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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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parallel zu schalten. Kommen Maschinen zur Verwendung, so müssen diese mit
geringem inneren Widerstande gebaut sein. Wir haben derartige Maschinen von
Gramme (Seite 370), Schuckert (Seite 374), Siemens (Seite 389) und Ferraris
(Seite 441) bereits kennen gelernt. Daran mögen hier noch die Beschreibungen
einer großen Gramme'schen Maschine für Kupferabscheidung und einer Weston-
Maschine gereiht werden.

Die in Fig. 578 abgebildete Gramme'sche Maschine steht schon seit einer langen
Reihe von Jahren bei Wohlwill und Oeschger & Mesdach in Verwendung. Sie besitzt gegen-
über dem gewöhnlichen Modelle (Seite 371) die doppelte Anzahl von Elektromagneten, daher
auch vier selbstständige Pole, von welchen je zwei gleichnamig sind, ein solches Paar ist durch
den oberen, das andere durch den unteren Polschuh vereinigt. Die Eisenkerne dieser Elektro-
magnete besitzen einen Durchmesser von 120 Millimeter bei einer Länge von 410 Millimeter.
Um jeden derselben ist ein Kupferblech von 1·1 Millimeter Stärke 32mal gewunden. Der Wider-
stand dieser Elektromagnet-Windungen beträgt bei Hintereinanderschaltung 0·00142 Ohm, bei
Schaltung der 8 Magnete in zwei Gruppen 0·00028 Ohm. Die Polschuhe der Elektromag-
nete umfassen einen Ring von eigenartiger Construction, nämlich einen Doppelring, ähnlich
jenem, welchen wir schon bei einer Maschine von Schuckert (Seite 347) kennen gelernt haben.
Dieser Ring hat einen Durchmesser von 365 Millimeter und eine Länge von 442 Millimeter.
Er ist aus 40 Abtheilungen gebildet, von welchen 20 mit den Sectoren des rechtsseitigen,
20 mit jenen des linksseitigen Stromsammlers verbunden sind. Jede Spirale besteht aus
7 Kupferbändern von 2·8 Millimeter Dicke und 10 Millimeter Breite, die voneinander durch
Luftzwischenräume isolirt sind. Je zwei aufeinander folgende Spiralen bilden eine Abtheilung
des Ringes. Der Widerstand der Armatur beträgt bei Hintereinanderschaltung beider Halb-
ringe 0·0004 Ohm und sinkt auf 0·0001 Ohm bei Parallelschaltung. Bei 500 Touren per
Minute erhält man bei Hintereinanderschaltung einen Strom von 8 Volts, während bei
Parallelschaltung die elektromotorische Kraft nur 4 Volts beträgt. Der Widerstand der
gesammten Kupferwindungen (parallel geschaltet) ist gleich 0·00038 Ohm. Entsprechend den
zwei Stromsammlern besitzt die Maschine vier Schleifbürsten; jede dieser Bürsten ist doppelt
und jede Doppelbürste hat eine Contactfläche von 24 Quadratcentimeter. Die Maschine wiegt
2500 Kilogramm, wovon 735 Kilogramm auf das Kupfer entfallen. Bei einer Betriebskraft
von 15 Pferdekräften kann sie per Tag 1000 Kilogramm Kupfer niederschlagen.

