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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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nen Gehalt und sein künftiges arbeitreiches
Leben. Wie wenn man oft alte längst ver¬
gessene Bücher wieder aufschlägt, und in
ihnen Belehrungen oder unerwarteten Trost
im Leiden antrift, so kamen vergangene
Zeiten mit ihren Gedanken in Franzens
Seele zurück, alte Entwürfe die ihm von
neuem gefielen. Ja, sagte er, indem er die
Briefe zusammenfaltete, und sorgfältig in
seine Schreibtafel legte, es soll schon mit
mir werden, weiß ich doch daß mein Meister
was von mir hält; warum will ich denn ver¬
zagen?

Es war am folgendem Tage, an wel¬
chem
das Erndtefest gefeiert werden soll¬
te. Franz hatte nun keinen Widerwillen mehr
gegen das frohe aufgeregte Menschengetüm¬
mel, er suchte die Freude auf, und war darum
auch bei dem Feste zugegen. Er erinnerte
sich einiger guten Kupferstiche von Albrecht

nen Gehalt und ſein künftiges arbeitreiches
Leben. Wie wenn man oft alte längſt ver¬
geſſene Bücher wieder aufſchlägt, und in
ihnen Belehrungen oder unerwarteten Troſt
im Leiden antrift, ſo kamen vergangene
Zeiten mit ihren Gedanken in Franzens
Seele zurück, alte Entwürfe die ihm von
neuem gefielen. Ja, ſagte er, indem er die
Briefe zuſammenfaltete, und ſorgfältig in
ſeine Schreibtafel legte, es ſoll ſchon mit
mir werden, weiß ich doch daß mein Meiſter
was von mir hält; warum will ich denn ver¬
zagen?

Es war am folgendem Tage, an wel¬
chem
das Erndtefeſt gefeiert werden ſoll¬
te. Franz hatte nun keinen Widerwillen mehr
gegen das frohe aufgeregte Menſchengetüm¬
mel, er ſuchte die Freude auf, und war darum
auch bei dem Feſte zugegen. Er erinnerte
ſich einiger guten Kupferſtiche von Albrecht

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[109/0120] nen Gehalt und ſein künftiges arbeitreiches Leben. Wie wenn man oft alte längſt ver¬ geſſene Bücher wieder aufſchlägt, und in ihnen Belehrungen oder unerwarteten Troſt im Leiden antrift, ſo kamen vergangene Zeiten mit ihren Gedanken in Franzens Seele zurück, alte Entwürfe die ihm von neuem gefielen. Ja, ſagte er, indem er die Briefe zuſammenfaltete, und ſorgfältig in ſeine Schreibtafel legte, es ſoll ſchon mit mir werden, weiß ich doch daß mein Meiſter was von mir hält; warum will ich denn ver¬ zagen? Es war am folgendem Tage, an wel¬ chem das Erndtefeſt gefeiert werden ſoll¬ te. Franz hatte nun keinen Widerwillen mehr gegen das frohe aufgeregte Menſchengetüm¬ mel, er ſuchte die Freude auf, und war darum auch bei dem Feſte zugegen. Er erinnerte ſich einiger guten Kupferſtiche von Albrecht

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/120>, abgerufen am 03.05.2024.