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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Schmeicheleien zu sagen. Dürer war viel
ernster und unbeholfener, die schöne junge
Frau des Lukas setzte ihn eher in Verlegen¬
heit, als daß sie ihn unterhalten hätte, seine
Sitten waren ernst und deutsch, und wenn
sich ihm ein Scherz nicht von selber darbot,
so hielt er es für eine unnütze Mühe ihn
aufzusuchen. Franz war in einer heiligen
Stimmung, es war ihm gar nicht möglich,
seine Augen von seinem geliebten Lehrer ab¬
zuwenden, vollends da es ihm beständig im
Sinne lag, daß er morgen früh abreisen
müsse und also Dürer nicht länger sehn
könne, denn er hatte eine Reisegesellschaft
gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit
nach Antwerpen nehmen wollte.

Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬
lich aus, Meister Albrecht (verzeiht mir,
daß ich so vertraut thue, Euch bei Eurem
Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬

Schmeicheleien zu ſagen. Dürer war viel
ernſter und unbeholfener, die ſchöne junge
Frau des Lukas ſetzte ihn eher in Verlegen¬
heit, als daß ſie ihn unterhalten hätte, ſeine
Sitten waren ernſt und deutſch, und wenn
ſich ihm ein Scherz nicht von ſelber darbot,
ſo hielt er es für eine unnütze Mühe ihn
aufzuſuchen. Franz war in einer heiligen
Stimmung, es war ihm gar nicht möglich,
ſeine Augen von ſeinem geliebten Lehrer ab¬
zuwenden, vollends da es ihm beſtändig im
Sinne lag, daß er morgen früh abreiſen
müſſe und alſo Dürer nicht länger ſehn
könne, denn er hatte eine Reiſegeſellſchaft
gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit
nach Antwerpen nehmen wollte.

Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬
lich aus, Meiſter Albrecht (verzeiht mir,
daß ich ſo vertraut thue, Euch bei Eurem
Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬

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[212/0223] Schmeicheleien zu ſagen. Dürer war viel ernſter und unbeholfener, die ſchöne junge Frau des Lukas ſetzte ihn eher in Verlegen¬ heit, als daß ſie ihn unterhalten hätte, ſeine Sitten waren ernſt und deutſch, und wenn ſich ihm ein Scherz nicht von ſelber darbot, ſo hielt er es für eine unnütze Mühe ihn aufzuſuchen. Franz war in einer heiligen Stimmung, es war ihm gar nicht möglich, ſeine Augen von ſeinem geliebten Lehrer ab¬ zuwenden, vollends da es ihm beſtändig im Sinne lag, daß er morgen früh abreiſen müſſe und alſo Dürer nicht länger ſehn könne, denn er hatte eine Reiſegeſellſchaft gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit nach Antwerpen nehmen wollte. Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬ lich aus, Meiſter Albrecht (verzeiht mir, daß ich ſo vertraut thue, Euch bei Eurem Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/223>, abgerufen am 05.05.2024.