Beim Betriebe galvanoplastischer Bäder oder überhaupt elektrolytischer Zer-
setzungszellen durch Maschinen hat man auf die durch die Elektrolyse hervorgerufene
Polarisation der Elektroden besondere Rücksicht zu nehmen. (Vergl. Seite 250.)
Da nämlich beim Ingangsetzen einer dynamoelektrischen Maschine die Stroment-
wicklung bekanntlich durch den schwachen remanenten Magnetismus der Eisenkerne
bewirkt wird, so hängt auch die Richtung der Ströme von der durch den rema-
nenten Magnetismus hervorgerufenen Polarität ab. Sobald die Maschine stille
steht, hört jede Stromerzeugung auf und nun kann der durch die Polarisation der
Elektroden hervorgerufene Strom in die Drahtwindungen der Maschine gelangen.
Da aber der Polarisationsstrom stets die entgegengesetzte Richtung hat wie jener
Strom, der die Polarisation hervorrief, so muß der Polarisationsstrom die Schenkel
der Elektromagnete in entgegengesetzter Richtung umkreisen als der sie früher erregende
Strom, d. h. die Polarität der Magnete wird umgekehrt. Setzt man dann eine
solche Maschine abermals in Gang, so sind ihre Pole verwechselt, wodurch auch
die Anode des Metallbades zur Kathode und die Kathode zur Anode werden muß.
Der Strom würde dann an jener Stelle Metall lösen, an welcher er es vorhin
niedergeschlagen hat. Eine Umkehr der Pole wird bei jeder absichtlichen oder unab-
sichtlichen Unterbrechung des Ganges einer dynamoelektrischen Maschine eintreten
müssen, bei starker Polarisation auch schon bei bedeutenderer Verminderung der
Tourenzahl eintreten können. Bei normalem Gange der Maschine wird der Polari-
sationsstrom natürlich nicht im Stande sein, die magnetische Polarität zu ändern,

parallel zu ſchalten. Kommen Maſchinen zur Verwendung, ſo müſſen dieſe mit
geringem inneren Widerſtande gebaut ſein. Wir haben derartige Maſchinen von
Gramme (Seite 370), Schuckert (Seite 374), Siemens (Seite 389) und Ferraris
(Seite 441) bereits kennen gelernt. Daran mögen hier noch die Beſchreibungen
einer großen Gramme’ſchen Maſchine für Kupferabſcheidung und einer Weſton-
Maſchine gereiht werden.

Die in Fig. 578 abgebildete Gramme’ſche Maſchine ſteht ſchon ſeit einer langen
Reihe von Jahren bei Wohlwill und Oeſchger & Mesdach in Verwendung. Sie beſitzt gegen-
über dem gewöhnlichen Modelle (Seite 371) die doppelte Anzahl von Elektromagneten, daher
auch vier ſelbſtſtändige Pole, von welchen je zwei gleichnamig ſind, ein ſolches Paar iſt durch
den oberen, das andere durch den unteren Polſchuh vereinigt. Die Eiſenkerne dieſer Elektro-
magnete beſitzen einen Durchmeſſer von 120 Millimeter bei einer Länge von 410 Millimeter.
Um jeden derſelben iſt ein Kupferblech von 1·1 Millimeter Stärke 32mal gewunden. Der Wider-
ſtand dieſer Elektromagnet-Windungen beträgt bei Hintereinanderſchaltung 0·00142 Ohm, bei
Schaltung der 8 Magnete in zwei Gruppen 0·00028 Ohm. Die Polſchuhe der Elektromag-
nete umfaſſen einen Ring von eigenartiger Conſtruction, nämlich einen Doppelring, ähnlich
jenem, welchen wir ſchon bei einer Maſchine von Schuckert (Seite 347) kennen gelernt haben.
Dieſer Ring hat einen Durchmeſſer von 365 Millimeter und eine Länge von 442 Millimeter.
Er iſt aus 40 Abtheilungen gebildet, von welchen 20 mit den Sectoren des rechtsſeitigen,
20 mit jenen des linksſeitigen Stromſammlers verbunden ſind. Jede Spirale beſteht aus
7 Kupferbändern von 2·8 Millimeter Dicke und 10 Millimeter Breite, die voneinander durch
Luftzwiſchenräume iſolirt ſind. Je zwei aufeinander folgende Spiralen bilden eine Abtheilung
des Ringes. Der Widerſtand der Armatur beträgt bei Hintereinanderſchaltung beider Halb-
ringe 0·0004 Ohm und ſinkt auf 0·0001 Ohm bei Parallelſchaltung. Bei 500 Touren per
Minute erhält man bei Hintereinanderſchaltung einen Strom von 8 Volts, während bei
Parallelſchaltung die elektromotoriſche Kraft nur 4 Volts beträgt. Der Widerſtand der
geſammten Kupferwindungen (parallel geſchaltet) iſt gleich 0·00038 Ohm. Entſprechend den
zwei Stromſammlern beſitzt die Maſchine vier Schleifbürſten; jede dieſer Bürſten iſt doppelt
und jede Doppelbürſte hat eine Contactfläche von 24 Quadratcentimeter. Die Maſchine wiegt
2500 Kilogramm, wovon 735 Kilogramm auf das Kupfer entfallen. Bei einer Betriebskraft
von 15 Pferdekräften kann ſie per Tag 1000 Kilogramm Kupfer niederſchlagen.

