In einem abgelegenen aber sehr schönen Theile unsers Vaterlandes steht ein stattlicher Hof. Er steht auf einem kleinen Hügel, und ist auf einer Seite von seinen Feldern und seinen Wiesen und auf der andern von seinem kleinen Walde umgeben. Man sollte eigent¬ lich auch einen Garten, hieher rechnen; aber es würde doch eine unrechte Benennung sein; denn Gärten der Art, wie sie in allen Ländern im Brauche sind, gibt es in jenem hochgelegenen mit Hügeln und Waldes¬ spizen besezten Landestheile nicht, weil die Stürme des Winters und die Fröste des Frühlings und Herb¬ stes allen jenen Gewächsen übel mit spielen, die man vorzugsweise in Gärten hegt; aber der Besizer des Hofes hat gegen eine Sandlehne hin, die steil abfällt, und in den warmen Lagen die Sonnenstrahlen recht heiß zurük wirft, Bäume gepflanzt, die auf weichem
In einem abgelegenen aber ſehr ſchönen Theile unſers Vaterlandes ſteht ein ſtattlicher Hof. Er ſteht auf einem kleinen Hügel, und iſt auf einer Seite von ſeinen Feldern und ſeinen Wieſen und auf der andern von ſeinem kleinen Walde umgeben. Man ſollte eigent¬ lich auch einen Garten, hieher rechnen; aber es würde doch eine unrechte Benennung ſein; denn Gärten der Art, wie ſie in allen Ländern im Brauche ſind, gibt es in jenem hochgelegenen mit Hügeln und Waldes¬ ſpizen beſezten Landestheile nicht, weil die Stürme des Winters und die Fröſte des Frühlings und Herb¬ ſtes allen jenen Gewächſen übel mit ſpielen, die man vorzugsweiſe in Gärten hegt; aber der Beſizer des Hofes hat gegen eine Sandlehne hin, die ſteil abfällt, und in den warmen Lagen die Sonnenſtrahlen recht heiß zurük wirft, Bäume gepflanzt, die auf weichem
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0106"n="[95]"/><p>In einem abgelegenen aber ſehr ſchönen Theile<lb/>
unſers Vaterlandes ſteht ein ſtattlicher Hof. Er ſteht<lb/>
auf einem kleinen Hügel, und iſt auf einer Seite von<lb/>ſeinen Feldern und ſeinen Wieſen und auf der andern<lb/>
von ſeinem kleinen Walde umgeben. Man ſollte eigent¬<lb/>
lich auch einen Garten, hieher rechnen; aber es würde<lb/>
doch eine unrechte Benennung ſein; denn Gärten der<lb/>
Art, wie ſie in allen Ländern im Brauche ſind, gibt<lb/>
es in jenem hochgelegenen mit Hügeln und Waldes¬<lb/>ſpizen beſezten Landestheile nicht, weil die Stürme<lb/>
des Winters und die Fröſte des Frühlings und Herb¬<lb/>ſtes allen jenen Gewächſen übel mit ſpielen, die man<lb/>
vorzugsweiſe in Gärten hegt; aber der Beſizer des<lb/>
Hofes hat gegen eine Sandlehne hin, die ſteil abfällt,<lb/>
und in den warmen Lagen die Sonnenſtrahlen recht<lb/>
heiß zurük wirft, Bäume gepflanzt, die auf weichem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[95]/0106]
In einem abgelegenen aber ſehr ſchönen Theile
unſers Vaterlandes ſteht ein ſtattlicher Hof. Er ſteht
auf einem kleinen Hügel, und iſt auf einer Seite von
ſeinen Feldern und ſeinen Wieſen und auf der andern
von ſeinem kleinen Walde umgeben. Man ſollte eigent¬
lich auch einen Garten, hieher rechnen; aber es würde
doch eine unrechte Benennung ſein; denn Gärten der
Art, wie ſie in allen Ländern im Brauche ſind, gibt
es in jenem hochgelegenen mit Hügeln und Waldes¬
ſpizen beſezten Landestheile nicht, weil die Stürme
des Winters und die Fröſte des Frühlings und Herb¬
ſtes allen jenen Gewächſen übel mit ſpielen, die man
vorzugsweiſe in Gärten hegt; aber der Beſizer des
Hofes hat gegen eine Sandlehne hin, die ſteil abfällt,
und in den warmen Lagen die Sonnenſtrahlen recht
heiß zurük wirft, Bäume gepflanzt, die auf weichem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. [95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/106>, abgerufen am 27.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.