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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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so kan dieselbe auch nicht der gantzen Facultät, sondern nur mir in specie vorgerücktebenmäßigen Mangel des judicii. werden. 2. Was die denen Excerptis aus der Vernunfft-Lehre entgegen gesetzte Ubertretung derselben betrifft, hat diese zwar einen deutlichen Titul und Rubric, aber das nigrum ist desto schlechter, und wird ein jeder unpartheyischer Leser, wenn er dasselbige durchlesen hat, vermuthlich fragen, wo doch die Schrifft sey, die zu diesen Titul gehöre, indem es abermahls nicht anders als merae petitiones principii, das ist, blosse Wiederhohlungen der rationum dubitandi sind, die allbereit so nachdrücklich in unsern responso in den rationibus decidendi widerleget worden, welche rationes decidendi aber der Herr Quaerente auch allhier keine Mine macht, nur in geringsten zu wiederlegen. Und sind dannenhero die denen excerptis aus meiner Vernunfft-Lehre entgegen gesetzten Passagen eben so pertinent, als wenn er seine an uns geschickte speciem facti nach der Reihe hätte hindrücken lassen.

§. XXVIII. Absonderlich aber muß man sich 3. verwundern,Insonderheit wegen des uns imputirten Primi Falsi. mit was vor Mangel aller Schamhafftigkeit der Herr Quaerente bey den num. 5. uns imputiren will, als ob das unser PRIMUM FALSUM wäre, daß wir die in dem Büchlein befindliche Sätze vor seine Grund-Lehren ausgegeben, und aus diesem Falso zu seiner Beleidigung und Praejuditz erzwungene und gekünstelte Rationes decidendi gemacht. Ja wenn er gesagt hätte, oder sagen können, daß wir ihm Lehren angedichtet hätten, die in seinem Büchlein nicht enthalten wären, so möchte es sich hören lassen. Aber da er so unverschämt ist, daß er leugnet, die in seinem Büchlein enthaltene Lehren wären seine Grund-Lehren nicht, sondern wir hätten solches erdichtet, das ist zu plump. Wegen des Worts Grund-Lehre will ich keine subtile Untersuchung anfangen: denn es mögen nun die in seinem Büchlein enthaltene, und in unsern rationibus decidendi draus excerpirte Lehren, Haupt-Grund-Lehren, oder aus den Grund-Lehren hergeleitete Conclusiones Atheisticae seyn, so ist Maus wie Mutter. Sind nun diese Positiones, die er hingesetzt hat, nicht seine Lehren, so sind sie entweder alle nicht seine, oder nur etliche. Sind sie alle nicht seine, so sind auch die 1. Deus est, Deus existit, item die 10. Est vero Deus hic unus &c. nicht seine, sondern er hält sie für falsch, oder lässet sie an ihren Ort gestellet seyn, und also macht er sich auch bey dieser thörichten Ausflucht zum Atheisten; sind sie nicht alle, sondern nur etliche seine, warum hat er denn solche nicht deutlicher angedeutet? ja warum hält er denn alle vernünfftige Leser für so einfältig, und glaubet mit dieser tummen Sophisterey, die man kaum einer Bauer-

so kan dieselbe auch nicht der gantzen Facultät, sondern nur mir in specie vorgerücktebenmäßigen Mangel des judicii. werden. 2. Was die denen Excerptis aus der Vernunfft-Lehre entgegen gesetzte Ubertretung derselben betrifft, hat diese zwar einen deutlichen Titul und Rubric, aber das nigrum ist desto schlechter, und wird ein jeder unpartheyischer Leser, wenn er dasselbige durchlesen hat, vermuthlich fragen, wo doch die Schrifft sey, die zu diesen Titul gehöre, indem es abermahls nicht anders als merae petitiones principii, das ist, blosse Wiederhohlungen der rationum dubitandi sind, die allbereit so nachdrücklich in unsern responso in den rationibus decidendi widerleget worden, welche rationes decidendi aber der Herr Quaerente auch allhier keine Mine macht, nur in geringsten zu wiederlegen. Und sind dannenhero die denen excerptis aus meiner Vernunfft-Lehre entgegen gesetzten Passagen eben so pertinent, als wenn er seine an uns geschickte speciem facti nach der Reihe hätte hindrücken lassen.

