Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Jäger.
Sie sind unverschämte Gesellen,
Die sich gern aller Orten einstellen.
Rothkäppchen.
Fürcht't ihr euch nicht, ihm zu nahe zu kommen?
Jäger.
Ich hab' ihn schon längst aufs Rohr genommen.
Ihn fürchten? Da wär' ich ein rechter Wicht!
Ich fürchte den leibhaftgen Teufel nicht.
Rothkäppchen.
O sprecht nicht so, wenn er nun käme,
Und euch so unversehens nähme.
Jäger.
Ein Jäger muß haben firmen Muth,
Ein großes Herz, ein braves Blut,
Keine Gefahr nicht achten, kein Wetter scheun,
Sonst sollt' er zum Ofensitzer besser seyn.
Rothkäppchen.
Ihr seyd heut in der neuen Jacke,
Darzu glänzt auch der Hirschfänger schön.
Jäger.
Wenn ich den Monsieur Wolf nur packe,
So ists gewiß um ihn geschehn.
Kleidt michs nicht gut, das neue Tuch?
Rothkäppchen.
Es ist für so was gut genug.
Jäger.
Was hast du daran auszusetzen?
Rothkäppchen.
Die Jacke würde euch noch besser sitzen,
Wär' sie schön roth, wie meine Mütze.

Zweite Abtheilung.
Jaͤger.
Sie ſind unverſchaͤmte Geſellen,
Die ſich gern aller Orten einſtellen.
Rothkaͤppchen.
Fuͤrcht't ihr euch nicht, ihm zu nahe zu kommen?
Jaͤger.
Ich hab' ihn ſchon laͤngſt aufs Rohr genommen.
Ihn fuͤrchten? Da waͤr' ich ein rechter Wicht!
Ich fuͤrchte den leibhaftgen Teufel nicht.
Rothkaͤppchen.
O ſprecht nicht ſo, wenn er nun kaͤme,
Und euch ſo unverſehens naͤhme.
Jaͤger.
Ein Jaͤger muß haben firmen Muth,
Ein großes Herz, ein braves Blut,
Keine Gefahr nicht achten, kein Wetter ſcheun,
Sonſt ſollt' er zum Ofenſitzer beſſer ſeyn.
Rothkaͤppchen.
Ihr ſeyd heut in der neuen Jacke,
Darzu glaͤnzt auch der Hirſchfaͤnger ſchoͤn.
Jaͤger.
Wenn ich den Monſieur Wolf nur packe,
So iſts gewiß um ihn geſchehn.
Kleidt michs nicht gut, das neue Tuch?
Rothkaͤppchen.
Es iſt fuͤr ſo was gut genug.
Jaͤger.
Was haſt du daran auszuſetzen?
Rothkaͤppchen.
Die Jacke wuͤrde euch noch beſſer ſitzen,
Waͤr' ſie ſchoͤn roth, wie meine Muͤtze.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0501" n="490"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#JAEGER">
              <speaker><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Sie &#x017F;ind unver&#x017F;cha&#x0364;mte Ge&#x017F;ellen,<lb/>
Die &#x017F;ich gern aller Orten ein&#x017F;tellen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ROT">
              <speaker><hi rendition="#g">Rothka&#x0364;ppchen</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Fu&#x0364;rcht't ihr euch nicht, ihm zu nahe zu kommen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#JAEGER">
              <speaker><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ich hab' ihn &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t aufs Rohr genommen.<lb/>
Ihn fu&#x0364;rchten? Da wa&#x0364;r' ich ein rechter Wicht!<lb/>
Ich fu&#x0364;rchte den leibhaftgen Teufel nicht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ROT">
              <speaker><hi rendition="#g">Rothka&#x0364;ppchen</hi>.</speaker><lb/>
              <p>O &#x017F;precht nicht &#x017F;o, wenn er nun ka&#x0364;me,<lb/>
Und euch &#x017F;o unver&#x017F;ehens na&#x0364;hme.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#JAEGER">
              <speaker><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ein Ja&#x0364;ger muß haben firmen Muth,<lb/>
Ein großes Herz, ein braves Blut,<lb/>
Keine Gefahr nicht achten, kein Wetter &#x017F;cheun,<lb/>
Son&#x017F;t &#x017F;ollt' er zum Ofen&#x017F;itzer be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ROT">
              <speaker><hi rendition="#g">Rothka&#x0364;ppchen</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ihr &#x017F;eyd heut in der neuen Jacke,<lb/>
Darzu gla&#x0364;nzt auch der Hir&#x017F;chfa&#x0364;nger &#x017F;cho&#x0364;n.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#JAEGER">
              <speaker><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Wenn ich den Mon&#x017F;ieur Wolf nur packe,<lb/>
So i&#x017F;ts gewiß um ihn ge&#x017F;chehn.<lb/>
Kleidt michs nicht gut, das neue Tuch?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ROT">
              <speaker><hi rendition="#g">Rothka&#x0364;ppchen</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t fu&#x0364;r &#x017F;o was gut genug.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#JAEGER">
              <speaker><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Was ha&#x017F;t du daran auszu&#x017F;etzen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ROT">
              <speaker><hi rendition="#g">Rothka&#x0364;ppchen</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Die Jacke wu&#x0364;rde euch noch be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;itzen,<lb/>
Wa&#x0364;r' &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n roth, wie meine Mu&#x0364;tze.</p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0501] Zweite Abtheilung. Jaͤger. Sie ſind unverſchaͤmte Geſellen, Die ſich gern aller Orten einſtellen. Rothkaͤppchen. Fuͤrcht't ihr euch nicht, ihm zu nahe zu kommen? Jaͤger. Ich hab' ihn ſchon laͤngſt aufs Rohr genommen. Ihn fuͤrchten? Da waͤr' ich ein rechter Wicht! Ich fuͤrchte den leibhaftgen Teufel nicht. Rothkaͤppchen. O ſprecht nicht ſo, wenn er nun kaͤme, Und euch ſo unverſehens naͤhme. Jaͤger. Ein Jaͤger muß haben firmen Muth, Ein großes Herz, ein braves Blut, Keine Gefahr nicht achten, kein Wetter ſcheun, Sonſt ſollt' er zum Ofenſitzer beſſer ſeyn. Rothkaͤppchen. Ihr ſeyd heut in der neuen Jacke, Darzu glaͤnzt auch der Hirſchfaͤnger ſchoͤn. Jaͤger. Wenn ich den Monſieur Wolf nur packe, So iſts gewiß um ihn geſchehn. Kleidt michs nicht gut, das neue Tuch? Rothkaͤppchen. Es iſt fuͤr ſo was gut genug. Jaͤger. Was haſt du daran auszuſetzen? Rothkaͤppchen. Die Jacke wuͤrde euch noch beſſer ſitzen, Waͤr' ſie ſchoͤn roth, wie meine Muͤtze.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/501
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/501>, abgerufen am 28.04.2024.