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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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lerey, 8. Spielen, 9. Trunckenheit etc. Aber ich habe doch aus unterschiedenen Ursachen angestanden, mich einer von diesen bißher besagten Piecen zu bedienen, sondern habe sieben andre Stücke ausgesucht, die ich dem Herrn Quaerenten hinwiederum zu praesentiren mich entschlossen.

§. XLIV. Die ersten drey Stücke übersende ich dem Herrn QuaerentenBeschreibung eines armen Atheisten von melancholischer und sanguinischer complexion. zur Danckbarkeit wegen der oben in 36. §. angeführten an uns überschickten drey Stücke. Und wie er dieselbe uns zu Erweckung mehrerer Frölichkeit zugesendet; also bitte ich hingegen, der Herr Quaerente wolle diese drey Stücke in allen Ernst zu seiner höchstnöthigen Selbst-Erkäntniß und Besserung, wenn anders dieselbe möglich ist, gebrauchen. Seine erste Piece bestund aus allerhand dictis scripturae, ohne application. Gegenwärtiges erstes Stück stellet aus dem zwey und neuntzigsten Psalmen einen armen Atheisten und zwar von melancholischer und sanguinischer complexion für, wobey ich gleichergestalt die Application so wohl dem Herrn Quaerenten, als dem unpartheyischen Leser überlasse. Hanß Sachse hatte diese Schrifft 1559. an 13. Junii verfertiget, und ist selbige zu befinden in des andern Buchs ersten Theile p. 123.

[Spaltenumbruch] Der Königlich Prophet David, Das zwey und neuntzigist Psalm-Lied, Das machet er durch Geistes Sag, Zu singen auf dem Sabbath Tag, Da preiset er in dem Gesanck Wo man dem Herren saget Danck Und seine Werck erkennen thut Das heist er köstlich, fein und gut. Fängt an, und spricht: ein köstlich Ding Ist, wo man von Hertzen verbring GOtt dem HErren sey Lob und Danck Und mit frölichem Lobgesanck Seinem herrlichen Nahmen lobsing Du höchster Schöpffer aller Ding, Auf das man zu Morgens gerad, Verkünd dein überflüßig Gnad Die du bewiesen hast aufrecht, Dem gantzen menschlichen Geschlecht, Und daß man zu des Abends Zeit, Verkünd dein heilige Warheit, Die du durch dein göttliches Wort, [Spaltenumbruch] Verkünden liest durch alle Ort, Der sey unser Hertz ein Verwalter Mit zehen Seiten auf den Psalter, Mit schön resonanzen und Scharffen Gedicht zu spielen auf der Harffen, Denn Herr du läst mich frölich singen Von deinen Wercken ob allen Dingen, Und ich rühme an allem End Die Geschäfft und Wercke deiner Händ, Herr wie sind deine Werck so groß. Deine Gedancken tief und grundloß Unbegreiflich und wunderbahr, Wie du doch hilffest immerdar Und beschützest die Lieben dein Welche dich anruffen allein, Und sich gäntzlich auff dich verlassen. Ein thörigt Mann aber dermassen, Der versteht deiner Werck auch nicht, Der Narr hat der auch kein Bericht, Meint was gescheh in allem Stück / Das komt alls her von dem Gelück

lerey, 8. Spielen, 9. Trunckenheit etc. Aber ich habe doch aus unterschiedenen Ursachen angestanden, mich einer von diesen bißher besagten Piecen zu bedienen, sondern habe sieben andre Stücke ausgesucht, die ich dem Herrn Quaerenten hinwiederum zu praesentiren mich entschlossen.

§. XLIV. Die ersten drey Stücke übersende ich dem Herrn QuaerentenBeschreibung eines armen Atheisten von melancholischer und sanguinischer complexion. zur Danckbarkeit wegen der oben in 36. §. angeführten an uns überschickten drey Stücke. Und wie er dieselbe uns zu Erweckung mehrerer Frölichkeit zugesendet; also bitte ich hingegen, der Herr Quaerente wolle diese drey Stücke in allen Ernst zu seiner höchstnöthigen Selbst-Erkäntniß und Besserung, wenn anders dieselbe möglich ist, gebrauchen. Seine erste Piece bestund aus allerhand dictis scripturae, ohne application. Gegenwärtiges erstes Stück stellet aus dem zwey und neuntzigsten Psalmen einen armen Atheisten und zwar von melancholischer und sanguinischer complexion für, wobey ich gleichergestalt die Application so wohl dem Herrn Quaerenten, als dem unpartheyischen Leser überlasse. Hanß Sachse hatte diese Schrifft 1559. an 13. Junii verfertiget, und ist selbige zu befinden in des andern Buchs ersten Theile p. 123.