Beim Betriebe galvanoplaſtiſcher Bäder oder überhaupt elektrolytiſcher Zer-
ſetzungszellen durch Maſchinen hat man auf die durch die Elektrolyſe hervorgerufene
Polariſation der Elektroden beſondere Rückſicht zu nehmen. (Vergl. Seite 250.)
Da nämlich beim Ingangſetzen einer dynamoelektriſchen Maſchine die Stroment-
wicklung bekanntlich durch den ſchwachen remanenten Magnetismus der Eiſenkerne
bewirkt wird, ſo hängt auch die Richtung der Ströme von der durch den rema-
nenten Magnetismus hervorgerufenen Polarität ab. Sobald die Maſchine ſtille
ſteht, hört jede Stromerzeugung auf und nun kann der durch die Polariſation der
Elektroden hervorgerufene Strom in die Drahtwindungen der Maſchine gelangen.
Da aber der Polariſationsſtrom ſtets die entgegengeſetzte Richtung hat wie jener
Strom, der die Polariſation hervorrief, ſo muß der Polariſationsſtrom die Schenkel
der Elektromagnete in entgegengeſetzter Richtung umkreiſen als der ſie früher erregende
Strom, d. h. die Polarität der Magnete wird umgekehrt. Setzt man dann eine
ſolche Maſchine abermals in Gang, ſo ſind ihre Pole verwechſelt, wodurch auch
die Anode des Metallbades zur Kathode und die Kathode zur Anode werden muß.
Der Strom würde dann an jener Stelle Metall löſen, an welcher er es vorhin
niedergeſchlagen hat. Eine Umkehr der Pole wird bei jeder abſichtlichen oder unab-
ſichtlichen Unterbrechung des Ganges einer dynamoelektriſchen Maſchine eintreten
müſſen, bei ſtarker Polariſation auch ſchon bei bedeutenderer Verminderung der
Tourenzahl eintreten können. Bei normalem Gange der Maſchine wird der Polari-
ſationsſtrom natürlich nicht im Stande ſein, die magnetiſche Polarität zu ändern,

