Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Andertes Buch. 78. Ein Lieb verzukt daß andre. Wenn meine Seele GOtt im Geist begegnen kan/ So start (O JEsu Christ!) ein Lieb daß Ander an. 79. Der geistliche Tempel GOttes. Die Pforten deiner Stadt/ Mein GOtt/ sind Perle- fein: Was muß doch für ein Blitz mein Geist dein Tempel sein. 80. Daß geistliche Zion. Führ auf HErr deinen Bau/ hier ist die Friedens- St[a][d][t]/ Hier ist wo Salomon dein Sohn sein Zion hat. 81. Der Oelberg. Sol dich deß Herren Angst erlösen von beschwerden/ So muß dein Hertze vor zu einem Oelberg werden. 82. Daß Hertze. Mein Hertz ist unten eng' und obenher so weit/ Daß es GOtt offen sey/ und nicht der Jrrdigkeit. 83. Der geistliche Berg. Jch bin ein Berg in GOtt/ und muß mich selber steigen/ Daferne GOtt mir sol sein liebes Antlitz zeigen. 84. Die erleuchtung. Hin auf. Wo dich der Blitz mit Christo sol umb- gehen/ Mustu wie seine drey auf Thabors höhe leben. 85. Dein Kärker bistu selbst. Die Weit die hält dich nicht: du selber bist die Welt/ Die dich in dir mit dir so stark gefangen hält. 86. Du
Andertes Buch. 78. Ein Lieb verzukt daß andre. Wenn meine Seele GOtt im Geiſt begegnen kan/ So ſtart (O JEſu Chriſt!) ein Lieb daß Ander an. 79. Der geiſtliche Tempel GOttes. Die Pforten deiner Stadt/ Mein GOtt/ ſind Perle- fein: Was muß doch fuͤr ein Blitz mein Geiſt dein Tempel ſein. 80. Daß geiſtliche Zion. Fuͤhr auf HErꝛ deinen Bau/ hier iſt die Friedens- St[a][d][t]/ Hier iſt wo Salomon dein Sohn ſein Zion hat. 81. Der Oelberg. Sol dich deß Herren Angſt erloͤſen von beſchwerden/ So muß dein Hertze vor zu einem Oelberg werden. 82. Daß Hertze. Mein Hertz iſt unten eng’ und obenher ſo weit/ Daß es GOtt offen ſey/ und nicht der Jrꝛdigkeit. 83. Der geiſtliche Berg. Jch bin ein Berg in GOtt/ und muß mich ſelber ſteigen/ Daferne GOtt mir ſol ſein liebes Antlitz zeigen. 84. Die erleuchtung. Hin auf. Wo dich der Blitz mit Chriſto ſol umb- gehen/ Muſtu wie ſeine drey auf Thabors hoͤhe leben. 85. Dein Kaͤrker biſtu ſelbſt. Die Weit die haͤlt dich nicht: du ſelber biſt die Welt/ Die dich in dir mit dir ſo ſtark gefangen haͤlt. 86. Du
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Andertes Buch.
78. Ein Lieb verzukt daß andre.
Wenn meine Seele GOtt im Geiſt begegnen kan/
So ſtart (O JEſu Chriſt!) ein Lieb daß
Ander an.
79. Der geiſtliche Tempel GOttes.
Die Pforten deiner Stadt/ Mein GOtt/ ſind Perle-
fein:
Was muß doch fuͤr ein Blitz mein Geiſt dein Tempel
ſein.
80. Daß geiſtliche Zion.
Fuͤhr auf HErꝛ deinen Bau/ hier iſt die Friedens-
Stadt/
Hier iſt wo Salomon dein Sohn ſein Zion hat.
81. Der Oelberg.
Sol dich deß Herren Angſt erloͤſen von beſchwerden/
So muß dein Hertze vor zu einem Oelberg werden.
82. Daß Hertze.
Mein Hertz iſt unten eng’ und obenher ſo weit/
Daß es GOtt offen ſey/ und nicht der Jrꝛdigkeit.
83. Der geiſtliche Berg.
Jch bin ein Berg in GOtt/ und muß mich ſelber ſteigen/
Daferne GOtt mir ſol ſein liebes Antlitz zeigen.
84. Die erleuchtung.
Hin auf. Wo dich der Blitz mit Chriſto ſol umb-
gehen/
Muſtu wie ſeine drey auf Thabors hoͤhe leben.
85. Dein Kaͤrker biſtu ſelbſt.
Die Weit die haͤlt dich nicht: du ſelber biſt die Welt/
Die dich in dir mit dir ſo ſtark gefangen haͤlt.
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 67[65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/71>, abgerufen am 29.11.2023. |