Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Andalosia.
Elende, woran mahnst Du mich? Dies Wort,
Es könnte wetzen meine Grausamkeit.
Doch nein, Dir sei Verzeihung, doch auch Strafe,
Du sollst jetzt nicht zurück zu Deinen Eltern --
Agrippina.
Ich will es nicht, ich mag den Hof, die Stadt
Nicht wieder sehn, so lang' ich mir ein Scheusal,
Den Feinden Hohn, dem Volk Gelächter bin.
Andalosia.
Ja, dies Gefühl sey jetzt' noch Deine Qual,
Doch werd' ich Deiner nicht vergessen, werde
Den Zauber dann Dir lösen, wie ich kann.
Schau dort hinab, in jener Felsenbucht
Liegt einsam und versteckt ein armes Kloster
Von frommen Nonnen, allem abgeschieden
Sehn sie nicht Stadt, noch Dorf, noch Menschen je,
Denn keine Straße führt durch diese Schluchten,
Nur gegen über sich und fern erhaben
Auf dürren Klippen zwischen dunklem Wald
Des heiligen Patrizius Fegefeuer;
Hier sollst Du büßen und bereuend wohnen,
Daß Deine beßre Seele auferwache;
Dann führ' ich Dich nach ein'ger Zeit zurück,
Und Du wirst mir des Geistes Heilung danken.
Agrippina.
Ich danke Dir schon jetzt, wohlthätger Freund,
Daß Böses Du mit Gutem willst vergelten.
Hier, fern von Menschen, lern' ich bald mich finden.
Andalosia.
So folge mir, das Kloster ist nicht weit.
(sie gehn ab.)


Fortunat.
Andaloſia.
Elende, woran mahnſt Du mich? Dies Wort,
Es koͤnnte wetzen meine Grauſamkeit.
Doch nein, Dir ſei Verzeihung, doch auch Strafe,
Du ſollſt jetzt nicht zuruͤck zu Deinen Eltern —
Agrippina.
Ich will es nicht, ich mag den Hof, die Stadt
Nicht wieder ſehn, ſo lang' ich mir ein Scheuſal,
Den Feinden Hohn, dem Volk Gelaͤchter bin.
Andaloſia.
Ja, dies Gefuͤhl ſey jetzt' noch Deine Qual,
Doch werd' ich Deiner nicht vergeſſen, werde
Den Zauber dann Dir loͤſen, wie ich kann.
Schau dort hinab, in jener Felſenbucht
Liegt einſam und verſteckt ein armes Kloſter
Von frommen Nonnen, allem abgeſchieden
Sehn ſie nicht Stadt, noch Dorf, noch Menſchen je,
Denn keine Straße fuͤhrt durch dieſe Schluchten,
Nur gegen uͤber ſich und fern erhaben
Auf duͤrren Klippen zwiſchen dunklem Wald
Des heiligen Patrizius Fegefeuer;
Hier ſollſt Du buͤßen und bereuend wohnen,
Daß Deine beßre Seele auferwache;
Dann fuͤhr' ich Dich nach ein'ger Zeit zuruͤck,
Und Du wirſt mir des Geiſtes Heilung danken.
Agrippina.
Ich danke Dir ſchon jetzt, wohlthaͤtger Freund,
Daß Boͤſes Du mit Gutem willſt vergelten.
Hier, fern von Menſchen, lern' ich bald mich finden.
Andaloſia.
So folge mir, das Kloſter iſt nicht weit.