[Spaltenumbruch] Der Königlich Prophet David, Das zwey und neuntzigist Psalm-Lied, Das machet er durch Geistes Sag, Zu singen auf dem Sabbath Tag, Da preiset er in dem Gesanck Wo man dem Herren saget Danck Und seine Werck erkennen thut Das heist er köstlich, fein und gut. Fängt an, und spricht: ein köstlich Ding Ist, wo man von Hertzen verbring GOtt dem HErren sey Lob und Danck Und mit frölichem Lobgesanck Seinem herrlichen Nahmen lobsing Du höchster Schöpffer aller Ding, Auf das man zu Morgens gerad, Verkünd dein überflüßig Gnad Die du bewiesen hast aufrecht, Dem gantzen menschlichen Geschlecht, Und daß man zu des Abends Zeit, Verkünd dein heilige Warheit, Die du durch dein göttliches Wort, [Spaltenumbruch] Verkünden liest durch alle Ort, Der sey unser Hertz ein Verwalter Mit zehen Seiten auf den Psalter, Mit schön resonanzen und Scharffen Gedicht zu spielen auf der Harffen, Denn Herr du läst mich frölich singen Von deinen Wercken ob allen Dingen, Und ich rühme an allem End Die Geschäfft und Wercke deiner Händ, Herr wie sind deine Werck so groß. Deine Gedancken tief und grundloß Unbegreiflich und wunderbahr, Wie du doch hilffest immerdar Und beschützest die Lieben dein Welche dich anruffen allein, Und sich gäntzlich auff dich verlassen. Ein thörigt Mann aber dermassen, Der versteht deiner Werck auch nicht, Der Narr hat der auch kein Bericht, Meint was gescheh in allem Stück / Das komt alls her von dem Gelück
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[327/0343] lerey, 8. Spielen, 9. Trunckenheit etc. Aber ich habe doch aus unterschiedenen Ursachen angestanden, mich einer von diesen bißher besagten Piecen zu bedienen, sondern habe sieben andre Stücke ausgesucht, die ich dem Herrn Quaerenten hinwiederum zu praesentiren mich entschlossen. §. XLIV. Die ersten drey Stücke übersende ich dem Herrn Quaerenten zur Danckbarkeit wegen der oben in 36. §. angeführten an uns überschickten drey Stücke. Und wie er dieselbe uns zu Erweckung mehrerer Frölichkeit zugesendet; also bitte ich hingegen, der Herr Quaerente wolle diese drey Stücke in allen Ernst zu seiner höchstnöthigen Selbst-Erkäntniß und Besserung, wenn anders dieselbe möglich ist, gebrauchen. Seine erste Piece bestund aus allerhand dictis scripturae, ohne application. Gegenwärtiges erstes Stück stellet aus dem zwey und neuntzigsten Psalmen einen armen Atheisten und zwar von melancholischer und sanguinischer complexion für, wobey ich gleichergestalt die Application so wohl dem Herrn Quaerenten, als dem unpartheyischen Leser überlasse. Hanß Sachse hatte diese Schrifft 1559. an 13. Junii verfertiget, und ist selbige zu befinden in des andern Buchs ersten Theile p. 123. Beschreibung eines armen Atheisten von melancholischer und sanguinischer complexion. Der Königlich Prophet David, Das zwey und neuntzigist Psalm-Lied, Das machet er durch Geistes Sag, Zu singen auf dem Sabbath Tag, Da preiset er in dem Gesanck Wo man dem Herren saget Danck Und seine Werck erkennen thut Das heist er köstlich, fein und gut. Fängt an, und spricht: ein köstlich Ding Ist, wo man von Hertzen verbring GOtt dem HErren sey Lob und Danck Und mit frölichem Lobgesanck Seinem herrlichen Nahmen lobsing Du höchster Schöpffer aller Ding, Auf das man zu Morgens gerad, Verkünd dein überflüßig Gnad Die du bewiesen hast aufrecht, Dem gantzen menschlichen Geschlecht, Und daß man zu des Abends Zeit, Verkünd dein heilige Warheit, Die du durch dein göttliches Wort, Verkünden liest durch alle Ort, Der sey unser Hertz ein Verwalter Mit zehen Seiten auf den Psalter, Mit schön resonanzen und Scharffen Gedicht zu spielen auf der Harffen, Denn Herr du läst mich frölich singen Von deinen Wercken ob allen Dingen, Und ich rühme an allem End Die Geschäfft und Wercke deiner Händ, Herr wie sind deine Werck so groß. Deine Gedancken tief und grundloß Unbegreiflich und wunderbahr, Wie du doch hilffest immerdar Und beschützest die Lieben dein Welche dich anruffen allein, Und sich gäntzlich auff dich verlassen. Ein thörigt Mann aber dermassen, Der versteht deiner Werck auch nicht, Der Narr hat der auch kein Bericht, Meint was gescheh in allem Stück / Das komt alls her von dem Gelück

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/343>, abgerufen am 26.04.2024.