Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist) zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset) eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein / welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in solcher Zeit wachsen können.

§. 3.

Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum- und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren, welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert / leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden.

§. 4.

Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse / oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen wir hier zu Land

Kayser-Thee oder auch Thee Boye

nennen: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet: und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch der

Thee-Blumen /

welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie Georg Meister schreibet.

§. 5.

Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das [unleserliches Material]. unter 5. Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus: Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. [unleserliches Material]. Salviae 2. [unleserliches Material]. und wohl mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in Indien

ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist) zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset) eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein / welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in solcher Zeit wachsen können.

§. 3.

Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum- und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren, welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert / leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden.

§. 4.

Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse / oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen wir hier zu Land

Kayser-Thee oder auch Thee Boye

neñen: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet: und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch der

Thee-Blumen /

welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie Georg Meister schreibet.

§. 5.

Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das [unleserliches Material]. unter 5. Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus: Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. [unleserliches Material]. Salviae 2. [unleserliches Material]. und wohl mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in Indien

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0255" n="209"/>
ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang       dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen       Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist)       zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon       gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset)       eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu       und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein /       welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie       also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so       samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der       Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey       hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die       besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in       solcher Zeit wachsen können.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum-       und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren,       welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich       dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr       erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey       obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren       einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir       aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann       auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine       Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert /       leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum       täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne       oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß       der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche       wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder       mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein       obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon       Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse /       oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten       Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein       rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen       wir hier zu Land</p>
        <p> <hi rendition="#b">Kayser-Thee oder auch Thee Boye</hi> </p>
        <p>nen&#x0303;en: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens       trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet:       und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee       eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel       an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch       der</p>
        <p> <hi rendition="#b">Thee-Blumen /</hi> </p>
