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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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""Auf ewig,"" antwortete sie, indem sie meine
Hand faßte."

"In diesem Augenblicke kam Alfred auf uns herzu.
Er bemerkte nichts. Wir gingen schweigend neben
ihm in dem Gange dahin. Er erzählte uns, daß die
Namen der Bäume, die auf weiße Blechtäfelchen ge¬
schrieben sind, welche Täfelchen an Draht von dem
untersten Aste jedes Baumes hernieder hängen, von
den Leuten oft sehr verunreinigt würden, daß man sie
alle puzen solle, und daß der Vater den Befehl erlassen
sollte, daß ein jeder, der einen Baum wäscht, puzt
oder dergleichen, oder der sonst eine Arbeit bei ihm
verrichtet, sich sehr in Acht zu nehmen habe, daß er
das Täfelchen nicht besprizt oder sonst eine Unreinig¬
keit darauf bringt. Dann erzählte er uns, daß er
schöne Borsdorfer Äpfel gefunden habe, welche durch
einen Insektenstich zu einer früheren beinahe vollkom¬
menen Reife gediehen seien. Er habe sie am Stamme
des Baumes zusammengelegt, und werde den Vater
bitten, sie zu untersuchen, ob man sie nicht doch brau¬
chen könne. Dann seien viele andere, welche vor der
Zeit abfielen, weil die Bäume heuer mit zu viel Obst
beladen wären, und ihre Kraft nicht genug ist, alle
zur Reife zu bringen. Diese habe er auch zusammen¬

„„Auf ewig,““ antwortete ſie, indem ſie meine
Hand faßte.“

„In dieſem Augenblicke kam Alfred auf uns herzu.
Er bemerkte nichts. Wir gingen ſchweigend neben
ihm in dem Gange dahin. Er erzählte uns, daß die
Namen der Bäume, die auf weiße Blechtäfelchen ge¬
ſchrieben ſind, welche Täfelchen an Draht von dem
unterſten Aſte jedes Baumes hernieder hängen, von
den Leuten oft ſehr verunreinigt würden, daß man ſie
alle puzen ſolle, und daß der Vater den Befehl erlaſſen
ſollte, daß ein jeder, der einen Baum wäſcht, puzt
oder dergleichen, oder der ſonſt eine Arbeit bei ihm
verrichtet, ſich ſehr in Acht zu nehmen habe, daß er
das Täfelchen nicht beſprizt oder ſonſt eine Unreinig¬
keit darauf bringt. Dann erzählte er uns, daß er
ſchöne Borsdorfer Äpfel gefunden habe, welche durch
einen Inſektenſtich zu einer früheren beinahe vollkom¬
menen Reife gediehen ſeien. Er habe ſie am Stamme
des Baumes zuſammengelegt, und werde den Vater
bitten, ſie zu unterſuchen, ob man ſie nicht doch brau¬
chen könne. Dann ſeien viele andere, welche vor der
Zeit abfielen, weil die Bäume heuer mit zu viel Obſt
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[290/0304] „„Auf ewig,““ antwortete ſie, indem ſie meine Hand faßte.“ „In dieſem Augenblicke kam Alfred auf uns herzu. Er bemerkte nichts. Wir gingen ſchweigend neben ihm in dem Gange dahin. Er erzählte uns, daß die Namen der Bäume, die auf weiße Blechtäfelchen ge¬ ſchrieben ſind, welche Täfelchen an Draht von dem unterſten Aſte jedes Baumes hernieder hängen, von den Leuten oft ſehr verunreinigt würden, daß man ſie alle puzen ſolle, und daß der Vater den Befehl erlaſſen ſollte, daß ein jeder, der einen Baum wäſcht, puzt oder dergleichen, oder der ſonſt eine Arbeit bei ihm verrichtet, ſich ſehr in Acht zu nehmen habe, daß er das Täfelchen nicht beſprizt oder ſonſt eine Unreinig¬ keit darauf bringt. Dann erzählte er uns, daß er ſchöne Borsdorfer Äpfel gefunden habe, welche durch einen Inſektenſtich zu einer früheren beinahe vollkom¬ menen Reife gediehen ſeien. Er habe ſie am Stamme des Baumes zuſammengelegt, und werde den Vater bitten, ſie zu unterſuchen, ob man ſie nicht doch brau¬ chen könne. Dann ſeien viele andere, welche vor der Zeit abfielen, weil die Bäume heuer mit zu viel Obſt beladen wären, und ihre Kraft nicht genug iſt, alle zur Reife zu bringen. Dieſe habe er auch zuſammen¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/304>, abgerufen am 29.04.2024.