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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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durch die Sprechenden erfuhr. Nun war
er in der Stadt; er empfand es seltsam,
nun wieder an einem fremden großen Orte,
unter so vielen ihm ganz unbekannten Men¬
schen zu seyn, er schweifte hin und wie¬
der; der Mond stand am hellen Himmel
und schien auf die Dächer der Kirchen und
auf die freien Plätze; endlich kehrte er in
eine Herberge ein.

Franz fühlte sich müde und darum ging
er bald zu Bette, aber er konnte noch lan¬
ge nicht einschlafen. Die Scheibe des Mon¬
des stand seinem Kammerfenster gerade ge¬
gen über, er betrachtete ihn mit sehnsüchti¬
gen Augen, er suchte auf dem glänzenden
Runde, und in seinen Flecken Berge und
Wälder; bald schien er erhabene Thürme zu
entdecken, bald die See mit ihren segelnden
Schiffen; ach dort! dort! rief eine innerliche
Stimme seiner Brust, ist die Heimath aller

durch die Sprechenden erfuhr. Nun war
er in der Stadt; er empfand es ſeltſam,
nun wieder an einem fremden großen Orte,
unter ſo vielen ihm ganz unbekannten Men¬
ſchen zu ſeyn, er ſchweifte hin und wie¬
der; der Mond ſtand am hellen Himmel
und ſchien auf die Dächer der Kirchen und
auf die freien Plätze; endlich kehrte er in
eine Herberge ein.

Franz fühlte ſich müde und darum ging
er bald zu Bette, aber er konnte noch lan¬
ge nicht einſchlafen. Die Scheibe des Mon¬
des ſtand ſeinem Kammerfenſter gerade ge¬
gen über, er betrachtete ihn mit ſehnſüchti¬
gen Augen, er ſuchte auf dem glänzenden
Runde, und in ſeinen Flecken Berge und
Wälder; bald ſchien er erhabene Thürme zu
entdecken, bald die See mit ihren ſegelnden
Schiffen; ach dort! dort! rief eine innerliche
Stimme ſeiner Bruſt, iſt die Heimath aller

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[174/0185] durch die Sprechenden erfuhr. Nun war er in der Stadt; er empfand es ſeltſam, nun wieder an einem fremden großen Orte, unter ſo vielen ihm ganz unbekannten Men¬ ſchen zu ſeyn, er ſchweifte hin und wie¬ der; der Mond ſtand am hellen Himmel und ſchien auf die Dächer der Kirchen und auf die freien Plätze; endlich kehrte er in eine Herberge ein. Franz fühlte ſich müde und darum ging er bald zu Bette, aber er konnte noch lan¬ ge nicht einſchlafen. Die Scheibe des Mon¬ des ſtand ſeinem Kammerfenſter gerade ge¬ gen über, er betrachtete ihn mit ſehnſüchti¬ gen Augen, er ſuchte auf dem glänzenden Runde, und in ſeinen Flecken Berge und Wälder; bald ſchien er erhabene Thürme zu entdecken, bald die See mit ihren ſegelnden Schiffen; ach dort! dort! rief eine innerliche Stimme ſeiner Bruſt, iſt die Heimath aller

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/185>, abgerufen am 06.05.2024.