        <p>welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben       und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische       Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie       Georg Meister schreibet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das <gap reason="illegible"/>. unter 5.       Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl       bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben       einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie       derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus:       Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an       dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den       Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also       außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. <gap reason="illegible"/>. Salviae 2. <gap reason="illegible"/>. und wohl       mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in        Indien
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0255] ein gar zu grosser Unterscheid/ wie auß der im Anfang dieses Capitels gesetzten Figur (welche wohlgemeldter Herr Cleyer in Japan von dem lebendigen Strauch nehmen lassen und in den Act. Med. Hafniensibus Vol. IV. pag. 2. auch zu finden ist) zusehen war: Anbey berichtend/ auff was manier derselbe gepflantzet und wie der Thee davon gesamler werde. Es machen nemblich die Einwohner in China und Japan (wo es eigentlich wächset) eine Grube in die Erde und werffen darin 40. biß 50. Saamen-Körner/ scharren alsdann alles zu und bedecken es mit Strohe. Hiervon entspringen ohngefehr 6. 8. 10. biß 14. Sträuchlein / welche sie alle zusammen auffwachsen lassen/ weilen sie gern dick stehen. Solche lassen sie also 3. Jahr ruhen/ ehe sie die Thee-Blätter davon samblen/ und wann solche vorbey/ so samblen sie im April die neu-hervor schiessende junge Blättlein (welche von den alten/ so der Strauch nicht abwirffet/ und deßwegen gelbicht werden/ leicht zu unterscheiden sind) bey hellem Wetter/ darunter die dünne und schmale/ so nur 3. oder 4. Tage alt sind/ vor die besten gehalten werden/ wiewohlen auff fetten und wohlgebaueten Aeckern auch die breite in solcher Zeit wachsen können. §. 3. Hier aber ist sehr merckwürdig/ daß der also frische Thee eine narcotische und gantz dum- und trunckenmachende Krafft habe/ welche biß daher von Niemanden unter so vielen Authoren, welche von demselben geschrieben haben/ meines Wissens/ observiret worden. Indessen hat mich dessen vor wenigen Jahren ein damahlen auß Ost-Indien kommender und in diesen Sachen sehr erfahrner Mann/ Nahmens Herr D. Kempffer auß Westphalen (welcher sich lange Zeit bey obgemeldtem Herrn Cleyero in Ost-Indien auffgehalten und in dieses Nahmen vor etwa 16. Jahren einen Brieff in duplo an mich schreiben/ auch einige Curiositäten schicken müssen/ so mir aber wegen Ver-Unglückung des Schiffes nicht zu Handen gekommen) mündlich versickert/ und kann auch theils auß der praeparation, welche durch das Rösten geschiehet/ theils durch seine Krafft/ wormit es den Schlaaff (wie andere in gar geringer dosi genommene opiata) verhindert / leicht geschlossen und geglaubet werden. Damit nun die frische Blätter davon befreyet und zum täglichen Gebrauch praepariret werden möchten/ so thun sie dieselbige in eine grosse eiserne oder kupfferne Pfanne und wältzen sie darin mit der Hand/ über dem Feur/ hin und her/ biß der Safft etwas hernach gehe: hernach wältzen sie andere auff einem Banck zu Bützger/ welche wieder/ wie zuvor/ etlichmahl geröstet und gerollet werden: dann nachdem sie weniger oder mehr also gearbeitet werden/ je wohlfeiler oder theurer sie sind/ wie solches nicht allein obbelobter Herr D. Kempffer mündlich/ sondern auch Herr Cleyerus in seinem Brieff an D. Simon Paulli berichtet/ welcher in den Act. Hafniensibus l. c. kan gelesen werden. §. 4. Sonsten hat man verschiedene Sorten von dem Thee, welche entweder nach der Blättern Grösse / oder nach der Farbe unterschieden werden. Der beste ist recht hell grün/ hat einen guten Geschmack und Geruch/ wie der Japonische insgemein zu seyn pfleget/ welcher nicht allein rarer und besser/ sondern auch viel theurer ist/ und mag vielleicht derjenige seyn/ welchen wir hier zu Land Kayser-Thee oder auch Thee Boye neñen: mit welchem Nahmen doch in Indien nur die Blüth (welche der Käyser meistens trincket) beleget wird/ wie Georg Meister indem Ost-Indischen Lust-Gärten p. 176. berichtet: und kan man den Unterscheid auch an dem Thee-Wasser sehen/ indem der frisch- und gute Thee eine grünlichte/ der schlechte aber eine gelbe couleur und Tinctur gibt: wiewohlen auch viel an der Zeit gelegen/ wie lang man ihn extrahiren lässet. Pomet gedencket über dieses auch der Thee-Blumen / welche vielmehr einer Blum/ als Blättern gleich sehen/ eine schwartz braune couleur haben und von den Holländern dem Gold gleich sollen geschätzet werden/ worvon dessen Frantzöische Material-Kammer pag. 144. zu sehen. In Indien selbst soll ein Catjen 100. Thaler kosten/ wie Georg Meister schreibet. §. 5. Nachdem aber diese Thee-Blätter so theur gehalten und noch heutiges Tages das _ . unter 5. Rthlr. langsam zu bekommen ist: als haben verschiedene Medici darvor gehalten/ daß man wohl bey Uns audere gute Kräuter finden könne/ welche eben den effect thun würden; derohalben einige die Beronien/ welche dem Thee fast gleich sihet: Andere den Ehrenpreyß/ welchen sie derowegen Veronicam Theeizantem in eigenen Büchlein genennet/ als Francus und Pechlinus: Andere den Roßinarin/ als Ettmüllerus in Comm. Schroed. pag. 673: Noch andere die Salbey an dessen statt recommendiren/ welche letztere nicht allein in der letzteren Campagne von den Officirern mit Nutzen getruncken/ sondern auch von den Indianern gegen den Thee also außgetauschet wird/ daß sie der Ost-Indischen Compagnie vor I. _ . Salviae 2. _ . und wohl mehr Thee geben; welches die Ursach seyn mag/ daß der Thee bey uns wohlfeiler/ als in Indien

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/255
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/255>, abgerufen am 30.04.2024.