Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

An dem Centralnervensysteme tritt das Gehirn an Masse

[Abbildung] Fig. 1109.
Fig. 1108. Fig. 1110.

Gehirn und Rückenmark des Frosches.
Fig. 1108. Von Oben. Fig. 1109. Von Unten.
Fig. 1110. Von der Seite.
a Riechnerven. b Riechkolben. c Vor-
derhirn. d Mittelhirn. e Kleines Ge-
hirn. f Rautengrube. g Anschwellung
an der Abgangsstelle der Vorderfußnerven.
h Aehnliche an den Hinterfußnerven.
i Hirnanhang.

schon etwas mehr über das Rücken-
mark hervor, zeigt aber sonst eine
sehr übereinstimmende Bildung, wel-
cher derjenigen der Fische analog
ist. Es ist lang gestreckt, flach, die
einzelnen Knoten hinter einander
gereiht; das verlängerte Mark ist
breit, von oben her kahnförmig aus-
gehöhlt, und das kleine Gehirn,
welches bei den Fischen meist so be-
deutend entwickelt war, hier nur
durch eine schmale Querbrücke ver-
treten. Vor dem kleinen Gehirne
liegen die Vierhügel, gewöhnlich
aus zwei durch eine Längsfurche
getrennten Anschwellungen bestehend
und innerlich ausgehöhlt, von hin-
ten her die Zirbeldrüse umfassend.
Vor dieser liegen die paarigen An-
schwellungen des Vorderhirnes, die
innerlich hohl sind, gewöhnlich die
größte Masse des Gehirnes aus-
machen und meist unmittelbar in
die Riechnerven sich fortsetzen. Von
den Gehirnnerven sind öfter die
Augenmuskelnerven mit dem fünften
Paare mehr oder minder innig verschmolzen, ebenso der Zungenschlund-
kopfnerv gänzlich in den herumschweifenden Nerven übergegangen,
während der Zungenfleischnerv gewöhnlich aus den ersten Halsnerven
hervorgeht, wodurch die Zahl der Hirnnerven zuweilen um ein Bedeu-
tendes verringert wird.

Die drei hauptsächlichen Sinnesorgane fehlen keinem einzigen
Amphibium, wenn gleich die Augen bei einigen ziemlich rudimentär
sind. Die Nasenhöhlen sind stets doppelt, durch eine Scheidewand
von einander getrennt und unter allen Umständen, zum wesentlichen
Unterschiede von den Fischen, doppelt in die Mundhöhle geöffnet, so
daß sich stets an dem Gaumengewölbe, bald mehr nach vorn unmittelbar
hinter den Lippen, bald weiter nach hinten hin, die beiden inneren Na-

An dem Centralnervenſyſteme tritt das Gehirn an Maſſe

[Abbildung] Fig. 1109.
Fig. 1108. Fig. 1110.

Gehirn und Rückenmark des Froſches.
Fig. 1108. Von Oben. Fig. 1109. Von Unten.
Fig. 1110. Von der Seite.
a Riechnerven. b Riechkolben. c Vor-
derhirn. d Mittelhirn. e Kleines Ge-
hirn. f Rautengrube. g Anſchwellung
an der Abgangsſtelle der Vorderfußnerven.
h Aehnliche an den Hinterfußnerven.
i Hirnanhang.

ſchon etwas mehr über das Rücken-
mark hervor, zeigt aber ſonſt eine
ſehr übereinſtimmende Bildung, wel-
cher derjenigen der Fiſche analog
iſt. Es iſt lang geſtreckt, flach, die
einzelnen Knoten hinter einander
gereiht; das verlängerte Mark iſt
breit, von oben her kahnförmig aus-
gehöhlt, und das kleine Gehirn,
welches bei den Fiſchen meiſt ſo be-
deutend entwickelt war, hier nur
durch eine ſchmale Querbrücke ver-
treten. Vor dem kleinen Gehirne
liegen die Vierhügel, gewöhnlich
aus zwei durch eine Längsfurche
getrennten Anſchwellungen beſtehend
und innerlich ausgehöhlt, von hin-
ten her die Zirbeldrüſe umfaſſend.
Vor dieſer liegen die paarigen An-
ſchwellungen des Vorderhirnes, die
innerlich hohl ſind, gewöhnlich die
größte Maſſe des Gehirnes aus-
machen und meiſt unmittelbar in
die Riechnerven ſich fortſetzen. Von
den Gehirnnerven ſind öfter die
Augenmuskelnerven mit dem fünften
Paare mehr oder minder innig verſchmolzen, ebenſo der Zungenſchlund-
kopfnerv gänzlich in den herumſchweifenden Nerven übergegangen,
während der Zungenfleiſchnerv gewöhnlich aus den erſten Halsnerven
hervorgeht, wodurch die Zahl der Hirnnerven zuweilen um ein Bedeu-
tendes verringert wird.

