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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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sparen angefangen, der Zwek ist kein schlechter, er
betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, sondern auch
ein anderes. Ich sage ihn jezt nicht, er wird schon
einmal kund werden; aber ich habe um seinetwillen zu
sparen begonnen. Von dem Vaterhause habe ich kein
Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬
gen ist, wurde zu verschiedenen Dingen verwendet, und
seit Jahren ist nichts mehr eingegangen. Ich habe von
dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches
an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße
hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg
gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir stets
gefiel, geschenkt. So fing ich also an, von den Mit¬
teln meines Pfarrhofes zu sparen. Ich legte einfache
Kleider an, und suche sie lange zu erhalten, ich ver¬
abschiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem
Vorhause, und that die Bibel zum Zeugen und zur
Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung
mehr, und miethete mir die Dienste der alten Sabine,
die für mich hinreichen. Ich esse, was für den mensch¬
lichen Körper gut und zuträglich ist. Den oberen
Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe
schon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬
würdigen bischöflichen Consistorium erhalten, aber
jezt lassen sie es geschehen. Weil die Leute bei mir

ſparen angefangen, der Zwek iſt kein ſchlechter, er
betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, ſondern auch
ein anderes. Ich ſage ihn jezt nicht, er wird ſchon
einmal kund werden; aber ich habe um ſeinetwillen zu
ſparen begonnen. Von dem Vaterhauſe habe ich kein
Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬
gen iſt, wurde zu verſchiedenen Dingen verwendet, und
ſeit Jahren iſt nichts mehr eingegangen. Ich habe von
dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches
an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße
hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg
gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir ſtets
gefiel, geſchenkt. So fing ich alſo an, von den Mit¬
teln meines Pfarrhofes zu ſparen. Ich legte einfache
Kleider an, und ſuche ſie lange zu erhalten, ich ver¬
abſchiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem
Vorhauſe, und that die Bibel zum Zeugen und zur
Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung
mehr, und miethete mir die Dienſte der alten Sabine,
die für mich hinreichen. Ich eſſe, was für den menſch¬
lichen Körper gut und zuträglich iſt. Den oberen
Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe
ſchon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬
würdigen biſchöflichen Conſiſtorium erhalten, aber
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[172/0185] ſparen angefangen, der Zwek iſt kein ſchlechter, er betrifft nicht blos ein zeitliches Wohl, ſondern auch ein anderes. Ich ſage ihn jezt nicht, er wird ſchon einmal kund werden; aber ich habe um ſeinetwillen zu ſparen begonnen. Von dem Vaterhauſe habe ich kein Vermögen mitgebracht; was noch an Gelde eingegan¬ gen iſt, wurde zu verſchiedenen Dingen verwendet, und ſeit Jahren iſt nichts mehr eingegangen. Ich habe von dem väterlichen Erbe nur das einzige Crucifix welches an meiner Thür dort über dem Weihbrunngefäße hängt. Der Großvater hat es einmal in Nürnberg gekauft, und der Vater hat es mir, weil es mir ſtets gefiel, geſchenkt. So fing ich alſo an, von den Mit¬ teln meines Pfarrhofes zu ſparen. Ich legte einfache Kleider an, und ſuche ſie lange zu erhalten, ich ver¬ abſchiedete das Bett, und legte mich auf die Bank indem Vorhauſe, und that die Bibel zum Zeugen und zur Hilfe unter mein Haupt. Ich hielt keine Bedienung mehr, und miethete mir die Dienſte der alten Sabine, die für mich hinreichen. Ich eſſe, was für den menſch¬ lichen Körper gut und zuträglich iſt. Den oberen Theil des Pfarrhofes habe ich vermiethet. Ich habe ſchon zweimal darüber einen Verweis von dem hoch¬ würdigen biſchöflichen Conſiſtorium erhalten, aber jezt laſſen ſie es geſchehen. Weil die Leute bei mir

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/185>, abgerufen am 29.04.2024.