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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Weitläuffigkeit/ auch einen grossen Nahmen: welcher auff Teutsch etwan so viel/ als ein Frembd- und Wunder-Wercke-Vorrath/ oder Versammlung von vielerley Außländischen wunderbahren Dingen und Raritäten. Denn [fremdsprachliches Material], heist Frembd oder Außländisch: [fremdsprachliches Material], ein Wunder/ wie vorhin gedacht; [fremdsprachliches Material] ein Werck; und [fremdsprachliches Material] einen Vorrath/ wie gleichfalls vorhin erwehnet. Und weil derowegen gedachter Herr Sachsius durch das Wort Frembd oder Außländisch (lib. I. Gammarolog. cap. 3. p. 50.) am allermeisten natürliche Dinge und Raritäten verstehet/ so kan derselbige Titul gar wol auff gegenwärtiges und folgende Deutsche Tractätlein von Naturalien-Kammern appliciret werden. Er hätte aber/ in Betrachtung/ daß zu Dreßden fast mehr Splendor und Vorrath an mancherley Artificial-als Naturäl-Sachen befindlich / das Griechische Wort noch länger/ und [fremdsprachliches Material] darauß machen können.

§. 6. Ferner sind etliche Wörter/ die zwar gäntzlich und eben so wol Griechischer Ankunfft / als die ersten: aus Gewohnheit aber/ und freyem Gefallen der Autorum, gemeiniglich lieber Latein-als Griechisch geschrieben/ und also/ so zu reden/ Römischer Bürgerschafft theilhafftig gemacht werden: nehmlich diese: Museum, Gazophylacium, Thesaurophylacium, Thesaurarium, Cimeliarcheum, Tameotheca, und dergleichen.

§. 7. Museum, oder wie es sonst/ wiewol nicht recht Musaeum, geschrieben wird/ auff Griechisch [fremdsprachliches Material], hat seine Benennung von den beruffenen 9. Abgöttinnen/ den Musen/ als Vorsteher- und Hoffmeisterinnen unsers Studierens; und heist insgemein so viel / als ein Studier-Platz oder Orth/ da man scharffsinnigen Gedancken ihre ungehinderte Freyheit / abgesondert von dem unruhigen Pöbel/ lässet; wie dann absonderlich vorzeiten unsern dem Berg Olympus, ein den Musen geweiheter Ort/ oder auch sonst ein gewisses den Musen gefeyretes Fest / Museum soll geheissen haben. Heutiges Tages aber wird dieses Wort nicht allein gelehrter Leute ihren Stuben/ die voll Bücher/ sondern auch ohne Bücher dergleichen Logimenten und Kammern gegeben/ da allerhand rare Natur-Sachen mit Fleiß auffgehoben/ und zu jedermanns so wol Augen als innerlicher gut philosophischer Hertzens-Lust dargestellet werden.

