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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Viertes Buch.
Die Vögel hemmen schnell die angefangnen Lieder;
Der halbverirrte Wandrer bebt,
Jndeß mit schreckendem Gefieder
Die frühe Nacht um Erd und Himmel schwebt:
Bis Titans froher Blick, nach überwundnen Schatten,
Jtzt wieder unverfinstert strahlt,
Und in den aufgehellten Matten
Um Floren lacht und ihre Bluhmen mahlt.
So strahlet unser Geist, mit angebohrnem Lichte,
Durch dicke Finsterniß hervor,
Wenn vor der Weisheit Angesichte
Die Nebel fliehn, worinn er sich verlohr.
Geh auf mit vollem Tag, und herrsch' in Glanz und
Ehre,
Und herrsch', o Weisheit! unbegränzt,
Von einem bis zum andern Meere,
Ja weiter noch, als unsre Sonne glänzt!
Wie lang soll Finsterniß den Erdkreiß überziehen?
Es müsse, wer im Schatten sitzt,
Auf deine lichten Höhen fliehen,
Wo Klarheit uns in Aug und Seele blitzt!
Die
K
Viertes Buch.
Die Voͤgel hemmen ſchnell die angefangnen Lieder;
Der halbverirrte Wandrer bebt,
Jndeß mit ſchreckendem Gefieder
Die fruͤhe Nacht um Erd und Himmel ſchwebt:
Bis Titans froher Blick, nach uͤberwundnen Schatten,
Jtzt wieder unverfinſtert ſtrahlt,
Und in den aufgehellten Matten
Um Floren lacht und ihre Bluhmen mahlt.
So ſtrahlet unſer Geiſt, mit angebohrnem Lichte,
Durch dicke Finſterniß hervor,
Wenn vor der Weisheit Angeſichte
Die Nebel fliehn, worinn er ſich verlohr.
Geh auf mit vollem Tag, und herrſch’ in Glanz und
Ehre,
Und herrſch’, o Weisheit! unbegraͤnzt,
Von einem bis zum andern Meere,
Ja weiter noch, als unſre Sonne glaͤnzt!
Wie lang ſoll Finſterniß den Erdkreiß uͤberziehen?
Es muͤſſe, wer im Schatten ſitzt,
Auf deine lichten Hoͤhen fliehen,
Wo Klarheit uns in Aug und Seele blitzt!
Die
K
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[145/0159] Viertes Buch. Die Voͤgel hemmen ſchnell die angefangnen Lieder; Der halbverirrte Wandrer bebt, Jndeß mit ſchreckendem Gefieder Die fruͤhe Nacht um Erd und Himmel ſchwebt: Bis Titans froher Blick, nach uͤberwundnen Schatten, Jtzt wieder unverfinſtert ſtrahlt, Und in den aufgehellten Matten Um Floren lacht und ihre Bluhmen mahlt. So ſtrahlet unſer Geiſt, mit angebohrnem Lichte, Durch dicke Finſterniß hervor, Wenn vor der Weisheit Angeſichte Die Nebel fliehn, worinn er ſich verlohr. Geh auf mit vollem Tag, und herrſch’ in Glanz und Ehre, Und herrſch’, o Weisheit! unbegraͤnzt, Von einem bis zum andern Meere, Ja weiter noch, als unſre Sonne glaͤnzt! Wie lang ſoll Finſterniß den Erdkreiß uͤberziehen? Es muͤſſe, wer im Schatten ſitzt, Auf deine lichten Hoͤhen fliehen, Wo Klarheit uns in Aug und Seele blitzt! Die K

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/159>, abgerufen am 15.05.2024.