Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Nicht lang, der Ritter trat herein,
Das Kränzlein wohl beschaut':
"O fasse, lieber Goldschmied mein,
Ein Ringlein mit Demanten
Für meine süße Braut!"
Und als das Ringlein war bereit
Mit theurem Demantstein,
Da steckt' Helen' in Traurigkeit,
Wohl als sie war alleine,
Es halb an's Fingerlein.
"Ach! wunderselig ist die Braut,
Die's Ringlein tragen soll.
Ach, schenkte mir der Ritter traut
Nur seines Haars ein Löcklein,
Wie wär' ich freudenvoll!"
Nicht lang, der Ritter trat herein,
Das Ringlein wohl beschaut':
"Du hast, o lieber Goldschmied mein!
Gar fein gemacht die Gaben
Für meine süße Braut.
Doch daß ich wisse, wie ihr's steh',
Tritt, schöne Maid, herzu!
Daß ich an dir zur Probe seh'
Den Brautschmuck meiner Liebsten,
Sie ist so schön, wie du."
Nicht lang, der Ritter trat herein,
Das Kränzlein wohl beſchaut’:
„O faſſe, lieber Goldſchmied mein,
Ein Ringlein mit Demanten
Für meine ſüße Braut!“
Und als das Ringlein war bereit
Mit theurem Demantſtein,
Da ſteckt’ Helen’ in Traurigkeit,
Wohl als ſie war alleine,
Es halb an’s Fingerlein.
„Ach! wunderſelig iſt die Braut,
Die’s Ringlein tragen ſoll.
Ach, ſchenkte mir der Ritter traut
Nur ſeines Haars ein Löcklein,
Wie wär’ ich freudenvoll!“
Nicht lang, der Ritter trat herein,
Das Ringlein wohl beſchaut’:
„Du haſt, o lieber Goldſchmied mein!
Gar fein gemacht die Gaben
Für meine ſüße Braut.
Doch daß ich wiſſe, wie ihr’s ſteh’,
Tritt, ſchöne Maid, herzu!
Daß ich an dir zur Probe ſeh’
Den Brautſchmuck meiner Liebſten,
Sie iſt ſo ſchön, wie du.“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0212" n="206"/>
            <lg n="5">
              <l>Nicht lang, der Ritter trat herein,</l><lb/>
              <l>Das Kränzlein wohl be&#x017F;chaut&#x2019;:</l><lb/>
              <l>&#x201E;O fa&#x017F;&#x017F;e, lieber Gold&#x017F;chmied mein,</l><lb/>
              <l>Ein Ringlein mit Demanten</l><lb/>
              <l>Für meine &#x017F;üße Braut!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Und als das Ringlein war bereit</l><lb/>
              <l>Mit theurem Demant&#x017F;tein,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;teckt&#x2019; Helen&#x2019; in Traurigkeit,</l><lb/>
              <l>Wohl als &#x017F;ie war alleine,</l><lb/>
              <l>Es halb an&#x2019;s Fingerlein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;Ach! wunder&#x017F;elig i&#x017F;t die Braut,</l><lb/>
              <l>Die&#x2019;s Ringlein tragen &#x017F;oll.</l><lb/>
              <l>Ach, &#x017F;chenkte mir der Ritter traut</l><lb/>
              <l>Nur &#x017F;eines Haars ein Löcklein,</l><lb/>
              <l>Wie wär&#x2019; ich freudenvoll!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Nicht lang, der Ritter trat herein,</l><lb/>
              <l>Das Ringlein wohl be&#x017F;chaut&#x2019;:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du ha&#x017F;t, o lieber Gold&#x017F;chmied mein!</l><lb/>
              <l>Gar fein gemacht die Gaben</l><lb/>
              <l>Für meine &#x017F;üße Braut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Doch daß ich wi&#x017F;&#x017F;e, wie ihr&#x2019;s &#x017F;teh&#x2019;,</l><lb/>
              <l>Tritt, &#x017F;chöne Maid, herzu!</l><lb/>
              <l>Daß ich an dir zur Probe &#x017F;eh&#x2019;</l><lb/>
              <l>Den Braut&#x017F;chmuck meiner Lieb&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Sie i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chön, wie du.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0212] Nicht lang, der Ritter trat herein, Das Kränzlein wohl beſchaut’: „O faſſe, lieber Goldſchmied mein, Ein Ringlein mit Demanten Für meine ſüße Braut!“ Und als das Ringlein war bereit Mit theurem Demantſtein, Da ſteckt’ Helen’ in Traurigkeit, Wohl als ſie war alleine, Es halb an’s Fingerlein. „Ach! wunderſelig iſt die Braut, Die’s Ringlein tragen ſoll. Ach, ſchenkte mir der Ritter traut Nur ſeines Haars ein Löcklein, Wie wär’ ich freudenvoll!“ Nicht lang, der Ritter trat herein, Das Ringlein wohl beſchaut’: „Du haſt, o lieber Goldſchmied mein! Gar fein gemacht die Gaben Für meine ſüße Braut. Doch daß ich wiſſe, wie ihr’s ſteh’, Tritt, ſchöne Maid, herzu! Daß ich an dir zur Probe ſeh’ Den Brautſchmuck meiner Liebſten, Sie iſt ſo ſchön, wie du.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/212
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/212>, abgerufen am 28.04.2024.