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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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auf unser Ohr den widrigsten Eindruck machen.
Ein alltägliches Beyspiel giebt das Geheul der
Katzen zur Brunstzeit. Ueberhaupt wirkt gewiss
die lockende Stimme der Individuen des einen
Geschlechts auf das Innerste derer des andern
Geschlechts zur Zeit der Paarung, und für
jedes Thier giebt es Töne, wodurch unmittelbar
Affekten und Leidenschaften in demselben erregt
werden. So versetzt das Brüllen des Löwen
alle Hausthiere, und selbst solche, die diesen
Feind noch gar nicht kennen gelernt haben, in
die äusserste Unruhe e). Man hat von einer
Sprache der Thiere gefabelt. Aber der unmit-
telbare Ausdruck der Gemüthsbewegungen durch
Töne ist noch sehr weit von jeder Sprache
entfernt. Diese besteht aus Symbolen; jene hat
nichts mit Symbolen gemein. Doch hiervon
werden wir in der Folge umständlicher zu reden
Gelegenheit haben.



Zwey-
e) Sparrmann a. a. O. S. 363. 364.

auf unser Ohr den widrigsten Eindruck machen.
Ein alltägliches Beyspiel giebt das Geheul der
Katzen zur Brunstzeit. Ueberhaupt wirkt gewiſs
die lockende Stimme der Individuen des einen
Geschlechts auf das Innerste derer des andern
Geschlechts zur Zeit der Paarung, und für
jedes Thier giebt es Töne, wodurch unmittelbar
Affekten und Leidenschaften in demselben erregt
werden. So versetzt das Brüllen des Löwen
alle Hausthiere, und selbst solche, die diesen
Feind noch gar nicht kennen gelernt haben, in
die äuſserste Unruhe e). Man hat von einer
Sprache der Thiere gefabelt. Aber der unmit-
telbare Ausdruck der Gemüthsbewegungen durch
Töne ist noch sehr weit von jeder Sprache
entfernt. Diese besteht aus Symbolen; jene hat
nichts mit Symbolen gemein. Doch hiervon
werden wir in der Folge umständlicher zu reden
Gelegenheit haben.



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e) Sparrmann a. a. O. S. 363. 364.
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[341/0359] auf unser Ohr den widrigsten Eindruck machen. Ein alltägliches Beyspiel giebt das Geheul der Katzen zur Brunstzeit. Ueberhaupt wirkt gewiſs die lockende Stimme der Individuen des einen Geschlechts auf das Innerste derer des andern Geschlechts zur Zeit der Paarung, und für jedes Thier giebt es Töne, wodurch unmittelbar Affekten und Leidenschaften in demselben erregt werden. So versetzt das Brüllen des Löwen alle Hausthiere, und selbst solche, die diesen Feind noch gar nicht kennen gelernt haben, in die äuſserste Unruhe e). Man hat von einer Sprache der Thiere gefabelt. Aber der unmit- telbare Ausdruck der Gemüthsbewegungen durch Töne ist noch sehr weit von jeder Sprache entfernt. Diese besteht aus Symbolen; jene hat nichts mit Symbolen gemein. Doch hiervon werden wir in der Folge umständlicher zu reden Gelegenheit haben. Zwey- e) Sparrmann a. a. O. S. 363. 364.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/359>, abgerufen am 26.04.2024.