien ſtehen auch auff einer Flaͤche/ lauffen auch/ wann man ſie zu bee- den theilen erſtreckt/ nimmermehr zuſam̃/ vnd ſeynt doch nicht parallel. Es iſt aber zu mercken/ wann man von parallel Linien redet/ daß man Homo- geneas lineas, das ſind Linien gleiches Geſchlechts nim̃t/ als der Euclides nim̃t zwo gerade parallel Linien/ ſonſten koͤnnen auch zwo Circkel Linien pa- rallel ſeyn/ 2 Schlangen Linien vnd andereꝛ art; Allein in vnſerer Auffgab/ wie folgen wird/ ſeynt Heterogenæ lineæ, das iſt/ vngleiches Geſchlechtes/ dann die eine iſt gerad/ die ander aber krum. Alſo iſt Euclides widerumb entſchuldigt/ vnd laufft diß nicht wider die definition der Parallel Linien/ wie der Author meynt. Jacobus Peleta- rius vnd Franciſcus Barotius in ſeinem admir: geometr. Tractiren von dergleichẽ Linien/ vnd werden alſo gezogen: Es ſey eine gerade Lini AB, auff welcher Winckelrecht ſtehet CB, die Lini AB, theilet man in etliche gleiche Theil/ als hie in 5 mit D, E, F, G, vnd ziehet die Linien Cd, CE, CF, CG, [Abbildung] Letzlich machet man auff b c, bey b vngefehr den Punct h, vnnd der Lint b h machet man gleich d i, e k, fl, gm, an. Ferner ziehet man durch die Punct h i k l m n die Lini h n ſo Conchoide genennet wird/ vnnd jm- mer naͤher zu der Lini b a kommet/ man erſtrecke beede/ nach vorgeſchrie- bener condition vnd bedingung ſo lang man woͤlle: Vnd diß darumb/ weil Barocius vnd andere demonſtrirt, daß 1 der Lini ab naͤher ſey als h, vnnd k naͤher als i, l naͤher als k, vnnd ſo fortan/ vnd kaͤmen doch beede Linien nimmermehr zuſammen: Dann wañ ſolchs geſchehe/ folgte endlich daß die Linien

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/160>, abgerufen am 29.04.2024.