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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
292. Der Seeligen Lohn.
Was ist der Seelgen Lohn? Was wird mir nach dem
Streit?
Es ist die Lilie der lautern Göttligkeit.
293. Wenn man Vergöttet ist.
Mensch/ wann dich weder Lieb berührt/ noch Leid
verletzt/
So bistu recht in GOtt/ und GOtt in dich bersetzt.
294. GOtt ist ohne Willen.
Wir bethen es gescheh mein Herr und Gott dein wille:
* Und sih/ Er hat nicht will': Er ist ein Ewge stille.
* Versteh einen zufälligen willen: denn was
GOtt wil/ das wil Er wesentlich.
295. Es mus in dir vor seyn.
Mensch wird das Paradiß in dir nicht erstlich seyn/
So glaube mir gewiß/ du kommest nimmer drein.
296. Die Nächsten GOttes gespielen.
Gott' ist nicht alles nah: die Jungfraw und das Kind/
Die zwey die sinds allein die Gottsgespielen sind.
297. Nicht Nakt und doch unbekleidt.
Nakt darf ich nicht für Gott; und muß doch unbekleidt
Jns Himmelreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt.
298. Das Himmelreich ist innwendig
in uns.
Christ mein wo lauffstu hin? der Himmel ist in dir.
Was suchstu jhn dann erst bey eines andern Thür?
299. Mit
C 7
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
292. Der Seeligen Lohn.
Was iſt der Seelgen Lohn? Was wird mir nach dem
Streit?
Es iſt die Lilie der lautern Goͤttligkeit.
293. Wenn man Vergoͤttet iſt.
Menſch/ wann dich weder Lieb beruͤhrt/ noch Leid
verletzt/
So biſtu recht in GOtt/ und GOtt in dich berſetzt.
294. GOtt iſt ohne Willen.
Wir bethen es geſcheh mein Herr und Gott dein wille:
* Und ſih/ Er hat nicht will’: Er iſt ein Ewge ſtille.
* Verſteh einen zufaͤlligen willen: denn was
GOtt wil/ das wil Er weſentlich.
295. Es mus in dir vor ſeyn.
Menſch wird das Paradiß in dir nicht erſtlich ſeyn/
So glaube mir gewiß/ du kommeſt nimmer drein.
296. Die Naͤchſten GOttes geſpielen.
Gott’ iſt nicht alles nah: die Jungfraw und das Kind/
Die zwey die ſinds allein die Gottsgeſpielen ſind.
297. Nicht Nakt und doch unbekleidt.
Nakt darf ich nicht fuͤr Gott; und muß doch unbekleidt
Jns Him̄elreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt.
298. Das Him̄elreich iſt innwendig
in uns.
Chriſt mein wo lauffſtu hin? der Himmel iſt in dir.
Was ſuchſtu jhn dann erſt bey eines andern Thuͤr?
299. Mit
C 7
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[59/0065] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 292. Der Seeligen Lohn. Was iſt der Seelgen Lohn? Was wird mir nach dem Streit? Es iſt die Lilie der lautern Goͤttligkeit. 293. Wenn man Vergoͤttet iſt. Menſch/ wann dich weder Lieb beruͤhrt/ noch Leid verletzt/ So biſtu recht in GOtt/ und GOtt in dich berſetzt. 294. GOtt iſt ohne Willen. Wir bethen es geſcheh mein Herr und Gott dein wille: * Und ſih/ Er hat nicht will’: Er iſt ein Ewge ſtille. * Verſteh einen zufaͤlligen willen: denn was GOtt wil/ das wil Er weſentlich. 295. Es mus in dir vor ſeyn. Menſch wird das Paradiß in dir nicht erſtlich ſeyn/ So glaube mir gewiß/ du kommeſt nimmer drein. 296. Die Naͤchſten GOttes geſpielen. Gott’ iſt nicht alles nah: die Jungfraw und das Kind/ Die zwey die ſinds allein die Gottsgeſpielen ſind. 297. Nicht Nakt und doch unbekleidt. Nakt darf ich nicht fuͤr Gott; und muß doch unbekleidt Jns Him̄elreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt. 298. Das Him̄elreich iſt innwendig in uns. Chriſt mein wo lauffſtu hin? der Himmel iſt in dir. Was ſuchſtu jhn dann erſt bey eines andern Thuͤr? 299. Mit C 7

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/65>, abgerufen am 30.04.2024.