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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Vermehrung

Weil nun aber dergleichen Seuchen nicht oft
vorfallen, so bleibet obige Anmerckung, daß mehr
gebohren werden als sterben, feste stehen. Daß pe-
stilentzialische Jahre, dergleichen in der Preußischen
Liste die beyden Jahre 1709. und 1710. gewesen,
hievon ausgenommen werden müssen, verstehet sich
von selbst. In einigen grossen und volck-reichen
Städten als in London, Wien, Breßlau, wie auch
in Berlin seit einigen Jahren findet sich zwar auch
das Gegentheil, indem sonderlich in London und
Wien die Gestorbenen in weit grösserer Anzahl sind
als die Gebohrnen; Allein, es ist solches nicht al-
len grossen Städten gemein, wie an Paris, Vene-
dig, Hamburg etc. zu sehen, und es rühret auch die-
ser Unterscheid von besonderen Ursachen her, wovon
hernach besonders soll gehandelt werden.

§. 2.

Da die Anzahl der Gebohrnen grösser ist als
der Sterbenden, so folget daher nothwendig, daß
das Menschliche Geschlecht beständig anwach-
se und sich vermehre.
Diese Vermehrung ist
vornemlich aus dem Uberschuß der Gebohrnen zu
beurtheilen. In denen sämtlichen Landen des Kö-
nigs von Preussen, beträgt dieser Uberschuß jährlich
nach dem Durchschnitt einiger Jahre, etwan
zwantzig tausend. Mit einer so beträchtlichen Sum-
ma werden also die Lande unsers Königes jährlich
vermehret. In fünf Jahren macht solches hun-
dert tausend u. s. w. Es ist kein Zweiffel, daß es
nicht in andern Ländern eben so wie bey uns seyn
solte, so daß jährlich mehr gebohren werden als
sterben, und die Menschen folglich sich darinnen ver-

mehren.
Von der Vermehrung

Weil nun aber dergleichen Seuchen nicht oft
vorfallen, ſo bleibet obige Anmerckung, daß mehr
gebohren werden als ſterben, feſte ſtehen. Daß pe-
ſtilentzialiſche Jahre, dergleichen in der Preußiſchen
Liſte die beyden Jahre 1709. und 1710. geweſen,
hievon ausgenommen werden muͤſſen, verſtehet ſich
von ſelbſt. In einigen groſſen und volck-reichen
Staͤdten als in London, Wien, Breßlau, wie auch
in Berlin ſeit einigen Jahren findet ſich zwar auch
das Gegentheil, indem ſonderlich in London und
Wien die Geſtorbenen in weit groͤſſerer Anzahl ſind
als die Gebohrnen; Allein, es iſt ſolches nicht al-
len groſſen Staͤdten gemein, wie an Paris, Vene-
dig, Hamburg ꝛc. zu ſehen, und es ruͤhret auch die-
ſer Unterſcheid von beſonderen Urſachen her, wovon
hernach beſonders ſoll gehandelt werden.

§. 2.

Da die Anzahl der Gebohrnen groͤſſer iſt als
der Sterbenden, ſo folget daher nothwendig, daß
das Menſchliche Geſchlecht beſtaͤndig anwach-
ſe und ſich vermehre.
Dieſe Vermehrung iſt
vornemlich aus dem Uberſchuß der Gebohrnen zu
beurtheilen. In denen ſaͤmtlichen Landen des Koͤ-
nigs von Preuſſen, betraͤgt dieſer Uberſchuß jaͤhrlich
nach dem Durchſchnitt einiger Jahre, etwan
zwantzig tauſend. Mit einer ſo betraͤchtlichen Sum-
ma werden alſo die Lande unſers Koͤniges jaͤhrlich
vermehret. In fuͤnf Jahren macht ſolches hun-
dert tauſend u. ſ. w. Es iſt kein Zweiffel, daß es
nicht in andern Laͤndern eben ſo wie bey uns ſeyn
ſolte, ſo daß jaͤhrlich mehr gebohren werden als
ſterben, und die Menſchen folglich ſich darinnen ver-

mehren.
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[2/0048] Von der Vermehrung Weil nun aber dergleichen Seuchen nicht oft vorfallen, ſo bleibet obige Anmerckung, daß mehr gebohren werden als ſterben, feſte ſtehen. Daß pe- ſtilentzialiſche Jahre, dergleichen in der Preußiſchen Liſte die beyden Jahre 1709. und 1710. geweſen, hievon ausgenommen werden muͤſſen, verſtehet ſich von ſelbſt. In einigen groſſen und volck-reichen Staͤdten als in London, Wien, Breßlau, wie auch in Berlin ſeit einigen Jahren findet ſich zwar auch das Gegentheil, indem ſonderlich in London und Wien die Geſtorbenen in weit groͤſſerer Anzahl ſind als die Gebohrnen; Allein, es iſt ſolches nicht al- len groſſen Staͤdten gemein, wie an Paris, Vene- dig, Hamburg ꝛc. zu ſehen, und es ruͤhret auch die- ſer Unterſcheid von beſonderen Urſachen her, wovon hernach beſonders ſoll gehandelt werden. §. 2. Da die Anzahl der Gebohrnen groͤſſer iſt als der Sterbenden, ſo folget daher nothwendig, daß das Menſchliche Geſchlecht beſtaͤndig anwach- ſe und ſich vermehre. Dieſe Vermehrung iſt vornemlich aus dem Uberſchuß der Gebohrnen zu beurtheilen. In denen ſaͤmtlichen Landen des Koͤ- nigs von Preuſſen, betraͤgt dieſer Uberſchuß jaͤhrlich nach dem Durchſchnitt einiger Jahre, etwan zwantzig tauſend. Mit einer ſo betraͤchtlichen Sum- ma werden alſo die Lande unſers Koͤniges jaͤhrlich vermehret. In fuͤnf Jahren macht ſolches hun- dert tauſend u. ſ. w. Es iſt kein Zweiffel, daß es nicht in andern Laͤndern eben ſo wie bey uns ſeyn ſolte, ſo daß jaͤhrlich mehr gebohren werden als ſterben, und die Menſchen folglich ſich darinnen ver- mehren.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/48>, abgerufen am 29.04.2024.