Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.


Die Sommerlaube.
Die Laube prangt mit jungem Grün:
Es tönen ihre dunkeln Buchen
Von Vögeln, die voll Wollust glühn,
Von Frühlingstrieben glühn und Scherz und Schatten su-
chen.
Soll, was der Wahn Geschäfte nennt,
Uns um so schöne Zeit betrügen?
Freund! wer des Lebens Kürze kennt,
Der legt es klüger an und braucht es zum Vergnügen.
Geneuß den feuervollen Wein:
Beym Weine herrscht vertraulich Scherzen.
Oft ladet Amor sich mit ein,
Und sein verborgner Pfeil schleicht in die offnen Herzen.
Der schlaue Gott ist niemals weit;
Jch wittre seine sanften Triebe:
Denn grüner Lauben Dunkelheit
Jst für den Weingott schön, noch schöner für die Liebe.
Ge-
G
Drittes Buch.


Die Sommerlaube.
Die Laube prangt mit jungem Gruͤn:
Es toͤnen ihre dunkeln Buchen
Von Voͤgeln, die voll Wolluſt gluͤhn,
Von Fruͤhlingstrieben gluͤhn und Scherz und Schatten ſu-
chen.
Soll, was der Wahn Geſchaͤfte nennt,
Uns um ſo ſchoͤne Zeit betruͤgen?
Freund! wer des Lebens Kuͤrze kennt,
Der legt es kluͤger an und braucht es zum Vergnuͤgen.
Geneuß den feuervollen Wein:
Beym Weine herrſcht vertraulich Scherzen.
Oft ladet Amor ſich mit ein,
Und ſein verborgner Pfeil ſchleicht in die offnen Herzen.
Der ſchlaue Gott iſt niemals weit;
Jch wittre ſeine ſanften Triebe:
Denn gruͤner Lauben Dunkelheit
Jſt fuͤr den Weingott ſchoͤn, noch ſchoͤner fuͤr die Liebe.
Ge-
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0111" n="97"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die Sommerlaube.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Laube prangt mit jungem Gru&#x0364;n:</l><lb/>
              <l>Es to&#x0364;nen ihre dunkeln Buchen</l><lb/>
              <l>Von Vo&#x0364;geln, die voll Wollu&#x017F;t glu&#x0364;hn,</l><lb/>
              <l>Von Fru&#x0364;hlingstrieben glu&#x0364;hn und Scherz und Schatten &#x017F;u-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">chen.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>oll, was der Wahn Ge&#x017F;cha&#x0364;fte nennt,</l><lb/>
              <l>Uns um &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne Zeit betru&#x0364;gen?</l><lb/>
              <l>Freund! wer des Lebens Ku&#x0364;rze kennt,</l><lb/>
              <l>Der legt es klu&#x0364;ger an und braucht es zum Vergnu&#x0364;gen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#in">G</hi>eneuß den feuervollen Wein:</l><lb/>
              <l>Beym Weine herr&#x017F;cht vertraulich Scherzen.</l><lb/>
              <l>Oft ladet Amor &#x017F;ich mit ein,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ein verborgner Pfeil &#x017F;chleicht in die offnen Herzen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>er &#x017F;chlaue Gott i&#x017F;t niemals weit;</l><lb/>
              <l>Jch wittre &#x017F;eine &#x017F;anften Triebe:</l><lb/>
              <l>Denn gru&#x0364;ner Lauben Dunkelheit</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t fu&#x0364;r den Weingott &#x017F;cho&#x0364;n, noch &#x017F;cho&#x0364;ner fu&#x0364;r die Liebe.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0111] Drittes Buch. Die Sommerlaube. Die Laube prangt mit jungem Gruͤn: Es toͤnen ihre dunkeln Buchen Von Voͤgeln, die voll Wolluſt gluͤhn, Von Fruͤhlingstrieben gluͤhn und Scherz und Schatten ſu- chen. Soll, was der Wahn Geſchaͤfte nennt, Uns um ſo ſchoͤne Zeit betruͤgen? Freund! wer des Lebens Kuͤrze kennt, Der legt es kluͤger an und braucht es zum Vergnuͤgen. Geneuß den feuervollen Wein: Beym Weine herrſcht vertraulich Scherzen. Oft ladet Amor ſich mit ein, Und ſein verborgner Pfeil ſchleicht in die offnen Herzen. Der ſchlaue Gott iſt niemals weit; Jch wittre ſeine ſanften Triebe: Denn gruͤner Lauben Dunkelheit Jſt fuͤr den Weingott ſchoͤn, noch ſchoͤner fuͤr die Liebe. Ge- G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/111
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/111>, abgerufen am 14.05.2024.