Die drei hauptſächlichen Sinnesorgane fehlen keinem einzigen
Amphibium, wenn gleich die Augen bei einigen ziemlich rudimentär
ſind. Die Naſenhöhlen ſind ſtets doppelt, durch eine Scheidewand
von einander getrennt und unter allen Umſtänden, zum weſentlichen
Unterſchiede von den Fiſchen, doppelt in die Mundhöhle geöffnet, ſo
daß ſich ſtets an dem Gaumengewölbe, bald mehr nach vorn unmittelbar
hinter den Lippen, bald weiter nach hinten hin, die beiden inneren Na-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0203" n="197"/>
            <p>An dem <hi rendition="#g">Centralnerven&#x017F;y&#x017F;teme</hi> tritt das Gehirn an Ma&#x017F;&#x017F;e<lb/><figure><head>Fig. 1109.<lb/>
Fig. 1108. Fig. 1110.</head><lb/><p>Gehirn und Rückenmark des Fro&#x017F;ches.<lb/>
Fig. 1108. Von Oben. Fig. 1109. Von Unten.<lb/>
Fig. 1110. Von der Seite.<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> Riechnerven. <hi rendition="#aq">b</hi> Riechkolben. <hi rendition="#aq">c</hi> Vor-<lb/>
derhirn. <hi rendition="#aq">d</hi> Mittelhirn. <hi rendition="#aq">e</hi> Kleines Ge-<lb/>
hirn. <hi rendition="#aq">f</hi> Rautengrube. <hi rendition="#aq">g</hi> An&#x017F;chwellung<lb/>
an der Abgangs&#x017F;telle der Vorderfußnerven.<lb/><hi rendition="#aq">h</hi> Aehnliche an den Hinterfußnerven.<lb/><hi rendition="#aq">i</hi> Hirnanhang.</p></figure><lb/>
&#x017F;chon etwas mehr über das Rücken-<lb/>
mark hervor, zeigt aber &#x017F;on&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;ehr überein&#x017F;timmende Bildung, wel-<lb/>
cher derjenigen der Fi&#x017F;che analog<lb/>
i&#x017F;t. Es i&#x017F;t lang ge&#x017F;treckt, flach, die<lb/>
einzelnen Knoten hinter einander<lb/>
gereiht; das verlängerte Mark i&#x017F;t<lb/>
breit, von oben her kahnförmig aus-<lb/>
gehöhlt, und das kleine Gehirn,<lb/>
welches bei den Fi&#x017F;chen mei&#x017F;t &#x017F;o be-<lb/>
deutend entwickelt war, hier nur<lb/>
durch eine &#x017F;chmale Querbrücke ver-<lb/>
treten. Vor dem kleinen Gehirne<lb/>
liegen die Vierhügel, gewöhnlich<lb/>
aus zwei durch eine Längsfurche<lb/>
getrennten An&#x017F;chwellungen be&#x017F;tehend<lb/>
und innerlich ausgehöhlt, von hin-<lb/>
ten her die Zirbeldrü&#x017F;e umfa&#x017F;&#x017F;end.<lb/>
Vor die&#x017F;er liegen die paarigen An-<lb/>
&#x017F;chwellungen des Vorderhirnes, die<lb/>
innerlich hohl &#x017F;ind, gewöhnlich die<lb/>
größte Ma&#x017F;&#x017F;e des Gehirnes aus-<lb/>
machen und mei&#x017F;t unmittelbar in<lb/>
die Riechnerven &#x017F;ich fort&#x017F;etzen. Von<lb/>
den Gehirnnerven &#x017F;ind öfter die<lb/>
Augenmuskelnerven mit dem fünften<lb/>
Paare mehr oder minder innig ver&#x017F;chmolzen, eben&#x017F;o der Zungen&#x017F;chlund-<lb/>
kopfnerv gänzlich in den herum&#x017F;chweifenden Nerven übergegangen,<lb/>
während der Zungenflei&#x017F;chnerv gewöhnlich aus den er&#x017F;ten Halsnerven<lb/>
hervorgeht, wodurch die Zahl der Hirnnerven zuweilen um ein Bedeu-<lb/>
