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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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hauset der böse Grippo, der Wurm der Hölle, und
soll ihm dennoch das Feuer nicht ausglühen den
ewigen Pfnüssel, damit er ist behaftet und gestrafet.

49. Was aber wird werden aus den Gläubigen
und Frommen nach ihrem Tode?

Sie werden wohnen in Ewigkeit im blauen Gezelte
Selinur's und tanzen und singen mit ihren Feen.

Es sei uns erlassen, den Fragen und Antworten
weiter zu folgen; die fernere Reihe derselben beschäftigt
sich mit den Einzelheiten des Gottesdienstes, deren
interessanterer Theil durch unsere Erzählung dem Leser
vor Augen geführt wird. Es waren siebenzig Kinder
und ebensoviele Fragen. Den Schluß machte ein
Gebet, das der Druide vorsprach und die Kinder
nachsprachen. Hierauf tritt der Druide an den Dol¬
men und spricht: "Ihr sollt nun, geliebte Kinder, das
Zeichen empfangen, daß ihr jetzo gewürdigt seid, ein¬
zutreten in die Heilsordnung der großen Mutter Seli¬
nur, reif und mündig, zu wandeln durch die Pforten,
die sie gesetzet hat und die da führen zur Läuterung
des Leibes und der Seele." Die Kinder, ihm folgend,
stellen sich am Dolmen auf. Jetzt nimmt Urhixidur feier¬
lich den Deckel von ihrem Topf und reicht dem Priester
ein viereckiges Stück feinen Linnens, blau mit weißen
Tupfen; in der einen Ecke ist mit gelbem Zwirn das
Halbmondzeichen der Selinur eingestickt: eine mühsame

hauſet der böſe Grippo, der Wurm der Hölle, und
ſoll ihm dennoch das Feuer nicht ausglühen den
ewigen Pfnüſſel, damit er iſt behaftet und geſtrafet.

49. Was aber wird werden aus den Gläubigen
und Frommen nach ihrem Tode?

Sie werden wohnen in Ewigkeit im blauen Gezelte
Selinur's und tanzen und ſingen mit ihren Feen.

Es ſei uns erlaſſen, den Fragen und Antworten
weiter zu folgen; die fernere Reihe derſelben beſchäftigt
ſich mit den Einzelheiten des Gottesdienſtes, deren
intereſſanterer Theil durch unſere Erzählung dem Leſer
vor Augen geführt wird. Es waren ſiebenzig Kinder
und ebenſoviele Fragen. Den Schluß machte ein
Gebet, das der Druide vorſprach und die Kinder
nachſprachen. Hierauf tritt der Druide an den Dol¬
men und ſpricht: „Ihr ſollt nun, geliebte Kinder, das
Zeichen empfangen, daß ihr jetzo gewürdigt ſeid, ein¬
zutreten in die Heilsordnung der großen Mutter Seli¬
nur, reif und mündig, zu wandeln durch die Pforten,
die ſie geſetzet hat und die da führen zur Läuterung
des Leibes und der Seele.“ Die Kinder, ihm folgend,
ſtellen ſich am Dolmen auf. Jetzt nimmt Urhixidur feier¬
lich den Deckel von ihrem Topf und reicht dem Prieſter
ein viereckiges Stück feinen Linnens, blau mit weißen
Tupfen; in der einen Ecke iſt mit gelbem Zwirn das
Halbmondzeichen der Selinur eingeſtickt: eine mühſame

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[211/0224] hauſet der böſe Grippo, der Wurm der Hölle, und ſoll ihm dennoch das Feuer nicht ausglühen den ewigen Pfnüſſel, damit er iſt behaftet und geſtrafet. 49. Was aber wird werden aus den Gläubigen und Frommen nach ihrem Tode? Sie werden wohnen in Ewigkeit im blauen Gezelte Selinur's und tanzen und ſingen mit ihren Feen. Es ſei uns erlaſſen, den Fragen und Antworten weiter zu folgen; die fernere Reihe derſelben beſchäftigt ſich mit den Einzelheiten des Gottesdienſtes, deren intereſſanterer Theil durch unſere Erzählung dem Leſer vor Augen geführt wird. Es waren ſiebenzig Kinder und ebenſoviele Fragen. Den Schluß machte ein Gebet, das der Druide vorſprach und die Kinder nachſprachen. Hierauf tritt der Druide an den Dol¬ men und ſpricht: „Ihr ſollt nun, geliebte Kinder, das Zeichen empfangen, daß ihr jetzo gewürdigt ſeid, ein¬ zutreten in die Heilsordnung der großen Mutter Seli¬ nur, reif und mündig, zu wandeln durch die Pforten, die ſie geſetzet hat und die da führen zur Läuterung des Leibes und der Seele.“ Die Kinder, ihm folgend, ſtellen ſich am Dolmen auf. Jetzt nimmt Urhixidur feier¬ lich den Deckel von ihrem Topf und reicht dem Prieſter ein viereckiges Stück feinen Linnens, blau mit weißen Tupfen; in der einen Ecke iſt mit gelbem Zwirn das Halbmondzeichen der Selinur eingeſtickt: eine mühſame

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/224>, abgerufen am 29.04.2024.