§. 8. Gazophylacium, auff Griechisch [fremdsprachliches Material], herkommende von dem Wort [fremdsprachliches Material], custodire, und [fremdsprachliches Material], welches von zwey- oder dreyerley Bedeutungen ist. Denn erstlich wird es gebraucht insgemein/ vor ein jedweder Ding/ so man besitzet/ und als sein Eigenthum bewahret. Weil aber wir unter denen Dingen die jenigen für andern in acht zu nehmen pflegen/ die uns am meisten gekostet/ so wird absonderlich ein Schatz/ oder der Königliche Schatz/ bey den Persianern/ wie im Curtio zu finden/ mit dem Wort Gaza beleget. Und endlich/ weil so wol in offendlichen Welt- und Geistlichen Regimentern / als auch in eines jedweden Privat- und Hauß-Stande nichts Kostbahrers insgemein pflegt gehalten/ und sorgfältig Tag und Nacht gesucht zu werden/ als Geld/ So ist auch eben dieses am allermeisten biß anher unter allen leiblichen Schätzen/ für den größten gehalten worden. Und würde also Gazophylacium nach der ersten Bedeutung so viel heissen/ als ein Behältnüß von Hab und Gut: nach der andern so viel/ als ein Kasten und Kammer/ worinnen was im Hause oder sonst vor das Kostbahrste gehalten wird/ in guter Verwahrung wird genommen: und nach der dritten so viel/ als eine Geld-Lade/ oder Gottes-Kasten/ wie Doct. Luther gegeben Joh. 8. v. 20. Diese Wort redet JEsus an dem Gottes-Kasten/ da Er lehret im Tempel. Denn also stehet im Grund-Text: [fremdsprachliches Material]. Einem Philosopho hingegen ist es um Geld und Gut nicht so sehr zu thun/ als umb dasjenige/ was einiger massen zu sinnreicher Verknügung des Gemüths / und Perfectionirung guter Wissenschafften kan gereichen; achtende offtmahls höher einen geringe Stein/ darinn die Natur sich cur[unleserliches Material]os erwiesen/ als halb so viel Silber oder Gold; eine stoltze/ grosse/ stachlichte/ schöngefleckte/ und nach Geometrischer Proportion sich allzeit enger und enger zuspitzende Außländische Schnecke höher/ als gantze Kisten und Schräncke voll/ die über See und Land/ auß Ost- und West-Indien/ zu Trost der annen / unglücklichen/ und in Sorgen des Reichthums sich selbst auffreß- und verzehrenden Mammons-Knechte hinzugeführet werden. In welchem letzteren Verstande und Gebrauch des Wortes Gaza demnach/ Gazophylacium gutt-Philosophisch/ oder noch eigentlicher/ gutt/ Physicalisch / so viel als ein Raritaten-Gemach von allerhand schön- und außerlesenen/ Frembd- und einheimischen Natürlichen Dingen/ heissen würde/ derer unterschiedene der weiland fürnehme Medicus zu Nürnberg/ Herr D. Michael Rupert Beßler/ Physicus daselbst zu sammen gebracht / von seinen Unkosten auff 35. Kupffer-Taffeln in Folio abbilden lassen/ doch ohne dazu gehörige Beschreibung/ die etliche Jahr biß anher durch Brieffe von Herrn Johann-Barthol Oehlern / Buchhändlern in Leipzig/ an mich gesonnen worden/ und mit dem Wort Gazophylacium intituliret.

§. 9. Thesaurophylacium hält eben dieß in sich was itzt-erwehntes Gazophylacium; und sind anders nicht von einander/ als im Lateinischen Gladius und Ensis, oder im Teuschen Speck und fett Schweinfleisch unterschieden. Denn was

Weitläuffigkeit/ auch einen grossen Nahmen: welcher auff Teutsch etwan so viel/ als ein Frembd- und Wunder-Wercke-Vorrath/ oder Versammlung von vielerley Außländischen wunderbahren Dingen und Raritäten. Denn [fremdsprachliches Material], heist Frembd oder Außländisch: [fremdsprachliches Material], ein Wunder/ wie vorhin gedacht; [fremdsprachliches Material] ein Werck; und [fremdsprachliches Material] einen Vorrath/ wie gleichfalls vorhin erwehnet. Und weil derowegen gedachter Herr Sachsius durch das Wort Frembd oder Außländisch (lib. I. Gammarolog. cap. 3. p. 50.) am allermeisten natürliche Dinge und Raritäten verstehet/ so kan derselbige Titul gar wol auff gegenwärtiges und folgende Deutsche Tractätlein von Naturalien-Kammern appliciret werden. Er hätte aber/ in Betrachtung/ daß zu Dreßden fast mehr Splendor und Vorrath an mancherley Artificial-als Naturäl-Sachen befindlich / das Griechische Wort noch länger/ und [fremdsprachliches Material] darauß machen können.

