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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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so auffallend, daß sie von jeher die allgemeine Aufmerksamkeit erregten.

[Abbildung] Fig. 1112.

Froschlarve in der ersten Zeit ihrer
Entwickelung.

[Abbildung] Fig. 1113.

Larve eines Wassermolches (Triton),
von oben gesehen, um die Kiemenbäum-
chen (b) zu beiden Seiten des Halses zu
zeigen.

Die erste Entwickelung geht ziemlich
rasch vor sich, so daß schon wenige
Tage nach der Befruchtung die
ganze Dotterkugel in eine Larve
umgewandelt ist, deren platter, nie-
dergedrückter, mit kleinem, endstän-
digem Maule versehener Kopf un-
mittelbar in den sackförmigen Bauch
übergeht, an dem sich hinten ein
plattgedrückter Ruderschwanz befin-
det, der ringsum von einem breiten
Hautsaume, von einer senkrechten
Flosse umgeben ist. Dieser Schwanz
zeigt dieselbe zickzackförmige Anord-
nung der Muskelbündel, wie sie
auch bei den Fischen vorkommt. An
dem Halse sproßen die äußeren
Kiemen in Gestalt warziger Bäum-
chen hervor, verschwinden aber bei
den Froschlarven bald wieder, indem
sie durch innere Kiemen ersetzt wer-
den, während sie bei den Larven
der Molche weit längere Zeit hin-
durch bestehen bleiben. Die weitere Ausbildung der Larve, welche sich
nach dem Durchbruche der Gallertsubstanz nur von Pflanzenstoffen,
namentlich von Algen und Wasserfäden nährt, ist nun wesentlich auf
die Entwickelung des Schwanzes und die allmälige Verarbeitung
des Dotters gerichtet. Der Hautsaum der Schwanzflosse wird sehr
hoch, der Körper schlanker und nach und nach bilden sich die Glied-
maßen, welche anfangs unter der Haut verborgen sind und sich bei
[Abbildung] Fig. 1114.

Froschlarve mit Hinterbeinen.

den Fröschen und Molchen in um-
gekehrter Ordnung zeigen, indem
bei letzteren die Vorderbeine vor
den Hinterbeinen, bei ersteren die
Hinterbeine lange Zeit vor den
Vorderbeinen die Haut durchbrechen.

ſo auffallend, daß ſie von jeher die allgemeine Aufmerkſamkeit erregten.

[Abbildung] Fig. 1112.

Froſchlarve in der erſten Zeit ihrer
Entwickelung.

[Abbildung] Fig. 1113.

Larve eines Waſſermolches (Triton),
von oben geſehen, um die Kiemenbäum-
chen (b) zu beiden Seiten des Halſes zu
zeigen.

Die erſte Entwickelung geht ziemlich
raſch vor ſich, ſo daß ſchon wenige
Tage nach der Befruchtung die
ganze Dotterkugel in eine Larve
umgewandelt iſt, deren platter, nie-
dergedrückter, mit kleinem, endſtän-
digem Maule verſehener Kopf un-
mittelbar in den ſackförmigen Bauch
übergeht, an dem ſich hinten ein
plattgedrückter Ruderſchwanz befin-
det, der ringsum von einem breiten
Hautſaume, von einer ſenkrechten
Floſſe umgeben iſt. Dieſer Schwanz
zeigt dieſelbe zickzackförmige Anord-
nung der Muskelbündel, wie ſie
auch bei den Fiſchen vorkommt. An
dem Halſe ſproßen die äußeren
Kiemen in Geſtalt warziger Bäum-
chen hervor, verſchwinden aber bei
den Froſchlarven bald wieder, indem
ſie durch innere Kiemen erſetzt wer-
den, während ſie bei den Larven
der Molche weit längere Zeit hin-
durch beſtehen bleiben. Die weitere Ausbildung der Larve, welche ſich
nach dem Durchbruche der Gallertſubſtanz nur von Pflanzenſtoffen,
namentlich von Algen und Waſſerfäden nährt, iſt nun weſentlich auf
die Entwickelung des Schwanzes und die allmälige Verarbeitung
des Dotters gerichtet. Der Hautſaum der Schwanzfloſſe wird ſehr
hoch, der Körper ſchlanker und nach und nach bilden ſich die Glied-
maßen, welche anfangs unter der Haut verborgen ſind und ſich bei
[Abbildung] Fig. 1114.

Froſchlarve mit Hinterbeinen.

den Fröſchen und Molchen in um-
gekehrter Ordnung zeigen, indem
bei letzteren die Vorderbeine vor
den Hinterbeinen, bei erſteren die
Hinterbeine lange Zeit vor den
Vorderbeinen die Haut durchbrechen.

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[204/0210] ſo auffallend, daß ſie von jeher die allgemeine Aufmerkſamkeit erregten. [Abbildung Fig. 1112. Froſchlarve in der erſten Zeit ihrer Entwickelung.] [Abbildung Fig. 1113. Larve eines Waſſermolches (Triton), von oben geſehen, um die Kiemenbäum- chen (b) zu beiden Seiten des Halſes zu zeigen.] Die erſte Entwickelung geht ziemlich raſch vor ſich, ſo daß ſchon wenige Tage nach der Befruchtung die ganze Dotterkugel in eine Larve umgewandelt iſt, deren platter, nie- dergedrückter, mit kleinem, endſtän- digem Maule verſehener Kopf un- mittelbar in den ſackförmigen Bauch übergeht, an dem ſich hinten ein plattgedrückter Ruderſchwanz befin- det, der ringsum von einem breiten Hautſaume, von einer ſenkrechten Floſſe umgeben iſt. Dieſer Schwanz zeigt dieſelbe zickzackförmige Anord- nung der Muskelbündel, wie ſie auch bei den Fiſchen vorkommt. An dem Halſe ſproßen die äußeren Kiemen in Geſtalt warziger Bäum- chen hervor, verſchwinden aber bei den Froſchlarven bald wieder, indem ſie durch innere Kiemen erſetzt wer- den, während ſie bei den Larven der Molche weit längere Zeit hin- durch beſtehen bleiben. Die weitere Ausbildung der Larve, welche ſich nach dem Durchbruche der Gallertſubſtanz nur von Pflanzenſtoffen, namentlich von Algen und Waſſerfäden nährt, iſt nun weſentlich auf die Entwickelung des Schwanzes und die allmälige Verarbeitung des Dotters gerichtet. Der Hautſaum der Schwanzfloſſe wird ſehr hoch, der Körper ſchlanker und nach und nach bilden ſich die Glied- maßen, welche anfangs unter der Haut verborgen ſind und ſich bei [Abbildung Fig. 1114. Froſchlarve mit Hinterbeinen.] den Fröſchen und Molchen in um- gekehrter Ordnung zeigen, indem bei letzteren die Vorderbeine vor den Hinterbeinen, bei erſteren die Hinterbeine lange Zeit vor den Vorderbeinen die Haut durchbrechen.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/210>, abgerufen am 29.04.2024.