Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebäude und der Höfe gingen die von ihrer Arbeit in
ihren Leinenkleidern fast gelbbraun gefärbten Gesellen
herum, in dem großen Gewölbe zu ebener Erde und
in den zwei kleinen daran stoßenden lagen Lederballen
aufgethürmt, auf den Stangen des Trokenbodens
hingen Häute, und in den großen Austheilzimmern
wurden sie gesondert und geordnet. In dem Verkauf¬
gewölbe lagen sie zierlich in den Fächern. Im Rinder¬
stalle standen Kühe, im Pferdestalle waren sechs
Pferde und in dem Wagenbehältniß Kutschen und
Wägen, ich erinnere mich sogar noch auf den großen
schwarzen Hund Hassan, der im großen Hofe war,
und bei dem Thore desselben jederman hinein ließ,
aber niemand hinaus."

"Unser Vater war ein großer starker Mann, der
in den weitläufigen Räumen des Hauses herum ging,
alles besah, und alles anordnete. Er ging fast nie
aus dem Hause, außer wenn er Geschäfte hatte, oder
in die Kirche ging; und wenn er zu Hause war, und
nicht eben bei der Arbeit nachsah, so saß er an dem
Schreibtische, und schrieb. Öfter wurde er auch in
dem Garten gesehen, wie er mit den Händen auf dem
Rüken dahin ging, oder wie er so da stand, und auf
einen Baum hinauf sah, oder wie er die Wolken be¬
trachtete. Er hatte eine Freude an der Obstzucht, hatte

Gebäude und der Höfe gingen die von ihrer Arbeit in
ihren Leinenkleidern faſt gelbbraun gefärbten Geſellen
herum, in dem großen Gewölbe zu ebener Erde und
in den zwei kleinen daran ſtoßenden lagen Lederballen
aufgethürmt, auf den Stangen des Trokenbodens
hingen Häute, und in den großen Austheilzimmern
wurden ſie geſondert und geordnet. In dem Verkauf¬
gewölbe lagen ſie zierlich in den Fächern. Im Rinder¬
ſtalle ſtanden Kühe, im Pferdeſtalle waren ſechs
Pferde und in dem Wagenbehältniß Kutſchen und
Wägen, ich erinnere mich ſogar noch auf den großen
ſchwarzen Hund Haſſan, der im großen Hofe war,
und bei dem Thore desſelben jederman hinein ließ,
aber niemand hinaus.“

„Unſer Vater war ein großer ſtarker Mann, der
in den weitläufigen Räumen des Hauſes herum ging,
alles beſah, und alles anordnete. Er ging faſt nie
aus dem Hauſe, außer wenn er Geſchäfte hatte, oder
in die Kirche ging; und wenn er zu Hauſe war, und
nicht eben bei der Arbeit nachſah, ſo ſaß er an dem
Schreibtiſche, und ſchrieb. Öfter wurde er auch in
dem Garten geſehen, wie er mit den Händen auf dem
Rüken dahin ging, oder wie er ſo da ſtand, und auf
einen Baum hinauf ſah, oder wie er die Wolken be¬
trachtete. Er hatte eine Freude an der Obſtzucht, hatte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="144"/>
Gebäude und der Höfe gingen die von ihrer Arbeit in<lb/>
ihren Leinenkleidern fa&#x017F;t gelbbraun gefärbten Ge&#x017F;ellen<lb/>
herum, in dem großen Gewölbe zu ebener Erde und<lb/>
in den zwei kleinen daran &#x017F;toßenden lagen Lederballen<lb/>
aufgethürmt, auf den Stangen des Trokenbodens<lb/>
hingen Häute, und in den großen Austheilzimmern<lb/>
wurden &#x017F;ie ge&#x017F;ondert und geordnet. In dem Verkauf¬<lb/>
gewölbe lagen &#x017F;ie zierlich in den Fächern. Im Rinder¬<lb/>
&#x017F;talle &#x017F;tanden Kühe, im Pferde&#x017F;talle waren &#x017F;echs<lb/>
Pferde und in dem Wagenbehältniß Kut&#x017F;chen und<lb/>
Wägen, ich erinnere mich &#x017F;ogar noch auf den großen<lb/>
&#x017F;chwarzen Hund Ha&#x017F;&#x017F;an, der im großen Hofe war,<lb/>
und bei dem Thore des&#x017F;elben jederman hinein ließ,<lb/>
aber niemand hinaus.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Un&#x017F;er Vater war ein großer &#x017F;tarker Mann, der<lb/>
in den weitläufigen Räumen des Hau&#x017F;es herum ging,<lb/>
alles be&#x017F;ah, und alles anordnete. Er ging fa&#x017F;t nie<lb/>
aus dem Hau&#x017F;e, außer wenn er Ge&#x017F;chäfte hatte, oder<lb/>
in die Kirche ging; und wenn er zu Hau&#x017F;e war, und<lb/>
nicht eben bei der Arbeit nach&#x017F;ah, &#x017F;o &#x017F;aß er an dem<lb/>
Schreibti&#x017F;che, und &#x017F;chrieb. Öfter wurde er auch in<lb/>
dem Garten ge&#x017F;ehen, wie er mit den Händen auf dem<lb/>
Rüken dahin ging, oder wie er &#x017F;o da &#x017F;tand, und auf<lb/>
einen Baum hinauf &#x017F;ah, oder wie er die Wolken be¬<lb/>
trachtete. Er hatte eine Freude an der Ob&#x017F;tzucht, hatte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0157] Gebäude und der Höfe gingen die von ihrer Arbeit in ihren Leinenkleidern faſt gelbbraun gefärbten Geſellen herum, in dem großen Gewölbe zu ebener Erde und in den zwei kleinen daran ſtoßenden lagen Lederballen aufgethürmt, auf den Stangen des Trokenbodens hingen Häute, und in den großen Austheilzimmern wurden ſie geſondert und geordnet. In dem Verkauf¬ gewölbe lagen ſie zierlich in den Fächern. Im Rinder¬ ſtalle ſtanden Kühe, im Pferdeſtalle waren ſechs Pferde und in dem Wagenbehältniß Kutſchen und Wägen, ich erinnere mich ſogar noch auf den großen ſchwarzen Hund Haſſan, der im großen Hofe war, und bei dem Thore desſelben jederman hinein ließ, aber niemand hinaus.“ „Unſer Vater war ein großer ſtarker Mann, der in den weitläufigen Räumen des Hauſes herum ging, alles beſah, und alles anordnete. Er ging faſt nie aus dem Hauſe, außer wenn er Geſchäfte hatte, oder in die Kirche ging; und wenn er zu Hauſe war, und nicht eben bei der Arbeit nachſah, ſo ſaß er an dem Schreibtiſche, und ſchrieb. Öfter wurde er auch in dem Garten geſehen, wie er mit den Händen auf dem Rüken dahin ging, oder wie er ſo da ſtand, und auf einen Baum hinauf ſah, oder wie er die Wolken be¬ trachtete. Er hatte eine Freude an der Obſtzucht, hatte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/157
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/157>, abgerufen am 29.04.2024.