§. 6. Ferner sind etliche Wörter/ die zwar gäntzlich und eben so wol Griechischer Ankunfft / als die ersten: aus Gewohnheit aber/ und freyem Gefallen der Autorum, gemeiniglich lieber Latein-als Griechisch geschrieben/ und also/ so zu reden/ Römischer Bürgerschafft theilhafftig gemacht werden: nehmlich diese: Musèum, Gazophylacium, Thesaurophylacium, Thesaurarium, Cimeliarchèum, Tameotheca, und dergleichen.

§. 7. Musèum, oder wie es sonst/ wiewol nicht recht Musaeum, geschrieben wird/ auff Griechisch [fremdsprachliches Material], hat seine Benennung von den beruffenen 9. Abgöttinnen/ den Musen/ als Vorsteher- und Hoffmeisterinnen unsers Studierens; und heist insgemein so viel / als ein Studier-Platz oder Orth/ da man scharffsinnigen Gedancken ihre ungehinderte Freyheit / abgesondert von dem unruhigen Pöbel/ lässet; wie dann absonderlich vorzeiten unsern dem Berg Olympus, ein den Musen geweiheter Ort/ oder auch sonst ein gewisses den Musen gefeyretes Fest / Musèum soll geheissen haben. Heutiges Tages aber wird dieses Wort nicht allein gelehrter Leute ihren Stuben/ die voll Bücher/ sondern auch ohne Bücher dergleichen Logimenten und Kammern gegeben/ da allerhand rare Natur-Sachen mit Fleiß auffgehoben/ und zu jedermanns so wol Augen als innerlicher gut philosophischer Hertzens-Lust dargestellet werden.

§. 8. Gazophylacium, auff Griechisch [fremdsprachliches Material], herkommende von dem Wort [fremdsprachliches Material], custodire, und [fremdsprachliches Material], welches von zwey- oder dreyerley Bedeutungen ist. Denn erstlich wird es gebraucht insgemein/ vor ein jedweder Ding/ so man besitzet/ und als sein Eigenthum bewahret. Weil aber wir unter denen Dingen die jenigen für andern in acht zu nehmen pflegen/ die uns am meisten gekostet/ so wird absonderlich ein Schatz/ oder der Königliche Schatz/ bey den Persianern/ wie im Curtio zu finden/ mit dem Wort Gaza beleget. Und endlich/ weil so wol in offendlichen Welt- und Geistlichen Regimentern / als auch in eines jedweden Privat- und Hauß-Stande nichts Kostbahrers insgemein pflegt gehalten/ und sorgfältig Tag und Nacht gesucht zu werden/ als Geld/ So ist auch eben dieses am allermeisten biß anher unter allen leiblichen Schätzen/ für den größten gehalten worden. Und würde also Gazophylacium nach der ersten Bedeutung so viel heissen/ als ein Behältnüß von Hab und Gut: nach der andern so viel/ als ein Kasten und Kammer/ worinnen was im Hause oder sonst vor das Kostbahrste gehalten wird/ in guter Verwahrung wird genommen: und nach der dritten so viel/ als eine Geld-Lade/ oder Gottes-Kasten/ wie Doct. Luther gegeben Joh. 8. v. 20. Diese Wort redet JEsus an dem Gottes-Kasten/ da Er lehret im Tempel. Denn also stehet im Grund-Text: [fremdsprachliches Material]. Einem Philosopho hingegẽ ist es um Geld und Gut nicht so sehr zu thun/ als umb dasjenige/ was einiger massen zu sinnreicher Verknügung des Gemüths / und Perfectionirung guter Wissenschafften kan gereichen; achtende offtmahls höher einen geringe Stein/ darinn die Natur sich cur[unleserliches Material]os erwiesen/ als halb so viel Silber oder Gold; eine stoltze/ grosse/ stachlichte/ schöngefleckte/ und nach Geometrischer Proportion sich allzeit enger und enger zuspitzende Außländische Schnecke höher/ als gantze Kisten und Schräncke voll/ die über See und Land/ auß Ost- und West-Indien/ zu Trost der annen / unglücklichen/ und in Sorgen des Reichthums sich selbst auffreß- und verzehrenden Mammons-Knechte hinzugeführet werden. In welchem letzteren Verstande und Gebrauch des Wortes Gaza demnach/ Gazophylacium gutt-Philosophisch/ oder noch eigentlicher/ gutt/ Physicalisch / so viel als ein Raritaten-Gemach von allerhand schön- und außerlesenen/ Frembd- und einheimischen Natürlichen Dingen/ heissen würde/ derer unterschiedene der weiland fürnehme Medicus zu Nürnberg/ Herr D. Michael Rupert Beßler/ Physicus daselbst zu sammen gebracht / von seinen Unkosten auff 35. Kupffer-Taffeln in Folio abbilden lassen/ doch ohne dazu gehörige Beschreibung/ die etliche Jahr biß anher durch Brieffe von Herrn Johann-Barthol Oehlern / Buchhändlern in Leipzig/ an mich gesonnen worden/ und mit dem Wort Gazophylacium intituliret.

