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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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sammengesetzt wären, daß Theile darunter
gemengt sind, die nicht hineingehören, und die
übrigen so verbunden wie es nicht seyn
sollte. So müßte also ein höherer Geist,
als derjenige war, der es fehlerhaft gemacht
hatte, aus allem Möglichen etwas Vortref¬
liches und Würdiges hervorbilden können.

Dürer nickte mit dem Kopfe Beifall, und
wollte eben das Gespräch fortsetzen, als Lu¬
kas Frau ausrief: Aber lieben Leute, hört
endlich mit Euren gelehrten Gesprächen auf,
von denen wir Weiber hier kein Wort
verstehn. Wir sitzen hier so ernsthaft wie
in der Kirche, verspart alle Eure Wissen¬
schaften bis das Mittagsessen vorüber ist.--
Sie schenkte hierauf einem jeden ein großes
Glas Wein ein, und erkundigte sich bei Dü¬
rer, was er auf der Reise Neues gesehn
und gehört habe. Albrecht erzählte, und
Franz Sternbald saß in tiefen Gedanken.

In

ſammengeſetzt wären, daß Theile darunter
gemengt ſind, die nicht hineingehören, und die
übrigen ſo verbunden wie es nicht ſeyn
ſollte. So müßte alſo ein höherer Geiſt,
als derjenige war, der es fehlerhaft gemacht
hatte, aus allem Möglichen etwas Vortref¬
liches und Würdiges hervorbilden können.

Dürer nickte mit dem Kopfe Beifall, und
wollte eben das Geſpräch fortſetzen, als Lu¬
kas Frau ausrief: Aber lieben Leute, hört
endlich mit Euren gelehrten Geſprächen auf,
von denen wir Weiber hier kein Wort
verſtehn. Wir ſitzen hier ſo ernſthaft wie
in der Kirche, verſpart alle Eure Wiſſen¬
ſchaften bis das Mittagseſſen vorüber iſt.—
Sie ſchenkte hierauf einem jeden ein großes
Glas Wein ein, und erkundigte ſich bei Dü¬
rer, was er auf der Reiſe Neues geſehn
und gehört habe. Albrecht erzählte, und
Franz Sternbald ſaß in tiefen Gedanken.

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[224/0235] ſammengeſetzt wären, daß Theile darunter gemengt ſind, die nicht hineingehören, und die übrigen ſo verbunden wie es nicht ſeyn ſollte. So müßte alſo ein höherer Geiſt, als derjenige war, der es fehlerhaft gemacht hatte, aus allem Möglichen etwas Vortref¬ liches und Würdiges hervorbilden können. Dürer nickte mit dem Kopfe Beifall, und wollte eben das Geſpräch fortſetzen, als Lu¬ kas Frau ausrief: Aber lieben Leute, hört endlich mit Euren gelehrten Geſprächen auf, von denen wir Weiber hier kein Wort verſtehn. Wir ſitzen hier ſo ernſthaft wie in der Kirche, verſpart alle Eure Wiſſen¬ ſchaften bis das Mittagseſſen vorüber iſt.— Sie ſchenkte hierauf einem jeden ein großes Glas Wein ein, und erkundigte ſich bei Dü¬ rer, was er auf der Reiſe Neues geſehn und gehört habe. Albrecht erzählte, und Franz Sternbald ſaß in tiefen Gedanken. In

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/235>, abgerufen am 06.05.2024.