Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Welch ein Tiefsinn bedeckt' itzt mit den
Fittichen der Mitternacht das Cabinet der
schönen Clarisse! Jhre erfindungsreiche Lie-
be stritt immer mit der schwerfälligen Ein-
sicht des Magisters: doch beyde mußten
sich der Erfahrung eines grauen Kam-
mermägdchens unterwerfen. Anschläge wur-
den gefaßt, untersucht, und durch neue ver-
drängt! Lange gieng das wichtige Project,
wie ein Würfel im Kreislaufe herum,
ehe die ältliche Zofe mit der verschmitzten
hohen Mine eines versuchten Ministers,
ihre Gedanken in folgenden klugen Wor-
ten entdeckte! "Jtzt, ehrwürdiger Herr, da
"sich Jhre Augen nach Ruhe sehnen, so
"hören Sie kürzlich meinen unmaßgeblichen
"Vorschlag: Meine willige Stimme soll itzt
"dem Wächter des Hofes befehlen, daß sein
"sicheres Geleite Sie, den Windhunden vor-
"bey, in die Stube führe, die unser Haus-
"hofmeister bewohnet. Dieser wird gern ei-

"ne

Welch ein Tiefſinn bedeckt’ itzt mit den
Fittichen der Mitternacht das Cabinet der
ſchoͤnen Clariſſe! Jhre erfindungsreiche Lie-
be ſtritt immer mit der ſchwerfaͤlligen Ein-
ſicht des Magiſters: doch beyde mußten
ſich der Erfahrung eines grauen Kam-
mermaͤgdchens unterwerfen. Anſchlaͤge wur-
den gefaßt, unterſucht, und durch neue ver-
draͤngt! Lange gieng das wichtige Project,
wie ein Wuͤrfel im Kreislaufe herum,
ehe die aͤltliche Zofe mit der verſchmitzten
hohen Mine eines verſuchten Miniſters,
ihre Gedanken in folgenden klugen Wor-
ten entdeckte! „Jtzt, ehrwuͤrdiger Herr, da
”ſich Jhre Augen nach Ruhe ſehnen, ſo
”hoͤren Sie kuͤrzlich meinen unmaßgeblichen
”Vorſchlag: Meine willige Stimme ſoll itzt
”dem Waͤchter des Hofes befehlen, daß ſein
”ſicheres Geleite Sie, den Windhunden vor-
”bey, in die Stube fuͤhre, die unſer Haus-
”hofmeiſter bewohnet. Dieſer wird gern ei-

”ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0062" n="58"/>
        <p>Welch ein Tief&#x017F;inn bedeckt&#x2019; itzt mit den<lb/>
Fittichen der Mitternacht das Cabinet der<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Clari&#x017F;&#x017F;e! Jhre erfindungsreiche Lie-<lb/>
be &#x017F;tritt immer mit der &#x017F;chwerfa&#x0364;lligen Ein-<lb/>
&#x017F;icht des Magi&#x017F;ters: doch beyde mußten<lb/>
&#x017F;ich der Erfahrung eines grauen Kam-<lb/>
merma&#x0364;gdchens unterwerfen. An&#x017F;chla&#x0364;ge wur-<lb/>
den gefaßt, unter&#x017F;ucht, und durch neue ver-<lb/>
dra&#x0364;ngt! Lange gieng das wichtige Project,<lb/>
wie ein Wu&#x0364;rfel im Kreislaufe herum,<lb/>
ehe die a&#x0364;ltliche Zofe mit der ver&#x017F;chmitzten<lb/>
hohen Mine eines ver&#x017F;uchten Mini&#x017F;ters,<lb/>
ihre Gedanken in folgenden klugen Wor-<lb/>
ten entdeckte! &#x201E;Jtzt, ehrwu&#x0364;rdiger Herr, da<lb/>
&#x201D;&#x017F;ich Jhre Augen nach Ruhe &#x017F;ehnen, &#x017F;o<lb/>
&#x201D;ho&#x0364;ren Sie ku&#x0364;rzlich meinen unmaßgeblichen<lb/>
&#x201D;Vor&#x017F;chlag: Meine willige Stimme &#x017F;oll itzt<lb/>
&#x201D;dem Wa&#x0364;chter des Hofes befehlen, daß &#x017F;ein<lb/>
&#x201D;&#x017F;icheres Geleite Sie, den Windhunden vor-<lb/>
&#x201D;bey, in die Stube fu&#x0364;hre, die un&#x017F;er Haus-<lb/>
&#x201D;hofmei&#x017F;ter bewohnet. Die&#x017F;er wird gern ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201D;ne</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0062] Welch ein Tiefſinn bedeckt’ itzt mit den Fittichen der Mitternacht das Cabinet der ſchoͤnen Clariſſe! Jhre erfindungsreiche Lie- be ſtritt immer mit der ſchwerfaͤlligen Ein- ſicht des Magiſters: doch beyde mußten ſich der Erfahrung eines grauen Kam- mermaͤgdchens unterwerfen. Anſchlaͤge wur- den gefaßt, unterſucht, und durch neue ver- draͤngt! Lange gieng das wichtige Project, wie ein Wuͤrfel im Kreislaufe herum, ehe die aͤltliche Zofe mit der verſchmitzten hohen Mine eines verſuchten Miniſters, ihre Gedanken in folgenden klugen Wor- ten entdeckte! „Jtzt, ehrwuͤrdiger Herr, da ”ſich Jhre Augen nach Ruhe ſehnen, ſo ”hoͤren Sie kuͤrzlich meinen unmaßgeblichen ”Vorſchlag: Meine willige Stimme ſoll itzt ”dem Waͤchter des Hofes befehlen, daß ſein ”ſicheres Geleite Sie, den Windhunden vor- ”bey, in die Stube fuͤhre, die unſer Haus- ”hofmeiſter bewohnet. Dieſer wird gern ei- ”ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/62
Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/62>, abgerufen am 29.04.2024.