Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Lyrische Gedichte
Die Seele, die alsdann kein äussrer Schmuck betrü-
get,
Dringt in das nackte Wesen ein,
Und was beständig sie vergnüget,
Muß edel, groß, muß ihrer würdig seyn.
Sie suchet nicht ihr Glück in schimmerreichen Bür-
den,
Jn Ehre, Gold und ekler Pracht,
Nicht bey den thierischen Begierden,
Durch die ein Geist sich Thieren ähnlich macht.
Sie sucht und findet es in reiner Tugend Armen,
Die sich für Andrer Wohl vergisst,
Und, reich an göttlichem Erbarmen,
Vom Himmel stammt, und selbst ein Himmel ist.


Die
Lyriſche Gedichte
Die Seele, die alsdann kein aͤuſſrer Schmuck betruͤ-
get,
Dringt in das nackte Weſen ein,
Und was beſtaͤndig ſie vergnuͤget,
Muß edel, groß, muß ihrer wuͤrdig ſeyn.
Sie ſuchet nicht ihr Gluͤck in ſchimmerreichen Buͤr-
den,
Jn Ehre, Gold und ekler Pracht,
Nicht bey den thieriſchen Begierden,
Durch die ein Geiſt ſich Thieren aͤhnlich macht.
Sie ſucht und findet es in reiner Tugend Armen,
Die ſich fuͤr Andrer Wohl vergiſſt,
Und, reich an goͤttlichem Erbarmen,
Vom Himmel ſtammt, und ſelbſt ein Himmel iſt.


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0160" n="146"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lyri&#x017F;che Gedichte</hi> </fw><lb/>
            <lg n="15">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Seele, die alsdann kein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;rer Schmuck betru&#x0364;-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">get,</hi> </l><lb/>
              <l>Dringt in das nackte We&#x017F;en ein,</l><lb/>
              <l>Und was be&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;ie vergnu&#x0364;get,</l><lb/>
              <l>Muß edel, groß, muß ihrer wu&#x0364;rdig &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ie &#x017F;uchet nicht ihr Glu&#x0364;ck in &#x017F;chimmerreichen Bu&#x0364;r-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">den,</hi> </l><lb/>
              <l>Jn Ehre, Gold und ekler Pracht,</l><lb/>
              <l>Nicht bey den thieri&#x017F;chen Begierden,</l><lb/>
              <l>Durch die ein Gei&#x017F;t &#x017F;ich Thieren a&#x0364;hnlich macht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ie &#x017F;ucht und findet es in reiner Tugend Armen,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ich fu&#x0364;r Andrer Wohl vergi&#x017F;&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und, reich an go&#x0364;ttlichem Erbarmen,</l><lb/>
              <l>Vom Himmel &#x017F;tammt, und &#x017F;elb&#x017F;t ein Himmel i&#x017F;t.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0160] Lyriſche Gedichte Die Seele, die alsdann kein aͤuſſrer Schmuck betruͤ- get, Dringt in das nackte Weſen ein, Und was beſtaͤndig ſie vergnuͤget, Muß edel, groß, muß ihrer wuͤrdig ſeyn. Sie ſuchet nicht ihr Gluͤck in ſchimmerreichen Buͤr- den, Jn Ehre, Gold und ekler Pracht, Nicht bey den thieriſchen Begierden, Durch die ein Geiſt ſich Thieren aͤhnlich macht. Sie ſucht und findet es in reiner Tugend Armen, Die ſich fuͤr Andrer Wohl vergiſſt, Und, reich an goͤttlichem Erbarmen, Vom Himmel ſtammt, und ſelbſt ein Himmel iſt. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/160
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/160>, abgerufen am 15.05.2024.