Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Drittes Buch. 6. Die GOtts gewürdigte Einfalt. Denkt doch/ was Demut ist! seht doch was Einfalt Die Hirten schauen GOtt am allerersten an. (kan!) Der siht Gott nimmer mehr/ noch dort noch hier auf Erden/ Der nicht gantz jnniglich begehrt ein Hirt zu werden. 7. Daß wolbethaute Heu. Kein Vieh hat besser Heu/ weil Graß wächst/ je genos- Als was mein Jesulein der ärmste hat begossen (sen/ Mit seiner Aüglein thau: Jch dächte mich/ allein Durch diese Kost gerecht und Ewig satt zu sein. 8. Die seelige Nachtstille. Merk/ in der stillen Nacht wird GOtt ein Kind ge- bohrn/ Und widerumb ersetzt/ was Adam hat verlohrn: Jst deine Seele still/ und dem Geschöpffe Nacht/ So wird GOtt in dir Mensch/ und alles wiederbracht. 9. An die Hirten. Gieb Antwort liebes Volk/ was hastu doch gesungen Als du in Stall eingingst mit den erbebten Zungen/ Und GOtt ein Kind gesehn? Daß auch mein Jesulein Mit einem Hirten Lied von mir gepreist kan sein. 10. Daß Unerhörte Wunder. Schaut doch jhr lieben schaut/ die Jungfrau säugt ein Kind/ Von welchem ich und sie/ und jhr/ gesäuget sind. 11. Der eingemenschte GOtt. GOtt trinkt der Menschheit Milch/ läst seiner GOtt- heit Wein: Wie solt er dann numehr nicht gar durch Menschet sein. 12. Es trägt und wird getragen. Daß Wort daß alles trägt/ auch selbsten GOtt den Alten/ Muß hier ein Jungfräulein mit jhren ärmlein halten. 13. Jch
Drittes Buch. 6. Die GOtts gewuͤrdigte Einfalt. Denkt doch/ was Demut iſt! ſeht doch was Einfalt Die Hirten ſchauen GOtt am allererſten an. (kan!) Der ſiht Gott nim̃er mehr/ noch dort noch hier auf Erdẽ/ Der nicht gantz jnniglich begehrt ein Hirt zu werden. 7. Daß wolbethaute Heu. Kein Vieh hat beſſer Heu/ weil Graß waͤchſt/ je genoſ- Als was mein Jeſulein der aͤrmſte hat begoſſen (ſen/ Mit ſeiner Aüglein thau: Jch daͤchte mich/ allein Durch dieſe Koſt gerecht und Ewig ſatt zu ſein. 8. Die ſeelige Nachtſtille. Merk/ in der ſtillen Nacht wird GOtt ein Kind ge- bohrn/ Und widerumb erſetzt/ was Adam hat verlohrn: Jſt deine Seele ſtill/ und dem Geſchoͤpffe Nacht/ So wird GOtt in dir Menſch/ und alles wiederbracht. 9. An die Hirten. Gieb Antwort liebes Volk/ was haſtu doch geſungen Als du in Stall eingingſt mit den erbebten Zungen/ Und GOtt ein Kind geſehn? Daß auch mein Jeſulein Mit einem Hirten Lied von mir gepreiſt kan ſein. 10. Daß Unerhoͤrte Wunder. Schaut doch jhr lieben ſchaut/ die Jungfrau ſaͤugt ein Kind/ Von welchem ich und ſie/ und jhr/ geſaͤuget ſind. 11. Der eingemenſchte GOtt. GOtt trinkt der Menſchheit Milch/ laͤſt ſeiner GOtt- heit Wein: Wie ſolt er dañ numehr nicht gar durch Menſchet ſein. 12. Es traͤgt und wird getragen. Daß Wort daß alles traͤgt/ auch ſelbſten GOtt den Alten/ Muß hier ein Jungfraͤulein mit jhren aͤrmlein halten. 13. Jch
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Drittes Buch.
6. Die GOtts gewuͤrdigte Einfalt.
Denkt doch/ was Demut iſt! ſeht doch was Einfalt
Die Hirten ſchauen GOtt am allererſten an. (kan!)
Der ſiht Gott nim̃er mehr/ noch dort noch hier auf Erdẽ/
Der nicht gantz jnniglich begehrt ein Hirt zu werden.
7. Daß wolbethaute Heu.
Kein Vieh hat beſſer Heu/ weil Graß waͤchſt/ je genoſ-
Als was mein Jeſulein der aͤrmſte hat begoſſen (ſen/
Mit ſeiner Aüglein thau: Jch daͤchte mich/ allein
Durch dieſe Koſt gerecht und Ewig ſatt zu ſein.
8. Die ſeelige Nachtſtille.
Merk/ in der ſtillen Nacht wird GOtt ein Kind ge-
bohrn/
Und widerumb erſetzt/ was Adam hat verlohrn:
Jſt deine Seele ſtill/ und dem Geſchoͤpffe Nacht/
So wird GOtt in dir Menſch/ und alles wiederbracht.
9. An die Hirten.
Gieb Antwort liebes Volk/ was haſtu doch geſungen
Als du in Stall eingingſt mit den erbebten Zungen/
Und GOtt ein Kind geſehn? Daß auch mein Jeſulein
Mit einem Hirten Lied von mir gepreiſt kan ſein.
10. Daß Unerhoͤrte Wunder.
Schaut doch jhr lieben ſchaut/ die Jungfrau ſaͤugt
ein Kind/
Von welchem ich und ſie/ und jhr/ geſaͤuget ſind.
11. Der eingemenſchte GOtt.
GOtt trinkt der Menſchheit Milch/ laͤſt ſeiner GOtt-
heit Wein:
Wie ſolt er dañ numehr nicht gar durch Menſchet ſein.
12. Es traͤgt und wird getragen.
Daß Wort daß alles traͤgt/ auch ſelbſten GOtt den
Alten/
Muß hier ein Jungfraͤulein mit jhren aͤrmlein halten.
13. Jch
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 89[87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/93>, abgerufen am 01.12.2023. |