§. 9. Thesaurophylacium hält eben dieß in sich was itzt-erwehntes Gazophylacium; und sind anders nicht von einander/ als im Lateinischen Gladius und Ensis, oder im Teuschen Speck und fett Schweinfleisch unterschieden. Denn was

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[6/0582] Weitläuffigkeit/ auch einen grossen Nahmen: welcher auff Teutsch etwan so viel/ als ein Frembd- und Wunder-Wercke-Vorrath/ oder Versammlung von vielerley Außländischen wunderbahren Dingen und Raritäten. Denn _ , heist Frembd oder Außländisch: _ , ein Wunder/ wie vorhin gedacht; _ ein Werck; und _ einen Vorrath/ wie gleichfalls vorhin erwehnet. Und weil derowegen gedachter Herr Sachsius durch das Wort Frembd oder Außländisch (lib. I. Gammarolog. cap. 3. p. 50.) am allermeisten natürliche Dinge und Raritäten verstehet/ so kan derselbige Titul gar wol auff gegenwärtiges und folgende Deutsche Tractätlein von Naturalien-Kammern appliciret werden. Er hätte aber/ in Betrachtung/ daß zu Dreßden fast mehr Splendor und Vorrath an mancherley Artificial-als Naturäl-Sachen befindlich / das Griechische Wort noch länger/ und _ darauß machen können. §. 6. Ferner sind etliche Wörter/ die zwar gäntzlich und eben so wol Griechischer Ankunfft / als die ersten: aus Gewohnheit aber/ und freyem Gefallen der Autorum, gemeiniglich lieber Latein-als Griechisch geschrieben/ und also/ so zu reden/ Römischer Bürgerschafft theilhafftig gemacht werden: nehmlich diese: Musèum, Gazophylacium, Thesaurophylacium, Thesaurarium, Cimeliarchèum, Tameotheca, und dergleichen. §. 7. Musèum, oder wie es sonst/ wiewol nicht recht Musaeum, geschrieben wird/ auff Griechisch _ , hat seine Benennung von den beruffenen 9. Abgöttinnen/ den Musen/ als Vorsteher- und Hoffmeisterinnen unsers Studierens; und heist insgemein so viel / als ein Studier-Platz oder Orth/ da man scharffsinnigen Gedancken ihre ungehinderte Freyheit / abgesondert von dem unruhigen Pöbel/ lässet; wie dann absonderlich vorzeiten unsern dem Berg Olympus, ein den Musen geweiheter Ort/ oder auch sonst ein gewisses den Musen gefeyretes Fest / Musèum soll geheissen haben. Heutiges Tages aber wird dieses Wort nicht allein gelehrter Leute ihren Stuben/ die voll Bücher/ sondern auch ohne Bücher dergleichen Logimenten und Kammern gegeben/ da allerhand rare Natur-Sachen mit Fleiß auffgehoben/ und zu jedermanns so wol Augen als innerlicher gut philosophischer Hertzens-Lust dargestellet werden. §. 