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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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gewisse Abneigung, mich jetzt schon dem Solda-
ten-Stand zu ergeben. Das Leben eines Sol-
daten in Friedenszeit schien mir eine lustige
Sklaverey, nicht viel besser als Lakaien-Dienst,
und nur durch herrschendes Vorurtheil darüber
hinaus gesetzt. Soldat wollte ich zwär seyn,
dabey blieb es, dieß war der Hintergrund mei-
nes Lebensplanes, aber nicht in einer Garnison,
nicht bey einer stehenden Armee. Jch wollte nie
für den Despotismus, nie für eine unbekannte,
oder gar nach meinen Begriffen ungerechte Sa-
che fechten. Wie die Helden des Alterthums,
wollte ich nur für die Freyheit streiten, und in
erkämpftem Frieden, ruhig, frey, mein eigen
seyn. Bey dem Gedanken an die Helden des
Alterthums ward mir zugleich der an mein Vor-
haben wieder rege, die Kunst der Alten in Rom
zu studiren. Jetzt fühlte ich ganz bestimmt den
Trieb dazu aufs neue in mir erwachen, und ich
beschloß meine ganze Zeit und mein Leben in
Rom dazu anzuwenden. So bald ich dort an-
kam, machte ich auch gleich alle Anstalten, ein-
sam und fleißig meinen Plan auszuführen. Er

gewiſſe Abneigung, mich jetzt ſchon dem Solda-
ten-Stand zu ergeben. Das Leben eines Sol-
daten in Friedenszeit ſchien mir eine luſtige
Sklaverey, nicht viel beſſer als Lakaien-Dienſt,
und nur durch herrſchendes Vorurtheil daruͤber
hinaus geſetzt. Soldat wollte ich zwaͤr ſeyn,
dabey blieb es, dieß war der Hintergrund mei-
nes Lebensplanes, aber nicht in einer Garniſon,
nicht bey einer ſtehenden Armee. Jch wollte nie
fuͤr den Despotismus, nie fuͤr eine unbekannte,
oder gar nach meinen Begriffen ungerechte Sa-
che fechten. Wie die Helden des Alterthums,
wollte ich nur fuͤr die Freyheit ſtreiten, und in
erkaͤmpftem Frieden, ruhig, frey, mein eigen
ſeyn. Bey dem Gedanken an die Helden des
Alterthums ward mir zugleich der an mein Vor-
haben wieder rege, die Kunſt der Alten in Rom
zu ſtudiren. Jetzt fuͤhlte ich ganz beſtimmt den
Trieb dazu aufs neue in mir erwachen, und ich
beſchloß meine ganze Zeit und mein Leben in
Rom dazu anzuwenden. So bald ich dort an-
kam, machte ich auch gleich alle Anſtalten, ein-
ſam und fleißig meinen Plan auszufuͤhren. Er

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[166/0174] gewiſſe Abneigung, mich jetzt ſchon dem Solda- ten-Stand zu ergeben. Das Leben eines Sol- daten in Friedenszeit ſchien mir eine luſtige Sklaverey, nicht viel beſſer als Lakaien-Dienſt, und nur durch herrſchendes Vorurtheil daruͤber hinaus geſetzt. Soldat wollte ich zwaͤr ſeyn, dabey blieb es, dieß war der Hintergrund mei- nes Lebensplanes, aber nicht in einer Garniſon, nicht bey einer ſtehenden Armee. Jch wollte nie fuͤr den Despotismus, nie fuͤr eine unbekannte, oder gar nach meinen Begriffen ungerechte Sa- che fechten. Wie die Helden des Alterthums, wollte ich nur fuͤr die Freyheit ſtreiten, und in erkaͤmpftem Frieden, ruhig, frey, mein eigen ſeyn. Bey dem Gedanken an die Helden des Alterthums ward mir zugleich der an mein Vor- haben wieder rege, die Kunſt der Alten in Rom zu ſtudiren. Jetzt fuͤhlte ich ganz beſtimmt den Trieb dazu aufs neue in mir erwachen, und ich beſchloß meine ganze Zeit und mein Leben in Rom dazu anzuwenden. So bald ich dort an- kam, machte ich auch gleich alle Anſtalten, ein- ſam und fleißig meinen Plan auszufuͤhren. Er

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/174>, abgerufen am 27.04.2024.