Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Wo, mit umwölkter Hand, die Natur, am gän-
gelnden Bande,
Ueber Nebel und stürmenden Winden und zücken-
den Blizen,
Deinen wankenden Tritt auf zackiger Felsenbahn
leitet!
Mutiger rauschet der Jüngling einher, und seiner
Umarmung
Stürzet die brünstige Reuß mit schäumenden
Wogen entgegen;
Züchtig folgt ihm die Aar in langsam schlängeln-
der Krümmung.
O wie stürzt er donnernd herab beim hallenden
Laufen!
Unter dir beben die Felsen; die grünlichen Wogen
verhüllen
Sich in glänzenden Schaum; der staunende Wal-
ler vernimt nicht
Seiner eignen Bewundrung Geschrei, und hei-
lige Schauer
Fassen ihn, wie sie die Felsen und zitternden Ei-
chen ergreifen.

Wo, mit umwoͤlkter Hand, die Natur, am gaͤn-
gelnden Bande,
Ueber Nebel und ſtuͤrmenden Winden und zuͤcken-
den Blizen,
Deinen wankenden Tritt auf zackiger Felſenbahn
leitet!
Mutiger rauſchet der Juͤngling einher, und ſeiner
Umarmung
Stuͤrzet die bruͤnſtige Reuß mit ſchaͤumenden
Wogen entgegen;
Zuͤchtig folgt ihm die Aar in langſam ſchlaͤngeln-
der Kruͤmmung.
O wie ſtuͤrzt er donnernd herab beim hallenden
Laufen!
Unter dir beben die Felſen; die gruͤnlichen Wogen
verhuͤllen
Sich in glaͤnzenden Schaum; der ſtaunende Wal-
ler vernimt nicht
Seiner eignen Bewundrung Geſchrei, und hei-
lige Schauer
Faſſen ihn, wie ſie die Felſen und zitternden Ei-
chen ergreifen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="8">
            <l><pb facs="#f0292" n="276"/>
Wo, mit umwo&#x0364;lkter Hand, die Natur, am ga&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">gelnden Bande,</hi></l><lb/>
            <l>Ueber Nebel und &#x017F;tu&#x0364;rmenden Winden und zu&#x0364;cken-<lb/><hi rendition="#et">den Blizen,</hi></l><lb/>
            <l>Deinen wankenden Tritt auf zackiger Fel&#x017F;enbahn<lb/><hi rendition="#et">leitet!</hi></l><lb/>
            <l>Mutiger rau&#x017F;chet der Ju&#x0364;ngling einher, und &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#et">Umarmung</hi></l><lb/>
            <l>Stu&#x0364;rzet die bru&#x0364;n&#x017F;tige Reuß mit &#x017F;cha&#x0364;umenden<lb/><hi rendition="#et">Wogen entgegen;</hi></l><lb/>
            <l>Zu&#x0364;chtig folgt ihm die Aar in lang&#x017F;am &#x017F;chla&#x0364;ngeln-<lb/><hi rendition="#et">der Kru&#x0364;mmung.</hi></l><lb/>
            <l>O wie &#x017F;tu&#x0364;rzt er donnernd herab beim hallenden<lb/><hi rendition="#et">Laufen!</hi></l><lb/>
            <l>Unter dir beben die Fel&#x017F;en; die gru&#x0364;nlichen Wogen<lb/><hi rendition="#et">verhu&#x0364;llen</hi></l><lb/>
            <l>Sich in gla&#x0364;nzenden Schaum; der &#x017F;taunende Wal-<lb/><hi rendition="#et">ler vernimt nicht</hi></l><lb/>
            <l>Seiner eignen Bewundrung Ge&#x017F;chrei, und hei-<lb/><hi rendition="#et">lige Schauer</hi></l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;&#x017F;en ihn, wie &#x017F;ie die Fel&#x017F;en und zitternden Ei-<lb/><hi rendition="#et">chen ergreifen.</hi><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0292] Wo, mit umwoͤlkter Hand, die Natur, am gaͤn- gelnden Bande, Ueber Nebel und ſtuͤrmenden Winden und zuͤcken- den Blizen, Deinen wankenden Tritt auf zackiger Felſenbahn leitet! Mutiger rauſchet der Juͤngling einher, und ſeiner Umarmung Stuͤrzet die bruͤnſtige Reuß mit ſchaͤumenden Wogen entgegen; Zuͤchtig folgt ihm die Aar in langſam ſchlaͤngeln- der Kruͤmmung. O wie ſtuͤrzt er donnernd herab beim hallenden Laufen! Unter dir beben die Felſen; die gruͤnlichen Wogen verhuͤllen Sich in glaͤnzenden Schaum; der ſtaunende Wal- ler vernimt nicht Seiner eignen Bewundrung Geſchrei, und hei- lige Schauer Faſſen ihn, wie ſie die Felſen und zitternden Ei- chen ergreifen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/292
Zitationshilfe: Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/292>, abgerufen am 04.06.2024.