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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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stand des sinnreichen Conditors zur Hülfe, der
so oft seine Wirkung zeigt, wenn die langwei-
ligen Reden des Fürsten seinen Hof einzuwie-
gen bedrohen -- Und -- Auf einmal reizt' eine
überzuckerte Welt die weiten Augen der Gä-
ste. Faunen und Liebesgötter und nackende
Mägdchens, in einem poetischen Brennofen
gebildet, scherzten ohn' Aufhören im funkeln-
den Grase. Jn der Mitten entdeckte sich ei-
ne lachende Scene, unter einer hohen arkadi-
schen Laube, von ewigem Wintergrün: Die
porzelane Zeit war es, die mit einer furchtba-
ren Hippe den zerbrechlichen Amor in der Lau-
be herumjagte -- O wie wird es ihm gehen,
wenn er sich einholen läßt! denn der kleine lose
Dieb hat der Zeit ihr Stundenglas listig ent-
wendet, und schüttelt den Sand darinnen un-
ter einander, worüber die hohe Gesellschaft sich
inniglich freute. Ein voller Teller lustiger Ein-
fälle, in buntem Kraftmehle gebacken, streute
neues Vergnügen über die Tafel. Welche

Ver-
F

ſtand des ſinnreichen Conditors zur Huͤlfe, der
ſo oft ſeine Wirkung zeigt, wenn die langwei-
ligen Reden des Fuͤrſten ſeinen Hof einzuwie-
gen bedrohen — Und — Auf einmal reizt’ eine
uͤberzuckerte Welt die weiten Augen der Gaͤ-
ſte. Faunen und Liebesgoͤtter und nackende
Maͤgdchens, in einem poetiſchen Brennofen
gebildet, ſcherzten ohn’ Aufhoͤren im funkeln-
den Graſe. Jn der Mitten entdeckte ſich ei-
ne lachende Scene, unter einer hohen arkadi-
ſchen Laube, von ewigem Wintergruͤn: Die
porzelane Zeit war es, die mit einer furchtba-
ren Hippe den zerbrechlichen Amor in der Lau-
be herumjagte — O wie wird es ihm gehen,
wenn er ſich einholen laͤßt! denn der kleine loſe
Dieb hat der Zeit ihr Stundenglas liſtig ent-
wendet, und ſchuͤttelt den Sand darinnen un-
ter einander, woruͤber die hohe Geſellſchaft ſich
inniglich freute. Ein voller Teller luſtiger Ein-
faͤlle, in buntem Kraftmehle gebacken, ſtreute
neues Vergnuͤgen uͤber die Tafel. Welche

Ver-
F
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[81/0085] ſtand des ſinnreichen Conditors zur Huͤlfe, der ſo oft ſeine Wirkung zeigt, wenn die langwei- ligen Reden des Fuͤrſten ſeinen Hof einzuwie- gen bedrohen — Und — Auf einmal reizt’ eine uͤberzuckerte Welt die weiten Augen der Gaͤ- ſte. Faunen und Liebesgoͤtter und nackende Maͤgdchens, in einem poetiſchen Brennofen gebildet, ſcherzten ohn’ Aufhoͤren im funkeln- den Graſe. Jn der Mitten entdeckte ſich ei- ne lachende Scene, unter einer hohen arkadi- ſchen Laube, von ewigem Wintergruͤn: Die porzelane Zeit war es, die mit einer furchtba- ren Hippe den zerbrechlichen Amor in der Lau- be herumjagte — O wie wird es ihm gehen, wenn er ſich einholen laͤßt! denn der kleine loſe Dieb hat der Zeit ihr Stundenglas liſtig ent- wendet, und ſchuͤttelt den Sand darinnen un- ter einander, woruͤber die hohe Geſellſchaft ſich inniglich freute. Ein voller Teller luſtiger Ein- faͤlle, in buntem Kraftmehle gebacken, ſtreute neues Vergnuͤgen uͤber die Tafel. Welche Ver- F

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/85>, abgerufen am 29.04.2024.