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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. V. SECTIO XXXIX.
Göttliche gnade, friede, trost, licht, leben und heil, in dem
der uns solches alles ist, in Christo JEsu!

Hoch-edl/ vest und hochgelehrter/ insonders hochgeehrter
Herr Vetter/ und werthester wohlthäter.

NAchdem mir über Leipzig die betrübte zeitung gekommen, daß dessen werthe
person nach GOttes heiligen willen nunmehr in fast schwachen und zu dem
abschied leider neigenden zustand wegen überhand nehmender geschwulst
stehe, also, daß menschliche mittel ohne eine wunderthätige krafft des Allmächtigen
einige besserung nicht mehr versprechen könten: und aber die weite entlegenheit des
orts mir und den meinigen nicht zugeben, daß wir einige schuldige kindliche aufwar-
tung und pflege wircklich abstatten könten, so hat gleichwol meine pflicht erfordern
wollen, wie mit dem gebet vor GOtt desto eiffriger anzuhalten, so ich versichern kan,
eine zeither des tages nicht nur einmal geschehen zu seyn, also auch was ich bey dessen
kranckenbett stehende zu thun gehabt haben würde, hiemit schrifftlich zu thun. Da
denn billig das erste ist, daß mit und vor werthesten väterlichen gutthäter dem himm-
lischen Vater und geber alles guten demüthigsten danck sage vor alle auch demsel-
ben die gantze lebens-zeit erwiesene unzähliche wohlthaten, wie zum fordersten in
dem geistlichen, also nochmals auch in so vielem leiblichen. Massen ob es wol sei-
ner güte und weißheit gefallen hat, den übrigen wohlstand und vielen segen mit man-
nigmaligen ungemachen, leiden und creutz offters etwas zu verbittern, dessen diesel-
be auch heilige und heilsame ursachen gehabt, die ich von selbs erkant zu werden
nicht zweiffle, so habe gleichwol ich und viele andere freunde und bis daher unsers
hoch geehrtesten Herrn Vettern person als einem von GOtt in dem zeitlichen nach
allen stücken, den einigen mangel des ehesegens (so vielleicht zu dieser zeit einige
selbst, als ein stück eines segens, wo man niemand der seinigen in so schrecklichen ge-
fahren der itzigen zeiten der göttlichen gerichte mit sorgen und forcht nach sich lassen
muß, angesehen werden mag) vor vielen tausend andern gesegneten mann uns vor-
gestellet, an welchem der treue Vater zeigen wollen, wie gut es die haben sollen, die er
liebet, und ihnen solchen segen an besserem nicht schädlich erachtet. Nun der HErr
seye vor alles solches, was diese 86. jahr über von seiner höhe gutes sich über dessen
seel und leib ergossen, hertzlich gepriesen von uns jetzt hier in der zeit, bis dorten in
der ewigkeit der danck völliger abgestattet werden möge. Nechst dem liegt mir
ob auch gegen unsern hochgeliebten Herrn Vettern selbs den gehorsamen und
kindlichen danck abzustatten, vor alle, wie in dem übrigen meinen geliebten ge-
schwistern und andern angehörigen, also absonderlich mir erzeigte väterliche gut-
thaten, wenn derselbe nicht nur mich 1651. bey meinem ersten antrit auf die uni-

ver-
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ARTIC. V. SECTIO XXXIX.
Goͤttliche gnade, friede, troſt, licht, leben und heil, in dem
der uns ſolches alles iſt, in Chriſto JEſu!

Hoch-edl/ veſt und hochgelehrter/ inſonders hochgeehrter
Herr Vetter/ und wertheſter wohlthaͤter.

NAchdem mir uͤber Leipzig die betruͤbte zeitung gekommen, daß deſſen werthe
perſon nach GOttes heiligen willen nunmehr in faſt ſchwachen und zu dem
abſchied leider neigenden zuſtand wegen uͤberhand nehmender geſchwulſt
ſtehe, alſo, daß menſchliche mittel ohne eine wunderthaͤtige krafft des Allmaͤchtigen
einige beſſerung nicht mehr verſprechen koͤnten: und aber die weite entlegenheit des
orts mir und den meinigen nicht zugeben, daß wir einige ſchuldige kindliche aufwar-
tung und pflege wircklich abſtatten koͤnten, ſo hat gleichwol meine pflicht erfordern
wollen, wie mit dem gebet vor GOtt deſto eiffriger anzuhalten, ſo ich verſichern kan,
eine zeither des tages nicht nur einmal geſchehen zu ſeyn, alſo auch was ich bey deſſen
kranckenbett ſtehende zu thun gehabt haben wuͤrde, hiemit ſchrifftlich zu thun. Da
denn billig das erſte iſt, daß mit und vor wertheſten vaͤterlichen gutthaͤter dem himm-
liſchen Vater und geber alles guten demuͤthigſten danck ſage vor alle auch demſel-
ben die gantze lebens-zeit erwieſene unzaͤhliche wohlthaten, wie zum forderſten in
dem geiſtlichen, alſo nochmals auch in ſo vielem leiblichen. Maſſen ob es wol ſei-
ner guͤte und weißheit gefallen hat, den uͤbrigen wohlſtand und vielen ſegen mit man-
nigmaligen ungemachen, leiden und creutz offters etwas zu verbittern, deſſen dieſel-
be auch heilige und heilſame urſachen gehabt, die ich von ſelbs erkant zu werden
nicht zweiffle, ſo habe gleichwol ich und viele andere freunde und bis daher unſers
hoch geehrteſten Herrn Vettern perſon als einem von GOtt in dem zeitlichen nach
allen ſtuͤcken, den einigen mangel des eheſegens (ſo vielleicht zu dieſer zeit einige
ſelbſt, als ein ſtuͤck eines ſegens, wo man niemand der ſeinigen in ſo ſchrecklichen ge-
fahren der itzigen zeiten der goͤttlichen gerichte mit ſorgen und forcht nach ſich laſſen
muß, angeſehen werden mag) vor vielen tauſend andern geſegneten mann uns vor-
geſtellet, an welchem der treue Vater zeigen wollen, wie gut es die haben ſollen, die er
liebet, und ihnen ſolchen ſegen an beſſerem nicht ſchaͤdlich erachtet. Nun der HErr
ſeye vor alles ſolches, was dieſe 86. jahr uͤber von ſeiner hoͤhe gutes ſich uͤber deſſen
ſeel und leib ergoſſen, hertzlich geprieſen von uns jetzt hier in der zeit, bis dorten in
der ewigkeit der danck voͤlliger abgeſtattet werden moͤge. Nechſt dem liegt mir
ob auch gegen unſern hochgeliebten Herrn Vettern ſelbs den gehorſamen und
kindlichen danck abzuſtatten, vor alle, wie in dem uͤbrigen meinen geliebten ge-
ſchwiſtern und andern angehoͤrigen, alſo abſonderlich mir erzeigte vaͤterliche gut-
thaten, wenn derſelbe nicht nur mich 1651. bey meinem erſten antrit auf die uni-

