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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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mal wollen? Sie dienen, höchstens der Sinn¬
lichkeit, und trachten vielleicht, elende Be¬
gierden zu erwecken, oder uns ein Lächeln
über ihre verzerrten Gestalten abzuzwingen,
damit sie doch irgend was verursachen. Ich
meine also, daß man auf jeden Fall seine
Zeit besser anwenden könne, als wenn man
sich mit der Kunst beschäftiget.

Franz konnte sich im Unwillen nicht län¬
ger halten, sondern er rief aus: Ihr habt
da nur von unwürdigen Künstlern gesprochen,
die keine Künstler sind, die die Göttlichkeit
ihres Berufs selber nicht kennen, und weil
Ihr Euer Auge nur auf diese wendet, so
wagt Ihr es, alle übrigen zu verkennen.
O Albert Dürer! wie könnte ich es dulden,
daß man so von Deinem schönsten Lebens¬
laufe sprechen darf? Ihr habt entweder noch
keine guten Bilder gesehn, oder die Augen
sind Euch für ihre Göttlichkeit verschlossen

mal wollen? Sie dienen, höchſtens der Sinn¬
lichkeit, und trachten vielleicht, elende Be¬
gierden zu erwecken, oder uns ein Lächeln
über ihre verzerrten Geſtalten abzuzwingen,
damit ſie doch irgend was verurſachen. Ich
meine alſo, daß man auf jeden Fall ſeine
Zeit beſſer anwenden könne, als wenn man
ſich mit der Kunſt beſchäftiget.

Franz konnte ſich im Unwillen nicht län¬
ger halten, ſondern er rief aus: Ihr habt
da nur von unwürdigen Künſtlern geſprochen,
die keine Künſtler ſind, die die Göttlichkeit
ihres Berufs ſelber nicht kennen, und weil
Ihr Euer Auge nur auf dieſe wendet, ſo
wagt Ihr es, alle übrigen zu verkennen.
O Albert Dürer! wie könnte ich es dulden,
daß man ſo von Deinem ſchönſten Lebens¬
laufe ſprechen darf? Ihr habt entweder noch
keine guten Bilder geſehn, oder die Augen
ſind Euch für ihre Göttlichkeit verſchloſſen

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[341/0352] mal wollen? Sie dienen, höchſtens der Sinn¬ lichkeit, und trachten vielleicht, elende Be¬ gierden zu erwecken, oder uns ein Lächeln über ihre verzerrten Geſtalten abzuzwingen, damit ſie doch irgend was verurſachen. Ich meine alſo, daß man auf jeden Fall ſeine Zeit beſſer anwenden könne, als wenn man ſich mit der Kunſt beſchäftiget. Franz konnte ſich im Unwillen nicht län¬ ger halten, ſondern er rief aus: Ihr habt da nur von unwürdigen Künſtlern geſprochen, die keine Künſtler ſind, die die Göttlichkeit ihres Berufs ſelber nicht kennen, und weil Ihr Euer Auge nur auf dieſe wendet, ſo wagt Ihr es, alle übrigen zu verkennen. O Albert Dürer! wie könnte ich es dulden, daß man ſo von Deinem ſchönſten Lebens¬ laufe ſprechen darf? Ihr habt entweder noch keine guten Bilder geſehn, oder die Augen ſind Euch für ihre Göttlichkeit verſchloſſen

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/352>, abgerufen am 16.05.2024.