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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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Magister, und die dunkelbraune Nacht ver-
barg seine heimliche Ankunft unter ihrem
Schleyer vor der mistrauischen Gouvernan-
tinn und vor dem murrenden Hofhunde.

Der volle Morgen hatte den hochgebohr-
nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt überdenkt er
noch im Bette den Zustand seines Magens
und fordert mit schwelgerischer Neugier den
frühen Küchenzettel -- Da tritt der Haushof-
meister herein, und meldet ihm die Beherber-
gung des verspäteten Pfarrherrn, und wie er
itzt, voller Verlangen, Jhro Gräfliche Gnaden
zu sprechen, vor der Kammerthüre lauschte.
"Je, willkommen, werther Herr Pastor, will-
"kommen!" schrie der Graf dem Verliebten
entgegen! Bückend trat dieser vor das Vor-
hangbette des Grafen, und sein schwerer Athem
blies sogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die
er mit einer Menge von Wünschen beschloß,
worzu ihm der Wechsel der Zeit die beste Ge-
legenheit darboth. Bey starkem ungeduldi-

gem

Magiſter, und die dunkelbraune Nacht ver-
barg ſeine heimliche Ankunft unter ihrem
Schleyer vor der mistrauiſchen Gouvernan-
tinn und vor dem murrenden Hofhunde.

Der volle Morgen hatte den hochgebohr-
nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt uͤberdenkt er
noch im Bette den Zuſtand ſeines Magens
und fordert mit ſchwelgeriſcher Neugier den
fruͤhen Kuͤchenzettel — Da tritt der Haushof-
meiſter herein, und meldet ihm die Beherber-
gung des verſpaͤteten Pfarrherrn, und wie er
itzt, voller Verlangen, Jhro Graͤfliche Gnaden
zu ſprechen, vor der Kammerthuͤre lauſchte.
„Je, willkommen, werther Herr Paſtor, will-
”kommen!„ ſchrie der Graf dem Verliebten
entgegen! Buͤckend trat dieſer vor das Vor-
hangbette des Grafen, und ſein ſchwerer Athem
blies ſogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die
er mit einer Menge von Wuͤnſchen beſchloß,
worzu ihm der Wechſel der Zeit die beſte Ge-
legenheit darboth. Bey ſtarkem ungeduldi-

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[60/0064] Magiſter, und die dunkelbraune Nacht ver- barg ſeine heimliche Ankunft unter ihrem Schleyer vor der mistrauiſchen Gouvernan- tinn und vor dem murrenden Hofhunde. Der volle Morgen hatte den hochgebohr- nen Gerichtsherrn erweckt. Jtzt uͤberdenkt er noch im Bette den Zuſtand ſeines Magens und fordert mit ſchwelgeriſcher Neugier den fruͤhen Kuͤchenzettel — Da tritt der Haushof- meiſter herein, und meldet ihm die Beherber- gung des verſpaͤteten Pfarrherrn, und wie er itzt, voller Verlangen, Jhro Graͤfliche Gnaden zu ſprechen, vor der Kammerthuͤre lauſchte. „Je, willkommen, werther Herr Paſtor, will- ”kommen!„ ſchrie der Graf dem Verliebten entgegen! Buͤckend trat dieſer vor das Vor- hangbette des Grafen, und ſein ſchwerer Athem blies ſogleich die hochzeitliche Bitte hervor, die er mit einer Menge von Wuͤnſchen beſchloß, worzu ihm der Wechſel der Zeit die beſte Ge- legenheit darboth. Bey ſtarkem ungeduldi- gem

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/64>, abgerufen am 29.04.2024.