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[629/0641] ARTIC. V. SECTIO XXXIX. Goͤttliche gnade, friede, troſt, licht, leben und heil, in dem der uns ſolches alles iſt, in Chriſto JEſu! Hoch-edl/ veſt und hochgelehrter/ inſonders hochgeehrter Herr Vetter/ und wertheſter wohlthaͤter. NAchdem mir uͤber Leipzig die betruͤbte zeitung gekommen, daß deſſen werthe perſon nach GOttes heiligen willen nunmehr in faſt ſchwachen und zu dem abſchied leider neigenden zuſtand wegen uͤberhand nehmender geſchwulſt ſtehe, alſo, daß menſchliche mittel ohne eine wunderthaͤtige krafft des Allmaͤchtigen einige beſſerung nicht mehr verſprechen koͤnten: und aber die weite entlegenheit des orts mir und den meinigen nicht zugeben, daß wir einige ſchuldige kindliche aufwar- tung und pflege wircklich abſtatten koͤnten, ſo hat gleichwol meine pflicht erfordern wollen, wie mit dem gebet vor GOtt deſto eiffriger anzuhalten, ſo ich verſichern kan, eine zeither des tages nicht nur einmal geſchehen zu ſeyn, alſo auch was ich bey deſſen kranckenbett ſtehende zu thun gehabt haben wuͤrde, hiemit ſchrifftlich zu thun. Da denn billig das erſte iſt, daß mit und vor wertheſten vaͤterlichen gutthaͤter dem himm- liſchen Vater und geber alles guten demuͤthigſten danck ſage vor alle auch demſel- ben die gantze lebens-zeit erwieſene unzaͤhliche wohlthaten, wie zum forderſten in dem geiſtlichen, alſo nochmals auch in ſo vielem leiblichen. Maſſen ob es wol ſei- ner guͤte und weißheit gefallen hat, den uͤbrigen wohlſtand und vielen ſegen mit man- nigmaligen ungemachen, leiden und creutz offters etwas zu verbittern, deſſen dieſel- be auch heilige und heilſame urſachen gehabt, die ich von ſelbs erkant zu werden nicht zweiffle, ſo habe gleichwol ich und viele andere freunde und bis daher unſers hoch geehrteſten Herrn Vettern perſon als einem von GOtt in dem zeitlichen nach allen ſtuͤcken, den einigen mangel des eheſegens (ſo vielleicht zu dieſer zeit einige ſelbſt, als ein ſtuͤck eines ſegens, wo man niemand der ſeinigen in ſo ſchrecklichen ge- fahren der itzigen zeiten der goͤttlichen gerichte mit ſorgen und forcht nach ſich laſſen muß, angeſehen werden mag) vor vielen tauſend andern geſegneten mann uns vor- geſtellet, an welchem der treue Vater zeigen wollen, wie gut es die haben ſollen, die er liebet, und ihnen ſolchen ſegen an beſſerem nicht ſchaͤdlich erachtet. Nun der HErr ſeye vor alles ſolches, was dieſe 86. jahr uͤber von ſeiner hoͤhe gutes ſich uͤber deſſen ſeel und leib ergoſſen, hertzlich geprieſen von uns jetzt hier in der zeit, bis dorten in der ewigkeit der danck voͤlliger abgeſtattet werden moͤge. Nechſt dem liegt mir ob auch gegen unſern hochgeliebten Herrn Vettern ſelbs den gehorſamen und kindlichen danck abzuſtatten, vor alle, wie in dem uͤbrigen meinen geliebten ge- ſchwiſtern und andern angehoͤrigen, alſo abſonderlich mir erzeigte vaͤterliche gut- thaten, wenn derſelbe nicht nur mich 1651. bey meinem erſten antrit auf die uni- ver- k k k k 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/641>, abgerufen am 29.04.2024.