Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Fünfftes Buch. 170. GOtt sind alle Werke gleich. GOtt sind die Werke gleich/ der Heilge wann er trinkt/ Gefället Jhm so wol/ als wann er Bett und singt. 171. Die Tugenden hängen alle anein- ander. Die Tugenden sind so verknüpffet und verbunden/ Wer ein' alleine hat der hat sie alle funden. 172. Alle Tugenden sind eine Tugend. Schau alle Tugenden ist ein' ohn unterscheid: Wiltu den Rahmen hörn? sie heist Gerechtigkeit. 173. GOtt hat keine Gedanken. Mensch GOtt gedänket nichts. Ja wärn in Jhm Gedanken(wanken. So könt' Er hin und her/ welchs Jhm nicht zusteht/ 174. Was der Heilige thut/ thut GOtt in jhm. Gott thut im Heligen selbst alls was der Heilge thut: GOtt geht/ sieht/ liegt/ schläfft/ wacht/ jßt trinkt/ hat gutten Muth. 171. Daß Gewissen ist ein Wegweiser. Mensch wenn du jrre gehst so frage dein Gewissen: Du wirst ohn alln Verzug die Strass-erkennen müssen. 176. Christus ist ein Lebendiges Buch gewest. Daß Lebendige Buch deß Lebens unß zulesen/ (wesen- Jst Christus auf der Weit mit Red' und That ge- 177. Wer daß Buch deß Lebens lieset. Mensch wer dem HErren folgt in seinem Thun und lassen/ Der liest deß Lebens Buch/ und kan die Meinung fassen. 178. Chri- H
Fuͤnfftes Buch. 170. GOtt ſind alle Werke gleich. GOtt ſind die Werke gleich/ der Heilge wañ er trinkt/ Gefaͤllet Jhm ſo wol/ als wann er Bett und ſingt. 171. Die Tugenden haͤngen alle anein- ander. Die Tugenden ſind ſo verknuͤpffet und verbunden/ Wer ein’ alleine hat der hat ſie alle funden. 172. Alle Tugenden ſind eine Tugend. Schau alle Tugenden iſt ein’ ohn unterſcheid: Wiltu den Rahmen hoͤrn? ſie heiſt Gerechtigkeit. 173. GOtt hat keine Gedanken. Menſch GOtt gedaͤnket nichts. Ja waͤrn in Jhm Gedanken(wanken. So koͤnt’ Er hin und her/ welchs Jhm nicht zuſteht/ 174. Was der Heilige thut/ thut GOtt in jhm. Gott thut im Heligen ſelbſt alls was der Heilge thut: GOtt geht/ ſieht/ liegt/ ſchlaͤfft/ wacht/ jßt trinkt/ hat gutten Muth. 171. Daß Gewiſſen iſt ein Wegweiſer. Menſch wenn du jrre gehſt ſo frage dein Gewiſſen: Du wirſt ohn alln Verzug die Straſſ-erkennen muͤſſẽ. 176. Chriſtus iſt ein Lebendiges Buch geweſt. Daß Lebendige Buch deß Lebens unß zuleſen/ (weſen- Jſt Chriſtus auf der Weit mit Red’ und That ge- 177. Wer daß Buch deß Lebens lieſet. Menſch wer dem HErren folgt in ſeinem Thun und laſſen/ Der lieſt deß Lebens Buch/ uñ kan die Meinung faſſen. 178. Chri- H
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Fuͤnfftes Buch.
170. GOtt ſind alle Werke gleich.
GOtt ſind die Werke gleich/ der Heilge wañ er trinkt/
Gefaͤllet Jhm ſo wol/ als wann er Bett und ſingt.
171. Die Tugenden haͤngen alle anein-
ander.
Die Tugenden ſind ſo verknuͤpffet und verbunden/
Wer ein’ alleine hat der hat ſie alle funden.
172. Alle Tugenden ſind eine Tugend.
Schau alle Tugenden iſt ein’ ohn unterſcheid:
Wiltu den Rahmen hoͤrn? ſie heiſt Gerechtigkeit.
173. GOtt hat keine Gedanken.
Menſch GOtt gedaͤnket nichts. Ja waͤrn in Jhm
Gedanken(wanken.
So koͤnt’ Er hin und her/ welchs Jhm nicht zuſteht/
174. Was der Heilige thut/ thut GOtt
in jhm.
Gott thut im Heligen ſelbſt alls was der Heilge thut:
GOtt geht/ ſieht/ liegt/ ſchlaͤfft/ wacht/ jßt trinkt/ hat
gutten Muth.
171. Daß Gewiſſen iſt ein Wegweiſer.
Menſch wenn du jrre gehſt ſo frage dein Gewiſſen:
Du wirſt ohn alln Verzug die Straſſ-erkennen muͤſſẽ.
176. Chriſtus iſt ein Lebendiges Buch
geweſt.
Daß Lebendige Buch deß Lebens unß zuleſen/ (weſen-
Jſt Chriſtus auf der Weit mit Red’ und That ge-
177. Wer daß Buch deß Lebens lieſet.
Menſch wer dem HErren folgt in ſeinem Thun und
laſſen/
Der lieſt deß Lebens Buch/ uñ kan die Meinung faſſen.
178. Chri-
H
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 169[167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/173>, abgerufen am 11.12.2023. |