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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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andern unstreitigen Warh.
nütze ist/ oder Sachen demonstriren willst/
die nichts nütze seyn/ z. e. was nützt es/ daß
ich einen Scherff in 100000. Theilgen theile/
oder daß ich eine Zahl von 40. Ellen lang aus-
spreche.

61. Letzlichen/ so hüte dich desto mehr/ je
öffter dawieder angestossen wird/ daß du nichts
demonstriren wollest/ was nicht demon-
stri
ret werden kan. Denn es ist eben so
lächerlich/ als wenn du außrechnen woltest/ wie
weit ein jeder von einer Rosen rieche/ wenn
ihrer 17. in der Stube seyn/ oder wie nahe
Cajus und sein Hund mit einander verwand
wären.

62. Siehe/ dieses ist meine gantze Wissen-
schafft de demonstratione. Und sie mag
dir so liederlich vorkommen als sie will/ weil du
lauter gemeine Dinge darinnen antriffst/ dar-
an niemand zweiffelt/ und nichts von denen
gewohnten subtilitäten darinnen findest/ so
stehet doch augenscheinlich zuerweisen/ daß ich
mit dieser Einfallt weiter kommen will/ als
du mit deinen subtilitäten/ ja diesen Weg
sind alle Gelehrten gegangen/ die sich auf Ra-
tionem & Experientiam
gegründet und noch
gründen.

63. Also
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andern unſtreitigen Warh.
nuͤtze iſt/ oder Sachen demonſtriren willſt/
die nichts nuͤtze ſeyn/ z. e. was nuͤtzt es/ daß
ich einen Scherff in 100000. Theilgen theile/
oder daß ich eine Zahl von 40. Ellen lang aus-
ſpreche.

61. Letzlichen/ ſo huͤte dich deſto mehr/ je
oͤffter dawieder angeſtoſſen wird/ daß du nichts
demonſtriren wolleſt/ was nicht demon-
ſtri
ret werden kan. Denn es iſt eben ſo
laͤcherlich/ als weñ du außrechnen wolteſt/ wie
weit ein jeder von einer Roſen rieche/ wenn
ihrer 17. in der Stube ſeyn/ oder wie nahe
Cajus und ſein Hund mit einander verwand
waͤren.

62. Siehe/ dieſes iſt meine gantze Wiſſen-
ſchafft de demonſtratione. Und ſie mag
dir ſo liederlich vorkommen als ſie will/ weil du
lauter gemeine Dinge darinnen antriffſt/ dar-
an niemand zweiffelt/ und nichts von denen
gewohnten ſubtilitaͤten darinnen findeſt/ ſo
ſtehet doch augenſcheinlich zuerweiſen/ daß ich
mit dieſer Einfallt weiter kommen will/ als
du mit deinen ſubtilitaͤten/ ja dieſen Weg
ſind alle Gelehrten gegangen/ die ſich auf Ra-
tionem & Experientiam
gegruͤndet und noch
gruͤnden.

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[201/0219] andern unſtreitigen Warh. nuͤtze iſt/ oder Sachen demonſtriren willſt/ die nichts nuͤtze ſeyn/ z. e. was nuͤtzt es/ daß ich einen Scherff in 100000. Theilgen theile/ oder daß ich eine Zahl von 40. Ellen lang aus- ſpreche. 61. Letzlichen/ ſo huͤte dich deſto mehr/ je oͤffter dawieder angeſtoſſen wird/ daß du nichts demonſtriren wolleſt/ was nicht demon- ſtriret werden kan. Denn es iſt eben ſo laͤcherlich/ als weñ du außrechnen wolteſt/ wie weit ein jeder von einer Roſen rieche/ wenn ihrer 17. in der Stube ſeyn/ oder wie nahe Cajus und ſein Hund mit einander verwand waͤren. 62. Siehe/ dieſes iſt meine gantze Wiſſen- ſchafft de demonſtratione. Und ſie mag dir ſo liederlich vorkommen als ſie will/ weil du lauter gemeine Dinge darinnen antriffſt/ dar- an niemand zweiffelt/ und nichts von denen gewohnten ſubtilitaͤten darinnen findeſt/ ſo ſtehet doch augenſcheinlich zuerweiſen/ daß ich mit dieſer Einfallt weiter kommen will/ als du mit deinen ſubtilitaͤten/ ja dieſen Weg ſind alle Gelehrten gegangen/ die ſich auf Ra- tionem & Experientiam gegruͤndet und noch gruͤnden. 63. Alſo N 5

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/219>, abgerufen am 26.04.2024.