Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Lyrische Gedichte


Der Sommer und der Wein.
Jn diesen schwülen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kühler Nacht,
Und schlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muse träumt nur matte Klagen.
Jch hänge mit verdrossner Hand
Die träge Leyer an die Wand.
Doch, Freund! in schwülen Sommertagen,
(Zischt mir Lyäus in das Ohr:)
Hebt sich der Weinstock stolz empor,
Den Frost und Regen niederschlagen:
Und nur der höhern Sonne Glut
Kocht seiner Trauben göttlich Blut.
So mag in schwülen Sommertagen
Der Weichling, Amor, schüchtern fliehn,
Und Scherz und Muse sich entziehn:
Der Wein wird sie zurücke jagen.
Es reife nur der frohe Wein:
Was kann mir unerträglich seyn?


Die
Lyriſche Gedichte


Der Sommer und der Wein.
Jn dieſen ſchwuͤlen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kuͤhler Nacht,
Und ſchlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muſe traͤumt nur matte Klagen.
Jch haͤnge mit verdroſſner Hand
Die traͤge Leyer an die Wand.
Doch, Freund! in ſchwuͤlen Sommertagen,
(Ziſcht mir Lyaͤus in das Ohr:)
Hebt ſich der Weinſtock ſtolz empor,
Den Froſt und Regen niederſchlagen:
Und nur der hoͤhern Sonne Glut
Kocht ſeiner Trauben goͤttlich Blut.
So mag in ſchwuͤlen Sommertagen
Der Weichling, Amor, ſchuͤchtern fliehn,
Und Scherz und Muſe ſich entziehn:
Der Wein wird ſie zuruͤcke jagen.
Es reife nur der frohe Wein:
Was kann mir unertraͤglich ſeyn?


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0114" n="100"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lyri&#x017F;che Gedichte</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Der Sommer und der Wein.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>n die&#x017F;en &#x017F;chwu&#x0364;len Sommertagen</l><lb/>
              <l>Fliegt Amor nur in ku&#x0364;hler Nacht,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chlummert, wann die Sonne wacht:</l><lb/>
              <l>Die Mu&#x017F;e tra&#x0364;umt nur matte Klagen.</l><lb/>
              <l>Jch ha&#x0364;nge mit verdro&#x017F;&#x017F;ner Hand</l><lb/>
              <l>Die tra&#x0364;ge Leyer an die Wand.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>och, Freund! in &#x017F;chwu&#x0364;len Sommertagen,</l><lb/>
              <l>(Zi&#x017F;cht mir Lya&#x0364;us in das Ohr:)</l><lb/>
              <l>Hebt &#x017F;ich der Wein&#x017F;tock &#x017F;tolz empor,</l><lb/>
              <l>Den Fro&#x017F;t und Regen nieder&#x017F;chlagen:</l><lb/>
              <l>Und nur der ho&#x0364;hern Sonne Glut</l><lb/>
              <l>Kocht &#x017F;einer Trauben go&#x0364;ttlich Blut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>o mag in &#x017F;chwu&#x0364;len Sommertagen</l><lb/>
              <l>Der Weichling, Amor, &#x017F;chu&#x0364;chtern fliehn,</l><lb/>
              <l>Und Scherz und Mu&#x017F;e &#x017F;ich entziehn:</l><lb/>
              <l>Der Wein wird &#x017F;ie zuru&#x0364;cke jagen.</l><lb/>
              <l>Es reife nur der frohe Wein:</l><lb/>
              <l>Was kann mir unertra&#x0364;glich &#x017F;eyn?</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0114] Lyriſche Gedichte Der Sommer und der Wein. Jn dieſen ſchwuͤlen Sommertagen Fliegt Amor nur in kuͤhler Nacht, Und ſchlummert, wann die Sonne wacht: Die Muſe traͤumt nur matte Klagen. Jch haͤnge mit verdroſſner Hand Die traͤge Leyer an die Wand. Doch, Freund! in ſchwuͤlen Sommertagen, (Ziſcht mir Lyaͤus in das Ohr:) Hebt ſich der Weinſtock ſtolz empor, Den Froſt und Regen niederſchlagen: Und nur der hoͤhern Sonne Glut Kocht ſeiner Trauben goͤttlich Blut. So mag in ſchwuͤlen Sommertagen Der Weichling, Amor, ſchuͤchtern fliehn, Und Scherz und Muſe ſich entziehn: Der Wein wird ſie zuruͤcke jagen. Es reife nur der frohe Wein: Was kann mir unertraͤglich ſeyn? Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/114
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/114>, abgerufen am 13.05.2024.