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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Fünfter Abschnitt.
werden soll, getunkt ist. Darauf wird die Form auf
die Stelle des Zeuges, wo sie abgedruckt werden soll,
mit stählernen Stiften angepasset, mit der einen Hand
niedergelegt, und mit einem Klöppel, den man in der
andern Hand hat, darauf geschlagen. Nach dem Ab-
drucke haben die Farben ein mattes und schlechtes An-
sehen; sie werden aber schön und hoch, wenn der Kat-
tun hernach in einer besonders zubereiteten Lauge ge-
kocht wird.

Der Berg bey Rouen hat förmliche Schichten Kalk
und Feuerstein, deren jede ungefähr eine Hand breit,
oder etwas breiter ist. Diese Schichten gehen bis in
die Mitte, da der Kalk anfängt. Der Feuerstein ist
meistentheils schwarz, zum Theil aber auch weiß, grau,
gelb, oder bläulich, und hat viele Vertiefungen und Er-
höhungen. Obschon der Kalk auf diese Art mit Feuer-
stein gleichsam durchspickt ist, werden doch Steine zum
Baue daraus gehauen. Bey Paris ist der Kalk mehr
mit Petrificaten durchmischt. Die Berge bey Bouille
enthalten auch Feuerstein, und die bey Quilleboeuf Kalk-
gries und kleine Stücke Feuerstein.

Den 9. August reisete ich mit einem Holländischen
Schiffe von Rouen ab. Wir segelten allmählig den
Strom hinab, und legten oft vor Anker; bisweilen,
wenn das Wasser abwärts lief, schwammen wir mit dem
Strome fort. Die Ebbe wird, je näher man dem Meere
kommt, immer stärker, so daß während derselben der
Grund gar sehr entblößt wird, und die Schiffe gänzlich
ohne Wasser im weichen Lehmschlamme liegen.

Auf dieser Fahrt bemerkte ich, daß die Berge zu
beyden Seiten, außer Kalk und Feuerstein, aus bald
hellern, bald dunklern Kalkschichten bestanden, die bis
einen Zoll dick, und von der Ebbe und Fluth gebildet

Erſte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
werden ſoll, getunkt iſt. Darauf wird die Form auf
die Stelle des Zeuges, wo ſie abgedruckt werden ſoll,
mit ſtaͤhlernen Stiften angepaſſet, mit der einen Hand
niedergelegt, und mit einem Kloͤppel, den man in der
andern Hand hat, darauf geſchlagen. Nach dem Ab-
drucke haben die Farben ein mattes und ſchlechtes An-
ſehen; ſie werden aber ſchoͤn und hoch, wenn der Kat-
tun hernach in einer beſonders zubereiteten Lauge ge-
kocht wird.

Der Berg bey Rouen hat foͤrmliche Schichten Kalk
und Feuerſtein, deren jede ungefaͤhr eine Hand breit,
oder etwas breiter iſt. Dieſe Schichten gehen bis in
die Mitte, da der Kalk anfaͤngt. Der Feuerſtein iſt
meiſtentheils ſchwarz, zum Theil aber auch weiß, grau,
gelb, oder blaͤulich, und hat viele Vertiefungen und Er-
hoͤhungen. Obſchon der Kalk auf dieſe Art mit Feuer-
ſtein gleichſam durchſpickt iſt, werden doch Steine zum
Baue daraus gehauen. Bey Paris iſt der Kalk mehr
mit Petrificaten durchmiſcht. Die Berge bey Bouille
enthalten auch Feuerſtein, und die bey Quilleboeuf Kalk-
gries und kleine Stuͤcke Feuerſtein.

Den 9. Auguſt reiſete ich mit einem Hollaͤndiſchen
Schiffe von Rouen ab. Wir ſegelten allmaͤhlig den
Strom hinab, und legten oft vor Anker; bisweilen,
wenn das Waſſer abwaͤrts lief, ſchwammen wir mit dem
Strome fort. Die Ebbe wird, je naͤher man dem Meere
kommt, immer ſtaͤrker, ſo daß waͤhrend derſelben der
Grund gar ſehr entbloͤßt wird, und die Schiffe gaͤnzlich
ohne Waſſer im weichen Lehmſchlamme liegen.

Auf dieſer Fahrt bemerkte ich, daß die Berge zu
beyden Seiten, außer Kalk und Feuerſtein, aus bald
hellern, bald dunklern Kalkſchichten beſtanden, die bis
einen Zoll dick, und von der Ebbe und Fluth gebildet

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[60/0088] Erſte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt. werden ſoll, getunkt iſt. Darauf wird die Form auf die Stelle des Zeuges, wo ſie abgedruckt werden ſoll, mit ſtaͤhlernen Stiften angepaſſet, mit der einen Hand niedergelegt, und mit einem Kloͤppel, den man in der andern Hand hat, darauf geſchlagen. Nach dem Ab- drucke haben die Farben ein mattes und ſchlechtes An- ſehen; ſie werden aber ſchoͤn und hoch, wenn der Kat- tun hernach in einer beſonders zubereiteten Lauge ge- kocht wird. Der Berg bey Rouen hat foͤrmliche Schichten Kalk und Feuerſtein, deren jede ungefaͤhr eine Hand breit, oder etwas breiter iſt. Dieſe Schichten gehen bis in die Mitte, da der Kalk anfaͤngt. Der Feuerſtein iſt meiſtentheils ſchwarz, zum Theil aber auch weiß, grau, gelb, oder blaͤulich, und hat viele Vertiefungen und Er- hoͤhungen. Obſchon der Kalk auf dieſe Art mit Feuer- ſtein gleichſam durchſpickt iſt, werden doch Steine zum Baue daraus gehauen. Bey Paris iſt der Kalk mehr mit Petrificaten durchmiſcht. Die Berge bey Bouille enthalten auch Feuerſtein, und die bey Quilleboeuf Kalk- gries und kleine Stuͤcke Feuerſtein. Den 9. Auguſt reiſete ich mit einem Hollaͤndiſchen Schiffe von Rouen ab. Wir ſegelten allmaͤhlig den Strom hinab, und legten oft vor Anker; bisweilen, wenn das Waſſer abwaͤrts lief, ſchwammen wir mit dem Strome fort. Die Ebbe wird, je naͤher man dem Meere kommt, immer ſtaͤrker, ſo daß waͤhrend derſelben der Grund gar ſehr entbloͤßt wird, und die Schiffe gaͤnzlich ohne Waſſer im weichen Lehmſchlamme liegen. Auf dieſer Fahrt bemerkte ich, daß die Berge zu beyden Seiten, außer Kalk und Feuerſtein, aus bald hellern, bald dunklern Kalkſchichten beſtanden, die bis einen Zoll dick, und von der Ebbe und Fluth gebildet

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/88>, abgerufen am 02.05.2024.