Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Welt-Mann.
geredet haben/ müssen wir lauter Eiffer und
lauter Mühe in allen Begebenheiten/ wo
wir diese Dinge wohl anbringen können/
spüren lassen. Und absonderlich müssen
wir uns fertig machen alle erdenckliche
Mühe und Arbeit außzustehen/ entweder
daß wir den Grossen folgen/ welche mit
solcher Bequemlichkeit reisen als wir nicht
haben/ oder daß wir ihnen auffwarten mit
mehrerm Fleiß. Also ists nöthig/ daß wir
stets mit vortrefflicher Gedult gestieffelt
und gesporet stehen; sonst werden wir uns
alle Augenblick zubesorgen haben/ daß wir
die Vergeltung/ so wir vor unsere Dienste
von so vielen Jahren her zuerwarten hat-
ten/ in einem Augenblick verlieren mögten.

Allein wann im Gegentheil nach einer
langen Auffwartung/ und nach grosser
Mühe ein Hof-Mann so weit steiget/ daß
er zur Gnade deß Printzen gelanget/ und
daß ihm desselben Heimlichkeiten vertrauet
werden/ so ist es gewiß/ daß er alle seine
Tritte und Schritte genau abmessen/ und
alle seine Worte auff die Gold-Wage le-
gen muß. Er muß dencken/ daß die Ent-
schliessungen/ so man in demselben Rath
fasset/ so wichtige Folgerungen nach sich zie-

hen/
E 7

Welt-Mann.
geredet haben/ muͤſſen wir lauter Eiffer und
lauter Muͤhe in allen Begebenheiten/ wo
wir dieſe Dinge wohl anbringen koͤnnen/
ſpuͤren laſſen. Und abſonderlich muͤſſen
wir uns fertig machen alle erdenckliche
Muͤhe und Arbeit außzuſtehen/ entweder
daß wir den Groſſen folgen/ welche mit
ſolcher Bequemlichkeit reiſen als wir nicht
haben/ oder daß wir ihnen auffwarten mit
mehrerm Fleiß. Alſo iſts noͤthig/ daß wir
ſtets mit vortrefflicher Gedult geſtieffelt
und geſporet ſtehen; ſonſt werden wir uns
alle Augenblick zubeſorgen haben/ daß wir
die Vergeltung/ ſo wir vor unſere Dienſte
von ſo vielen Jahren her zuerwarten hat-
ten/ in einem Augenblick verlieren moͤgten.

Allein wann im Gegentheil nach einer
langen Auffwartung/ und nach groſſer
Muͤhe ein Hof-Mann ſo weit ſteiget/ daß
er zur Gnade deß Printzen gelanget/ und
daß ihm deſſelben Heimlichkeiten vertrauet
werden/ ſo iſt es gewiß/ daß er alle ſeine
Tritte und Schritte genau abmeſſen/ und
alle ſeine Worte auff die Gold-Wage le-
gen muß. Er muß dencken/ daß die Ent-
ſchlieſſungen/ ſo man in demſelben Rath
faſſet/ ſo wichtige Folgerungen nach ſich zie-

hen/
E 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="109"/><fw place="top" type="header">Welt-Mann.</fw><lb/>
geredet haben/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir lauter Eiffer und<lb/>
lauter Mu&#x0364;he in allen Begebenheiten/ wo<lb/>
wir die&#x017F;e Dinge wohl anbringen ko&#x0364;nnen/<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en. Und ab&#x017F;onderlich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir uns fertig machen alle erdenckliche<lb/>
Mu&#x0364;he und Arbeit außzu&#x017F;tehen/ entweder<lb/>
daß wir den Gro&#x017F;&#x017F;en folgen/ welche mit<lb/>
&#x017F;olcher Bequemlichkeit rei&#x017F;en als wir nicht<lb/>
haben/ oder daß wir ihnen auffwarten mit<lb/>
mehrerm Fleiß. Al&#x017F;o i&#x017F;ts no&#x0364;thig/ daß wir<lb/>
&#x017F;tets mit vortrefflicher Gedult ge&#x017F;tieffelt<lb/>
und ge&#x017F;poret &#x017F;tehen; &#x017F;on&#x017F;t werden wir uns<lb/>
alle Augenblick zube&#x017F;orgen haben/ daß wir<lb/>
die Vergeltung/ &#x017F;o wir vor un&#x017F;ere Dien&#x017F;te<lb/>
von &#x017F;o vielen Jahren her zuerwarten hat-<lb/>
ten/ in einem Augenblick verlieren mo&#x0364;gten.</p><lb/>
          <p>Allein wann im Gegentheil nach einer<lb/>
langen Auffwartung/ und nach gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Mu&#x0364;he ein Hof-Mann &#x017F;o weit &#x017F;teiget/ daß<lb/>
er zur Gnade deß Printzen gelanget/ und<lb/>
daß ihm de&#x017F;&#x017F;elben Heimlichkeiten vertrauet<lb/>
werden/ &#x017F;o i&#x017F;t es gewiß/ daß er alle &#x017F;eine<lb/>
Tritte und Schritte genau abme&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
alle &#x017F;eine Worte auff die Gold-Wage le-<lb/>
gen muß. Er muß dencken/ daß die Ent-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ungen/ &#x017F;o man in dem&#x017F;elben Rath<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o wichtige Folgerungen nach &#x017F;ich zie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 7</fw><fw place="bottom" type="catch">hen/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0125] Welt-Mann. geredet haben/ muͤſſen wir lauter Eiffer und lauter Muͤhe in allen Begebenheiten/ wo wir dieſe Dinge wohl anbringen koͤnnen/ ſpuͤren laſſen. Und abſonderlich muͤſſen wir uns fertig machen alle erdenckliche Muͤhe und Arbeit außzuſtehen/ entweder daß wir den Groſſen folgen/ welche mit ſolcher Bequemlichkeit reiſen als wir nicht haben/ oder daß wir ihnen auffwarten mit mehrerm Fleiß. Alſo iſts noͤthig/ daß wir ſtets mit vortrefflicher Gedult geſtieffelt und geſporet ſtehen; ſonſt werden wir uns alle Augenblick zubeſorgen haben/ daß wir die Vergeltung/ ſo wir vor unſere Dienſte von ſo vielen Jahren her zuerwarten hat- ten/ in einem Augenblick verlieren moͤgten. Allein wann im Gegentheil nach einer langen Auffwartung/ und nach groſſer Muͤhe ein Hof-Mann ſo weit ſteiget/ daß er zur Gnade deß Printzen gelanget/ und daß ihm deſſelben Heimlichkeiten vertrauet werden/ ſo iſt es gewiß/ daß er alle ſeine Tritte und Schritte genau abmeſſen/ und alle ſeine Worte auff die Gold-Wage le- gen muß. Er muß dencken/ daß die Ent- ſchlieſſungen/ ſo man in demſelben Rath faſſet/ ſo wichtige Folgerungen nach ſich zie- hen/ E 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/125
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/125>, abgerufen am 08.05.2024.