daß das russische Volk bald durch eine Vered- lung seiner noch sehr rohen Menschheit eines so traurigen Behelfs entbehren lerne: aber ihn verdammen -- kann ich, nach den vorhande- nen Umständen, nicht.
Zu den Vergnügungshäusern der untern Volksklassen lassen sich auch die öffentlichen Badehäuser rechnen, die hier, wie in Rom und Griechenland, nicht nur zum Bedürfniß, sondern auch zur Ergötzung dienen, nachdem sie selbst ihre erste Bestimmung in den meisten Ländern Europens verloren haben. Der ge- meine Russe besucht sie wöchentlich wenigstens einmal; der Tag, an welchem ihm dieser Be- such vergönnt wird, ist ein Festtag für ihn. Die Residenz hat eine Menge solcher öffentli- chen Badehäuser, die gewöhnlich an Flüssen und Kanälen angelegt werden, und deren in- nere Einrichtung hier mit einigen Worten er- wähnt zu werden verdient. Alle russische Bä- der sind Dampfbäder; das Badezimmer hat einen großen gewölbten Ofen, der so stark ge- heizt wird, daß die Feldsteine, die den obern Theil desselben ausmachen, glühend werden. Um die Hitze zu vermehren, sprengt man Was-
Zweiter Theil. S
daß das ruſſiſche Volk bald durch eine Vered- lung ſeiner noch ſehr rohen Menſchheit eines ſo traurigen Behelfs entbehren lerne: aber ihn verdammen — kann ich, nach den vorhande- nen Umſtaͤnden, nicht.
Zu den Vergnuͤgungshaͤuſern der untern Volksklaſſen laſſen ſich auch die oͤffentlichen Badehaͤuſer rechnen, die hier, wie in Rom und Griechenland, nicht nur zum Beduͤrfniß, ſondern auch zur Ergoͤtzung dienen, nachdem ſie ſelbſt ihre erſte Beſtimmung in den meiſten Laͤndern Europens verloren haben. Der ge- meine Ruſſe beſucht ſie woͤchentlich wenigſtens einmal; der Tag, an welchem ihm dieſer Be- ſuch vergoͤnnt wird, iſt ein Feſttag fuͤr ihn. Die Reſidenz hat eine Menge ſolcher oͤffentli- chen Badehaͤuſer, die gewoͤhnlich an Fluͤſſen und Kanaͤlen angelegt werden, und deren in- nere Einrichtung hier mit einigen Worten er- waͤhnt zu werden verdient. Alle ruſſiſche Baͤ- der ſind Dampfbaͤder; das Badezimmer hat einen großen gewoͤlbten Ofen, der ſo ſtark ge- heizt wird, daß die Feldſteine, die den obern Theil deſſelben ausmachen, gluͤhend werden. Um die Hitze zu vermehren, ſprengt man Waſ-
Zweiter Theil. S
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daß das ruſſiſche Volk bald durch eine Vered-
lung ſeiner noch ſehr rohen Menſchheit eines
ſo traurigen Behelfs entbehren lerne: aber ihn
verdammen — kann ich, nach den vorhande-
nen Umſtaͤnden, nicht.
Zu den Vergnuͤgungshaͤuſern der untern
Volksklaſſen laſſen ſich auch die oͤffentlichen
Badehaͤuſer rechnen, die hier, wie in Rom
und Griechenland, nicht nur zum Beduͤrfniß,
ſondern auch zur Ergoͤtzung dienen, nachdem
ſie ſelbſt ihre erſte Beſtimmung in den meiſten
Laͤndern Europens verloren haben. Der ge-
meine Ruſſe beſucht ſie woͤchentlich wenigſtens
einmal; der Tag, an welchem ihm dieſer Be-
ſuch vergoͤnnt wird, iſt ein Feſttag fuͤr ihn.
Die Reſidenz hat eine Menge ſolcher oͤffentli-
chen Badehaͤuſer, die gewoͤhnlich an Fluͤſſen
und Kanaͤlen angelegt werden, und deren in-
nere Einrichtung hier mit einigen Worten er-
waͤhnt zu werden verdient. Alle ruſſiſche Baͤ-
der ſind Dampfbaͤder; das Badezimmer hat
einen großen gewoͤlbten Ofen, der ſo ſtark ge-
heizt wird, daß die Feldſteine, die den obern
Theil deſſelben ausmachen, gluͤhend werden.
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/289>, abgerufen am 14.10.2024.
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