Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

sind, hat ganz andere Ursachen, als die von Le
Gallois
angegebenen. Im letztern Fall findet
das vom Herzen kommende Blut zwar eben so-
wohl einen Widerstand, als im erstern; aber es
findet ihn erst nach der Zerstörung eines Theils
des Rückenmarks, da es im erstern Fall schon
vor dieser Operation darauf stösst. Dass der
Erfolg in beyden Fällen verschieden seyn muss,
ist augenscheinlich. Hierzu kömmt noch, dass
die Anlegung der Ligaturen sich nicht ohne ei-
nen bedeutenden Blutverlust bewerkstelligen lässt.
Es ist aber bekannt, dass durch Aderlässe der
gehemmte Blutumlauf wieder rege gemacht, und
der abnehmende länger als sonst unterhalten
wird d).

Eine so unrichtige Hypothese, wie die Gal-
loissc
he, konnte auf keine andere als sehr ge-
zwungene Erklärungen führen. Eine solche giebt
Le Gallois von der Thatsache, dass der Blut-
umlauf nicht so schnell aufhört, wenn das Rük-
kenmark bey kleinen Stücken und pausenweise
zerstört wird, als wenn die Zerstörung auf ein-
mal geschieht. Hier sollen die partiellen Zerstö-
rungen die nehmlichen Wirkungen wie Unterbin-
dungen der Gefässe hervorbringen, indem sie den
Blutumlauf in den mit dem vernichteten Mark
zusammenhängenden Theilen schwächen oder ganz

auf-
d) Haller Opp. min. T. I. p. 236.
S 3

sind, hat ganz andere Ursachen, als die von Le
Gallois
angegebenen. Im letztern Fall findet
das vom Herzen kommende Blut zwar eben so-
wohl einen Widerstand, als im erstern; aber es
findet ihn erst nach der Zerstörung eines Theils
des Rückenmarks, da es im erstern Fall schon
vor dieser Operation darauf stöſst. Daſs der
Erfolg in beyden Fällen verschieden seyn muſs,
ist augenscheinlich. Hierzu kömmt noch, daſs
die Anlegung der Ligaturen sich nicht ohne ei-
nen bedeutenden Blutverlust bewerkstelligen läſst.
Es ist aber bekannt, daſs durch Aderlässe der
gehemmte Blutumlauf wieder rege gemacht, und
der abnehmende länger als sonst unterhalten
wird d).

Eine so unrichtige Hypothese, wie die Gal-
loissc
he, konnte auf keine andere als sehr ge-
zwungene Erklärungen führen. Eine solche giebt
Le Gallois von der Thatsache, daſs der Blut-
umlauf nicht so schnell aufhört, wenn das Rük-
kenmark bey kleinen Stücken und pausenweise
zerstört wird, als wenn die Zerstörung auf ein-
mal geschieht. Hier sollen die partiellen Zerstö-
rungen die nehmlichen Wirkungen wie Unterbin-
dungen der Gefäſse hervorbringen, indem sie den
Blutumlauf in den mit dem vernichteten Mark
zusammenhängenden Theilen schwächen oder ganz

auf-
d) Haller Opp. min. T. I. p. 236.
S 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0293" n="277"/>
sind, hat ganz andere Ursachen, als die von <hi rendition="#k">Le<lb/>
Gallois</hi> angegebenen. Im letztern Fall findet<lb/>
das vom Herzen kommende Blut zwar eben so-<lb/>
wohl einen Widerstand, als im erstern; aber es<lb/>
findet ihn erst <hi rendition="#g">nach</hi> der Zerstörung eines Theils<lb/>
des Rückenmarks, da es im erstern Fall schon<lb/><hi rendition="#g">vor</hi> dieser Operation darauf stö&#x017F;st. Da&#x017F;s der<lb/>
Erfolg in beyden Fällen verschieden seyn mu&#x017F;s,<lb/>
ist augenscheinlich. Hierzu kömmt noch, da&#x017F;s<lb/>
die Anlegung der Ligaturen sich nicht ohne ei-<lb/>
nen bedeutenden Blutverlust bewerkstelligen lä&#x017F;st.<lb/>
Es ist aber bekannt, da&#x017F;s durch Aderlässe der<lb/>
gehemmte Blutumlauf wieder rege gemacht, und<lb/>
der abnehmende länger als sonst unterhalten<lb/>
wird <note place="foot" n="d)"><hi rendition="#k">Haller</hi> Opp. min. T. I. p. 236.</note>.</p><lb/>
                <p>Eine so unrichtige Hypothese, wie die <hi rendition="#k">Gal-<lb/>
loissc</hi>he, konnte auf keine andere als sehr ge-<lb/>
zwungene Erklärungen führen. Eine solche giebt<lb/><hi rendition="#k">Le Gallois</hi> von der Thatsache, da&#x017F;s der Blut-<lb/>
umlauf nicht so schnell aufhört, wenn das Rük-<lb/>
kenmark bey kleinen Stücken und pausenweise<lb/>
zerstört wird, als wenn die Zerstörung auf ein-<lb/>
mal geschieht. Hier sollen die partiellen Zerstö-<lb/>
rungen die nehmlichen Wirkungen wie Unterbin-<lb/>
dungen der Gefä&#x017F;se hervorbringen, indem sie den<lb/>
Blutumlauf in den mit dem vernichteten Mark<lb/>
zusammenhängenden Theilen schwächen oder ganz<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0293] sind, hat ganz andere Ursachen, als die von Le Gallois angegebenen. Im letztern Fall findet das vom Herzen kommende Blut zwar eben so- wohl einen Widerstand, als im erstern; aber es findet ihn erst nach der Zerstörung eines Theils des Rückenmarks, da es im erstern Fall schon vor dieser Operation darauf stöſst. Daſs der Erfolg in beyden Fällen verschieden seyn muſs, ist augenscheinlich. Hierzu kömmt noch, daſs die Anlegung der Ligaturen sich nicht ohne ei- nen bedeutenden Blutverlust bewerkstelligen läſst. Es ist aber bekannt, daſs durch Aderlässe der gehemmte Blutumlauf wieder rege gemacht, und der abnehmende länger als sonst unterhalten wird d). Eine so unrichtige Hypothese, wie die Gal- loissche, konnte auf keine andere als sehr ge- zwungene Erklärungen führen. Eine solche giebt Le Gallois von der Thatsache, daſs der Blut- umlauf nicht so schnell aufhört, wenn das Rük- kenmark bey kleinen Stücken und pausenweise zerstört wird, als wenn die Zerstörung auf ein- mal geschieht. Hier sollen die partiellen Zerstö- rungen die nehmlichen Wirkungen wie Unterbin- dungen der Gefäſse hervorbringen, indem sie den Blutumlauf in den mit dem vernichteten Mark zusammenhängenden Theilen schwächen oder ganz auf- d) Haller Opp. min. T. I. p. 236. S 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/293
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/293>, abgerufen am 01.05.2024.