tendes verringert wird.</p><lb/>
            <p>Die drei haupt&#x017F;ächlichen <hi rendition="#g">Sinnesorgane</hi> fehlen keinem einzigen<lb/>
Amphibium, wenn gleich die Augen bei einigen ziemlich rudimentär<lb/>
&#x017F;ind. Die <hi rendition="#g">Na&#x017F;enhöhlen</hi> &#x017F;ind &#x017F;tets doppelt, durch eine Scheidewand<lb/>
von einander getrennt und unter allen Um&#x017F;tänden, zum we&#x017F;entlichen<lb/>
Unter&#x017F;chiede von den Fi&#x017F;chen, doppelt in die Mundhöhle geöffnet, &#x017F;o<lb/>
daß &#x017F;ich &#x017F;tets an dem Gaumengewölbe, bald mehr nach vorn unmittelbar<lb/>
hinter den Lippen, bald weiter nach hinten hin, die beiden inneren Na-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0203] An dem Centralnervenſyſteme tritt das Gehirn an Maſſe [Abbildung Fig. 1109. Fig. 1108. Fig. 1110. Gehirn und Rückenmark des Froſches. Fig. 1108. Von Oben. Fig. 1109. Von Unten. Fig. 1110. Von der Seite. a Riechnerven. b Riechkolben. c Vor- derhirn. d Mittelhirn. e Kleines Ge- hirn. f Rautengrube. g Anſchwellung an der Abgangsſtelle der Vorderfußnerven. h Aehnliche an den Hinterfußnerven. i Hirnanhang.] ſchon etwas mehr über das Rücken- mark hervor, zeigt aber ſonſt eine ſehr übereinſtimmende Bildung, wel- cher derjenigen der Fiſche analog iſt. Es iſt lang geſtreckt, flach, die einzelnen Knoten hinter einander gereiht; das verlängerte Mark iſt breit, von oben her kahnförmig aus- gehöhlt, und das kleine Gehirn, welches bei den Fiſchen meiſt ſo be- deutend entwickelt war, hier nur durch eine ſchmale Querbrücke ver- treten. Vor dem kleinen Gehirne liegen die Vierhügel, gewöhnlich aus zwei durch eine Längsfurche getrennten Anſchwellungen beſtehend und innerlich ausgehöhlt, von hin- ten her die Zirbeldrüſe umfaſſend. Vor dieſer liegen die paarigen An- ſchwellungen des Vorderhirnes, die innerlich hohl ſind, gewöhnlich die größte Maſſe des Gehirnes aus- machen und meiſt unmittelbar in die Riechnerven ſich fortſetzen. Von den Gehirnnerven ſind öfter die Augenmuskelnerven mit dem fünften Paare mehr oder minder innig verſchmolzen, ebenſo der Zungenſchlund- kopfnerv gänzlich in den herumſchweifenden Nerven übergegangen, während der Zungenfleiſchnerv gewöhnlich aus den erſten Halsnerven hervorgeht, wodurch die Zahl der Hirnnerven zuweilen um ein Bedeu- tendes verringert wird. Die drei hauptſächlichen Sinnesorgane fehlen keinem einzigen Amphibium, wenn gleich die Augen bei einigen ziemlich rudimentär ſind. Die Naſenhöhlen ſind ſtets doppelt, durch eine Scheidewand von einander getrennt und unter allen Umſtänden, zum weſentlichen Unterſchiede von den Fiſchen, doppelt in die Mundhöhle geöffnet, ſo daß ſich ſtets an dem Gaumengewölbe, bald mehr nach vorn unmittelbar hinter den Lippen, bald weiter nach hinten hin, die beiden inneren Na-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/203
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/203>, abgerufen am 29.04.2024.