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[795/0809] parallel zu ſchalten. Kommen Maſchinen zur Verwendung, ſo müſſen dieſe mit geringem inneren Widerſtande gebaut ſein. Wir haben derartige Maſchinen von Gramme (Seite 370), Schuckert (Seite 374), Siemens (Seite 389) und Ferraris (Seite 441) bereits kennen gelernt. Daran mögen hier noch die Beſchreibungen einer großen Gramme’ſchen Maſchine für Kupferabſcheidung und einer Weſton- Maſchine gereiht werden. Die in Fig. 578 abgebildete Gramme’ſche Maſchine ſteht ſchon ſeit einer langen Reihe von Jahren bei Wohlwill und Oeſchger & Mesdach in Verwendung. Sie beſitzt gegen- über dem gewöhnlichen Modelle (Seite 371) die doppelte Anzahl von Elektromagneten, daher auch vier ſelbſtſtändige Pole, von welchen je zwei gleichnamig ſind, ein ſolches Paar iſt durch den oberen, das andere durch den unteren Polſchuh vereinigt. Die Eiſenkerne dieſer Elektro- magnete beſitzen einen Durchmeſſer von 120 Millimeter bei einer Länge von 410 Millimeter. Um jeden derſelben iſt ein Kupferblech von 1·1 Millimeter Stärke 32mal gewunden. Der Wider- ſtand dieſer Elektromagnet-Windungen beträgt bei Hintereinanderſchaltung 0·00142 Ohm, bei Schaltung der 8 Magnete in zwei Gruppen 0·00028 Ohm. Die Polſchuhe der Elektromag- nete umfaſſen einen Ring von eigenartiger Conſtruction, nämlich einen Doppelring, ähnlich jenem, welchen wir ſchon bei einer Maſchine von Schuckert (Seite 347) kennen gelernt haben. Dieſer Ring hat einen Durchmeſſer von 365 Millimeter und eine Länge von 442 Millimeter. Er iſt aus 40 Abtheilungen gebildet, von welchen 20 mit den Sectoren des rechtsſeitigen, 20 mit jenen des linksſeitigen Stromſammlers verbunden ſind. Jede Spirale beſteht aus 7 Kupferbändern von 2·8 Millimeter Dicke und 10 Millimeter Breite, die voneinander durch Luftzwiſchenräume iſolirt ſind. Je zwei aufeinander folgende Spiralen bilden eine Abtheilung des Ringes. Der Widerſtand der Armatur beträgt bei Hintereinanderſchaltung beider Halb- ringe 0·0004 Ohm und ſinkt auf 0·0001 Ohm bei Parallelſchaltung. Bei 500 Touren per Minute erhält man bei Hintereinanderſchaltung einen Strom von 8 Volts, während bei Parallelſchaltung die elektromotoriſche Kraft nur 4 Volts beträgt. Der Widerſtand der geſammten Kupferwindungen (parallel geſchaltet) iſt gleich 0·00038 Ohm. Entſprechend den zwei Stromſammlern beſitzt die Maſchine vier Schleifbürſten; jede dieſer Bürſten iſt doppelt und jede Doppelbürſte hat eine Contactfläche von 24 Quadratcentimeter. Die Maſchine wiegt 2500 Kilogramm, wovon 735 Kilogramm auf das Kupfer entfallen. Bei einer Betriebskraft von 15 Pferdekräften kann ſie per Tag 1000 Kilogramm Kupfer niederſchlagen. Beim Betriebe galvanoplaſtiſcher Bäder oder überhaupt elektrolytiſcher Zer- ſetzungszellen durch Maſchinen hat man auf die durch die Elektrolyſe hervorgerufene Polariſation der Elektroden beſondere Rückſicht zu nehmen. (Vergl. Seite 250.) Da nämlich beim Ingangſetzen einer dynamoelektriſchen Maſchine die Stroment- wicklung bekanntlich durch den ſchwachen remanenten Magnetismus der Eiſenkerne bewirkt wird, ſo hängt auch die Richtung der Ströme von der durch den rema- nenten Magnetismus hervorgerufenen Polarität ab. Sobald die Maſchine ſtille ſteht, hört jede Stromerzeugung auf und nun kann der durch die Polariſation der Elektroden hervorgerufene Strom in die Drahtwindungen der Maſchine gelangen. Da aber der Polariſationsſtrom ſtets die entgegengeſetzte Richtung hat wie jener Strom, der die Polariſation hervorrief, ſo muß der Polariſationsſtrom die Schenkel der Elektromagnete in entgegengeſetzter Richtung umkreiſen als der ſie früher erregende Strom, d. h. die Polarität der Magnete wird umgekehrt. Setzt man dann eine ſolche Maſchine abermals in Gang, ſo ſind ihre Pole verwechſelt, wodurch auch die Anode des Metallbades zur Kathode und die Kathode zur Anode werden muß. Der Strom würde dann an jener Stelle Metall löſen, an welcher er es vorhin niedergeſchlagen hat. Eine Umkehr der Pole wird bei jeder abſichtlichen oder unab- ſichtlichen Unterbrechung des Ganges einer dynamoelektriſchen Maſchine eintreten müſſen, bei ſtarker Polariſation auch ſchon bei bedeutenderer Verminderung der Tourenzahl eintreten können. Bei normalem Gange der Maſchine wird der Polari- ſationsſtrom natürlich nicht im Stande ſein, die magnetiſche Polarität zu ändern,

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/809>, abgerufen am 27.04.2024.