(ſie gehn ab.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0455" n="445"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Elende, woran mahn&#x017F;t Du mich? Dies Wort,<lb/>
Es ko&#x0364;nnte wetzen meine Grau&#x017F;amkeit.<lb/>
Doch nein, Dir &#x017F;ei Verzeihung, doch auch Strafe,<lb/>
Du &#x017F;oll&#x017F;t jetzt nicht zuru&#x0364;ck zu Deinen Eltern &#x2014;</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Agrippina">
                <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich will es nicht, ich mag den Hof, die Stadt<lb/>
Nicht wieder &#x017F;ehn, &#x017F;o lang' ich mir ein Scheu&#x017F;al,<lb/>
Den Feinden Hohn, dem Volk Gela&#x0364;chter bin.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ja, dies Gefu&#x0364;hl &#x017F;ey jetzt' noch Deine Qual,<lb/>
Doch werd' ich Deiner nicht verge&#x017F;&#x017F;en, werde<lb/>
Den Zauber dann Dir lo&#x0364;&#x017F;en, wie ich kann.<lb/>
Schau dort hinab, in jener Fel&#x017F;enbucht<lb/>
Liegt ein&#x017F;am und ver&#x017F;teckt ein armes Klo&#x017F;ter<lb/>
Von frommen Nonnen, allem abge&#x017F;chieden<lb/>
Sehn &#x017F;ie nicht Stadt, noch Dorf, noch Men&#x017F;chen je,<lb/>
Denn keine Straße fu&#x0364;hrt durch die&#x017F;e Schluchten,<lb/>
Nur gegen u&#x0364;ber &#x017F;ich und fern erhaben<lb/>
Auf du&#x0364;rren Klippen zwi&#x017F;chen dunklem Wald<lb/>
Des heiligen Patrizius Fegefeuer;<lb/>
Hier &#x017F;oll&#x017F;t Du bu&#x0364;ßen und bereuend wohnen,<lb/>
Daß Deine beßre Seele auferwache;<lb/>
Dann fu&#x0364;hr' ich Dich nach ein'ger Zeit zuru&#x0364;ck,<lb/>
Und Du wir&#x017F;t mir des Gei&#x017F;tes Heilung danken.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Agrippina">
                <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich danke Dir &#x017F;chon jetzt, wohltha&#x0364;tger Freund,<lb/>
Daß Bo&#x0364;&#x017F;es Du mit Gutem will&#x017F;t vergelten.<lb/>
Hier, fern von Men&#x017F;chen, lern' ich bald mich finden.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>So folge mir, das Klo&#x017F;ter i&#x017F;t nicht weit.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(&#x017F;ie gehn ab.)</hi> </stage>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[445/0455] Fortunat. Andaloſia. Elende, woran mahnſt Du mich? Dies Wort, Es koͤnnte wetzen meine Grauſamkeit. Doch nein, Dir ſei Verzeihung, doch auch Strafe, Du ſollſt jetzt nicht zuruͤck zu Deinen Eltern — Agrippina. Ich will es nicht, ich mag den Hof, die Stadt Nicht wieder ſehn, ſo lang' ich mir ein Scheuſal, Den Feinden Hohn, dem Volk Gelaͤchter bin. Andaloſia. Ja, dies Gefuͤhl ſey jetzt' noch Deine Qual, Doch werd' ich Deiner nicht vergeſſen, werde Den Zauber dann Dir loͤſen, wie ich kann. Schau dort hinab, in jener Felſenbucht Liegt einſam und verſteckt ein armes Kloſter Von frommen Nonnen, allem abgeſchieden Sehn ſie nicht Stadt, noch Dorf, noch Menſchen je, Denn keine Straße fuͤhrt durch dieſe Schluchten, Nur gegen uͤber ſich und fern erhaben Auf duͤrren Klippen zwiſchen dunklem Wald Des heiligen Patrizius Fegefeuer; Hier ſollſt Du buͤßen und bereuend wohnen, Daß Deine beßre Seele auferwache; Dann fuͤhr' ich Dich nach ein'ger Zeit zuruͤck, Und Du wirſt mir des Geiſtes Heilung danken. Agrippina. Ich danke Dir ſchon jetzt, wohlthaͤtger Freund, Daß Boͤſes Du mit Gutem willſt vergelten. Hier, fern von Menſchen, lern' ich bald mich finden. Andaloſia. So folge mir, das Kloſter iſt nicht weit. (ſie gehn ab.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/455
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/455>, abgerufen am 01.05.2024.