§. XXVIII. Absonderlich aber muß man sich 3. verwundern,Insonderheit wegen des uns imputirten Primi Falsi. mit was vor Mangel aller Schamhafftigkeit der Herr Quaerente bey den num. 5. uns imputiren will, als ob das unser PRIMUM FALSUM wäre, daß wir die in dem Büchlein befindliche Sätze vor seine Grund-Lehren ausgegeben, und aus diesem Falso zu seiner Beleidigung und Praejuditz erzwungene und gekünstelte Rationes decidendi gemacht. Ja wenn er gesagt hätte, oder sagen können, daß wir ihm Lehren angedichtet hätten, die in seinem Büchlein nicht enthalten wären, so möchte es sich hören lassen. Aber da er so unverschämt ist, daß er leugnet, die in seinem Büchlein enthaltene Lehren wären seine Grund-Lehren nicht, sondern wir hätten solches erdichtet, das ist zu plump. Wegen des Worts Grund-Lehre will ich keine subtile Untersuchung anfangen: denn es mögen nun die in seinem Büchlein enthaltene, und in unsern rationibus decidendi draus excerpirte Lehren, Haupt-Grund-Lehren, oder aus den Grund-Lehren hergeleitete Conclusiones Atheisticae seyn, so ist Maus wie Mutter. Sind nun diese Positiones, die er hingesetzt hat, nicht seine Lehren, so sind sie entweder alle nicht seine, oder nur etliche. Sind sie alle nicht seine, so sind auch die 1. Deus est, Deus existit, item die 10. Est vero Deus hic unus &c. nicht seine, sondern er hält sie für falsch, oder lässet sie an ihren Ort gestellet seyn, und also macht er sich auch bey dieser thörichten Ausflucht zum Atheisten; sind sie nicht alle, sondern nur etliche seine, warum hat er denn solche nicht deutlicher angedeutet? ja warum hält er denn alle vernünfftige Leser für so einfältig, und glaubet mit dieser tummen Sophisterey, die man kaum einer Bauer-

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[307/0323] so kan dieselbe auch nicht der gantzen Facultät, sondern nur mir in specie vorgerückt werden. 2. Was die denen Excerptis aus der Vernunfft-Lehre entgegen gesetzte Ubertretung derselben betrifft, hat diese zwar einen deutlichen Titul und Rubric, aber das nigrum ist desto schlechter, und wird ein jeder unpartheyischer Leser, wenn er dasselbige durchlesen hat, vermuthlich fragen, wo doch die Schrifft sey, die zu diesen Titul gehöre, indem es abermahls nicht anders als merae petitiones principii, das ist, blosse Wiederhohlungen der rationum dubitandi sind, die allbereit so nachdrücklich in unsern responso in den rationibus decidendi widerleget worden, welche rationes decidendi aber der Herr Quaerente auch allhier keine Mine macht, nur in geringsten zu wiederlegen. Und sind dannenhero die denen excerptis aus meiner Vernunfft-Lehre entgegen gesetzten Passagen eben so pertinent, als wenn er seine an uns geschickte speciem facti nach der Reihe hätte hindrücken lassen. ebenmäßigen Mangel des judicii. §. XXVIII. Absonderlich aber muß man sich 3. verwundern, mit was vor Mangel aller Schamhafftigkeit der Herr Quaerente bey den num. 5. uns imputiren will, als ob das unser PRIMUM FALSUM wäre, daß wir die in dem Büchlein befindliche Sätze vor seine Grund-Lehren ausgegeben, und aus diesem Falso zu seiner Beleidigung und Praejuditz erzwungene und gekünstelte Rationes decidendi gemacht. Ja wenn er gesagt hätte, oder sagen können, daß wir ihm Lehren angedichtet hätten, die in seinem Büchlein nicht enthalten wären, so möchte es sich hören lassen. Aber da er so unverschämt ist, daß er leugnet, die in seinem Büchlein enthaltene Lehren wären seine Grund-Lehren nicht, sondern wir hätten solches erdichtet, das ist zu plump. Wegen des Worts Grund-Lehre will ich keine subtile Untersuchung anfangen: denn es mögen nun die in seinem Büchlein enthaltene, und in unsern rationibus decidendi draus excerpirte Lehren, Haupt-Grund-Lehren, oder aus den Grund-Lehren hergeleitete Conclusiones Atheisticae seyn, so ist Maus wie Mutter. Sind nun diese Positiones, die er hingesetzt hat, nicht seine Lehren, so sind sie entweder alle nicht seine, oder nur etliche. Sind sie alle nicht seine, so sind auch die 1. Deus est, Deus existit, item die 10. Est vero Deus hic unus &c. nicht seine, sondern er hält sie für falsch, oder lässet sie an ihren Ort gestellet seyn, und also macht er sich auch bey dieser thörichten Ausflucht zum Atheisten; sind sie nicht alle, sondern nur etliche seine, warum hat er denn solche nicht deutlicher angedeutet? ja warum hält er denn alle vernünfftige Leser für so einfältig, und glaubet mit dieser tummen Sophisterey, die man kaum einer Bauer- Insonderheit wegen des uns imputirten Primi Falsi.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/323>, abgerufen am 29.04.2024.