8. Gazophylacium, auff Griechisch _ , herkommende von dem Wort _ , custodire, und _ , welches von zwey- oder dreyerley Bedeutungen ist. Denn erstlich wird es gebraucht insgemein/ vor ein jedweder Ding/ so man besitzet/ und als sein Eigenthum bewahret. Weil aber wir unter denen Dingen die jenigen für andern in acht zu nehmen pflegen/ die uns am meisten gekostet/ so wird absonderlich ein Schatz/ oder der Königliche Schatz/ bey den Persianern/ wie im Curtio zu finden/ mit dem Wort Gaza beleget. Und endlich/ weil so wol in offendlichen Welt- und Geistlichen Regimentern / als auch in eines jedweden Privat- und Hauß-Stande nichts Kostbahrers insgemein pflegt gehalten/ und sorgfältig Tag und Nacht gesucht zu werden/ als Geld/ So ist auch eben dieses am allermeisten biß anher unter allen leiblichen Schätzen/ für den größten gehalten worden. Und würde also Gazophylacium nach der ersten Bedeutung so viel heissen/ als ein Behältnüß von Hab und Gut: nach der andern so viel/ als ein Kasten und Kammer/ worinnen was im Hause oder sonst vor das Kostbahrste gehalten wird/ in guter Verwahrung wird genommen: und nach der dritten so viel/ als eine Geld-Lade/ oder Gottes-Kasten/ wie Doct. Luther gegeben Joh. 8. v. 20. Diese Wort redet JEsus an dem Gottes-Kasten/ da Er lehret im Tempel. Denn also stehet im Grund-Text: _ . Einem Philosopho hingegẽ ist es um Geld und Gut nicht so sehr zu thun/ als umb dasjenige/ was einiger massen zu sinnreicher Verknügung des Gemüths / und Perfectionirung guter Wissenschafften kan gereichen; achtende offtmahls höher einen geringe Stein/ darinn die Natur sich cur_ os erwiesen/ als halb so viel Silber oder Gold; eine stoltze/ grosse/ stachlichte/ schöngefleckte/ und nach Geometrischer Proportion sich allzeit enger und enger zuspitzende Außländische Schnecke höher/ als gantze Kisten und Schräncke voll/ die über See und Land/ auß Ost- und West-Indien/ zu Trost der annen / unglücklichen/ und in Sorgen des Reichthums sich selbst auffreß- und verzehrenden Mammons-Knechte hinzugeführet werden. In welchem letzteren Verstande und Gebrauch des Wortes Gaza demnach/ Gazophylacium gutt-Philosophisch/ oder noch eigentlicher/ gutt/ Physicalisch / so viel als ein Raritaten-Gemach von allerhand schön- und außerlesenen/ Frembd- und einheimischen Natürlichen Dingen/ heissen würde/ derer unterschiedene der weiland fürnehme Medicus zu Nürnberg/ Herr D. Michael Rupert Beßler/ Physicus daselbst zu sammen gebracht / von seinen Unkosten auff 35. Kupffer-Taffeln in Folio abbilden lassen/ doch ohne dazu gehörige Beschreibung/ die etliche Jahr biß anher durch Brieffe von Herrn Johann-Barthol Oehlern / Buchhändlern in Leipzig/ an mich gesonnen worden/ und mit dem Wort Gazophylacium intituliret. §. 9. Thesaurophylacium hält eben dieß in sich was itzt-erwehntes Gazophylacium; und sind anders nicht von einander/ als im Lateinischen Gladius und Ensis, oder im Teuschen Speck und fett Schweinfleisch unterschieden. Denn was

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/582>, abgerufen am 30.04.2024.