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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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2. Hauptstück von der
wird/ die begangenen Fehler zu erkennen/ und
wieder auszubessern.

5. Dannenhero lehret auch die Vernunfft-
Lehre nichts Ubernatürliches/ sondern sie
weiset nur an/ wie man die Vernunfft der
Natur nach recht gebrauchen solle/ oder viel-
mehr/ wie man die Verduncklungen des na-
türlichen Lichts loß werden solle.

6. Wannenhero nicht zu verwundern ist/
daß bey manchen Menschen das natürliche
Licht so starck ist/ daß es selbsten fähig ist/ ohne
darzu kommende Unterweisung die düstern
Wolcken der Jrrthümer zu zertheilen.

7. Jedoch ist deß halben die Unterweisung
nicht zu verwerffen/ weil die Exempel der-
gleichen Leuterar sind/ und durch dazu kom-
mende Unterweisung andern die Sache noch
einmal so leichte gemacht wird.

8. Es weiset aber diese Lehre nur/ wie man
die Vernunfft überhaupt gebrauchen solle/ in
waserley Theilen der Gelahrheit es auch
seyn möge/ weil wir allbereit erwehnet/ daß
die Vernunfft-Lehre ein gemein Instrument
der Gelahrheit sey.

9. Und also würde sie diesen Namen mit
nichten verdienen/ wenn man sie nicht in allen

Stü-

2. Hauptſtuͤck von der
wird/ die begangenen Fehler zu erkennen/ und
wieder auszubeſſern.

5. Dannenhero lehret auch die Vernunfft-
Lehre nichts Ubernatuͤrliches/ ſondern ſie
weiſet nur an/ wie man die Vernunfft der
Natur nach recht gebrauchen ſolle/ oder viel-
mehr/ wie man die Verduncklungen des na-
tuͤrlichen Lichts loß werden ſolle.

6. Wannenhero nicht zu verwundern iſt/
daß bey manchen Menſchen das natuͤrliche
Licht ſo ſtarck iſt/ daß es ſelbſten faͤhig iſt/ ohne
darzu kommende Unterweiſung die duͤſtern
Wolcken der Jrrthuͤmer zu zertheilen.

7. Jedoch iſt deß halben die Unterweiſung
nicht zu verwerffen/ weil die Exempel der-
gleichen Leuterar ſind/ und durch dazu kom-
mende Unterweiſung andern die Sache noch
einmal ſo leichte gemacht wird.

8. Es weiſet aber dieſe Lehre nur/ wie man
die Vernunfft uͤberhaupt gebrauchen ſolle/ in
waſerley Theilen der Gelahrheit es auch
ſeyn moͤge/ weil wir allbereit erwehnet/ daß
die Vernunfft-Lehre ein gemein Inſtrument
der Gelahrheit ſey.

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[90/0108] 2. Hauptſtuͤck von der wird/ die begangenen Fehler zu erkennen/ und wieder auszubeſſern. 5. Dannenhero lehret auch die Vernunfft- Lehre nichts Ubernatuͤrliches/ ſondern ſie weiſet nur an/ wie man die Vernunfft der Natur nach recht gebrauchen ſolle/ oder viel- mehr/ wie man die Verduncklungen des na- tuͤrlichen Lichts loß werden ſolle. 6. Wannenhero nicht zu verwundern iſt/ daß bey manchen Menſchen das natuͤrliche Licht ſo ſtarck iſt/ daß es ſelbſten faͤhig iſt/ ohne darzu kommende Unterweiſung die duͤſtern Wolcken der Jrrthuͤmer zu zertheilen. 7. Jedoch iſt deß halben die Unterweiſung nicht zu verwerffen/ weil die Exempel der- gleichen Leuterar ſind/ und durch dazu kom- mende Unterweiſung andern die Sache noch einmal ſo leichte gemacht wird. 8. Es weiſet aber dieſe Lehre nur/ wie man die Vernunfft uͤberhaupt gebrauchen ſolle/ in waſerley Theilen der Gelahrheit es auch ſeyn moͤge/ weil wir allbereit erwehnet/ daß die Vernunfft-Lehre ein gemein Inſtrument der Gelahrheit ſey. 9. Und alſo wuͤrde ſie dieſen Namen mit nichten verdienen/ wenn man ſie nicht in allen Stuͤ-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/108>, abgerufen am 29.04.2024.