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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Cyprinoidei.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 64. Fig. 27 u. 28 (Schlundknochen mit den Schlundzahnen)1).

Kessler: Auszüge aus dem Berichte über eine an die nordwestlichen Küsten des schwar-
zen Meeres und durch die westliche Krym unternommene Reise, in dem Bulletin de
la societe imperiale des naturalistes de Moscou. Ann. 1859. pag. 524. Carpio Kollarii.

Dybowski: Versuch einer Monographie der Cyprinoiden Livlands. Dorpat, 1862. pag. 55.
Taf. I. Fig. 6. Schlundknochen, Taf. V. Carpio Kollarii.

Artcharakter: Mund mit schmächtigen Lippen umgeben, Bartfäden
dünne und sehr kurz; Schwanzflosse halbmondförmig aus-
geschnitten; der starke Knochenstrahl der Rücken- und
Afterflosse bald mehr bald weniger grob gezähnt
.

D. 4/17--20, P. 1/15--17, V. 2/8, A. 3/5--6, C. 19--20, Squ. 6--7/35--38/6--7.

Die Karpf-Karausche variirt in ihrer Totalgestalt und Färbung ausser-
ordentlich, indem sie bald dem gemeinen Karpfen, bald der unter dem Na-
men "Giebel" bekannten Karauschenform ähnlich sieht. Das Maul steht mehr
oder weniger schief, die Bartfäden desselben sind von denen des gemeinen Kar-
pfen wesentlich verschieden, indem dieselben äusserst kurz und dünn ent-
wickelt sind, so dass sie leicht übersehen werden können2); zwar kommen
auch an den echten Karpfen hier und dort die beiden oberen Bartfäden ver-
kürzt vor, immer aber besitzen sie eine dicke Basis. Das Stirnprofil zeigt
sich zuweilen sanft ausgehöhlt. Der Scheitel geht mit einem sanften Bogen
in den gewölbten Rücken über. Die Sculptur des Kiemendeckel-Apparats
ist meistens sehr rauh und giebt den beiden Hauptdeckeln öfters ein grob-
streifiges Ansehen. Die Flossen verhalten sich in ihrer Form ganz wie die
des gemeinen Karpfen, namentlich besitzt auch die Schwanzflosse einen
halbmondförmigen Ausschnitt.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 2.


Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Die Schlundknochen stimmen in ihren
Umrissen ganz mit denen des Karpfen
überein, während sich die Zähne auf
denselben in Zahl, Anordnung und Form
ganz verschieden verhalten. Mit Aus-
nahme des vordersten Zahnes, der seine
conische Krone unverändert bewahrt,
werden die übrigen etwas comprimirten
Zahnkronen, auch die des isolirt stehen-
den kleinen äusseren Zahnes, allmählich abgeschliffen, wobei sich die Seiten

1) Als zweite Art dieser Gattung Carpio wurde früher von Heckel (Nr. 11 c. pag. 1014)
Cyprinus Regina Bon. freilich nur vermuthungsweise betrachtet, wodurch es gekommen
sein dürfte, dass Schaefer (Nr. 59: pag. 297) diesen Karpfen ebenfalls unrichtiger Weise
der Gattung Carpio beizählte.
2) Wahrscheinlich hat auch Holandre (a. a. O.) die verkümmerten Bartfäden seines C.
striatus
übersehen, und deshalb diese Cyprinoiden-Form zu den bartlosen Karauschen ge-
stellt, konnte aber doch nicht umhin, von der einen Varietät des C. striatus anzugeben:
"un rudiment de barbillon a la commissure des levres".
Familie: Cyprinoidei.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 64. Fig. 27 u. 28 (Schlundknochen mit den Schlundzahnen)1).

Kessler: Auszüge aus dem Berichte über eine an die nordwestlichen Küsten des schwar-
zen Meeres und durch die westliche Krym unternommene Reise, in dem Bulletin de
la société impériale des naturalistes de Moscou. Ann. 1859. pag. 524. Carpio Kollarii.

Dybowski: Versuch einer Monographie der Cyprinoiden Livlands. Dorpat, 1862. pag. 55.
Taf. I. Fig. 6. Schlundknochen, Taf. V. Carpio Kollarii.

Artcharakter: Mund mit schmächtigen Lippen umgeben, Bartfäden
dünne und sehr kurz; Schwanzflosse halbmondförmig aus-
geschnitten; der starke Knochenstrahl der Rücken- und
Afterflosse bald mehr bald weniger grob gezähnt
.

D. 4/17—20, P. 1/15—17, V. 2/8, A. 3/5—6, C. 19—20, Squ. 6—7/35—38/6—7.

Die Karpf-Karausche variirt in ihrer Totalgestalt und Färbung ausser-
ordentlich, indem sie bald dem gemeinen Karpfen, bald der unter dem Na-
men »Giebel« bekannten Karauschenform ähnlich sieht. Das Maul steht mehr
oder weniger schief, die Bartfäden desselben sind von denen des gemeinen Kar-
pfen wesentlich verschieden, indem dieselben äusserst kurz und dünn ent-
wickelt sind, so dass sie leicht übersehen werden können2); zwar kommen
auch an den echten Karpfen hier und dort die beiden oberen Bartfäden ver-
kürzt vor, immer aber besitzen sie eine dicke Basis. Das Stirnprofil zeigt
sich zuweilen sanft ausgehöhlt. Der Scheitel geht mit einem sanften Bogen
in den gewölbten Rücken über. Die Sculptur des Kiemendeckel-Apparats
ist meistens sehr rauh und giebt den beiden Hauptdeckeln öfters ein grob-
streifiges Ansehen. Die Flossen verhalten sich in ihrer Form ganz wie die
des gemeinen Karpfen, namentlich besitzt auch die Schwanzflosse einen
halbmondförmigen Ausschnitt.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 2.


Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Die Schlundknochen stimmen in ihren
Umrissen ganz mit denen des Karpfen
überein, während sich die Zähne auf
denselben in Zahl, Anordnung und Form
ganz verschieden verhalten. Mit Aus-
nahme des vordersten Zahnes, der seine
conische Krone unverändert bewahrt,
werden die übrigen etwas comprimirten
Zahnkronen, auch die des isolirt stehen-
den kleinen äusseren Zahnes, allmählich abgeschliffen, wobei sich die Seiten

1) Als zweite Art dieser Gattung Carpio wurde früher von Heckel (Nr. 11 c. pag. 1014)
Cyprinus Regina Bon. freilich nur vermuthungsweise betrachtet, wodurch es gekommen
sein dürfte, dass Schaefer (Nr. 59: pag. 297) diesen Karpfen ebenfalls unrichtiger Weise
der Gattung Carpio beizählte.
2) Wahrscheinlich hat auch Holandre (a. a. O.) die verkümmerten Bartfäden seines C.
striatus
übersehen, und deshalb diese Cyprinoiden-Form zu den bartlosen Karauschen ge-
stellt, konnte aber doch nicht umhin, von der einen Varietät des C. striatus anzugeben:
»un rudiment de barbillon à la commissure des lèvres«.
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[92/0105] Familie: Cyprinoidei. Heckel und Kner Nr. 13: pag. 64. Fig. 27 u. 28 (Schlundknochen mit den Schlundzahnen) 1). Kessler: Auszüge aus dem Berichte über eine an die nordwestlichen Küsten des schwar- zen Meeres und durch die westliche Krym unternommene Reise, in dem Bulletin de la société impériale des naturalistes de Moscou. Ann. 1859. pag. 524. Carpio Kollarii. Dybowski: Versuch einer Monographie der Cyprinoiden Livlands. Dorpat, 1862. pag. 55. Taf. I. Fig. 6. Schlundknochen, Taf. V. Carpio Kollarii. Artcharakter: Mund mit schmächtigen Lippen umgeben, Bartfäden dünne und sehr kurz; Schwanzflosse halbmondförmig aus- geschnitten; der starke Knochenstrahl der Rücken- und Afterflosse bald mehr bald weniger grob gezähnt. D. 4/17—20, P. 1/15—17, V. 2/8, A. 3/5—6, C. 19—20, Squ. 6—7/35—38/6—7. Die Karpf-Karausche variirt in ihrer Totalgestalt und Färbung ausser- ordentlich, indem sie bald dem gemeinen Karpfen, bald der unter dem Na- men »Giebel« bekannten Karauschenform ähnlich sieht. Das Maul steht mehr oder weniger schief, die Bartfäden desselben sind von denen des gemeinen Kar- pfen wesentlich verschieden, indem dieselben äusserst kurz und dünn ent- wickelt sind, so dass sie leicht übersehen werden können 2); zwar kommen auch an den echten Karpfen hier und dort die beiden oberen Bartfäden ver- kürzt vor, immer aber besitzen sie eine dicke Basis. Das Stirnprofil zeigt sich zuweilen sanft ausgehöhlt. Der Scheitel geht mit einem sanften Bogen in den gewölbten Rücken über. Die Sculptur des Kiemendeckel-Apparats ist meistens sehr rauh und giebt den beiden Hauptdeckeln öfters ein grob- streifiges Ansehen. Die Flossen verhalten sich in ihrer Form ganz wie die des gemeinen Karpfen, namentlich besitzt auch die Schwanzflosse einen halbmondförmigen Ausschnitt. [Abbildung] [Abbildung Fig. 2. Schlundknochen und Schlundzähne (nach Heckel und Kner). ] Die Schlundknochen stimmen in ihren Umrissen ganz mit denen des Karpfen überein, während sich die Zähne auf denselben in Zahl, Anordnung und Form ganz verschieden verhalten. Mit Aus- nahme des vordersten Zahnes, der seine conische Krone unverändert bewahrt, werden die übrigen etwas comprimirten Zahnkronen, auch die des isolirt stehen- den kleinen äusseren Zahnes, allmählich abgeschliffen, wobei sich die Seiten 1) Als zweite Art dieser Gattung Carpio wurde früher von Heckel (Nr. 11 c. pag. 1014) Cyprinus Regina Bon. freilich nur vermuthungsweise betrachtet, wodurch es gekommen sein dürfte, dass Schaefer (Nr. 59: pag. 297) diesen Karpfen ebenfalls unrichtiger Weise der Gattung Carpio beizählte. 2) Wahrscheinlich hat auch Holandre (a. a. O.) die verkümmerten Bartfäden seines C. striatus übersehen, und deshalb diese Cyprinoiden-Form zu den bartlosen Karauschen ge- stellt, konnte aber doch nicht umhin, von der einen Varietät des C. striatus anzugeben: »un rudiment de barbillon à la commissure des lèvres«.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/105>, abgerufen am 28.04.2024.