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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Entwurf, an der andern ließ Guido schnell eine
Meile lang die Bäume mit Knallsilber umwer¬
fen, daß auch dort der Ausweg gesperrt wäre.

Dann begann der Angriff von zwei Seiten
in der nämlichen Minute. Die Tatarn erschra¬
ken, da sie die alte Furcht vor ihren Giftpfeilen
nicht mehr inne wurden. Ja, Bestürzung ver¬
breitete sich unter ihnen, als einige gewahrten,
die Verwundeten der Europäer bedienten sich
eines Gegenmittels. Die nehmliche Entdeckung
hatte auch den Neu-Persern eine Ueberlegenheit
über diese Truppen gegeben und sie in die Noth¬
wendigkeit gesetzt nach dem Norden zu fliehn.

Man drang scharf ein. Die flüchtige Eil
der tatarischen Rosse half nicht, da zu beiden
Seiten der Feind anrückte. Im Nahekampf
hatten die europäischen Waffen den Vorzug.

Jener Feldherr, seine mißliche Lage erwägend,
sammelte auf den Ton eines weitschallenden In¬
strumentes eine große Masse und suchte mit die¬
ser durchzubrechen. Guido, der dies vermuthete,
begann an der Spitze einiger Tausende ein
Scheingefecht, floh und lockte die Feinde auf
eine große Mine, deren Explosion in dem Au¬

Entwurf, an der andern ließ Guido ſchnell eine
Meile lang die Baͤume mit Knallſilber umwer¬
fen, daß auch dort der Ausweg geſperrt waͤre.

Dann begann der Angriff von zwei Seiten
in der naͤmlichen Minute. Die Tatarn erſchra¬
ken, da ſie die alte Furcht vor ihren Giftpfeilen
nicht mehr inne wurden. Ja, Beſtuͤrzung ver¬
breitete ſich unter ihnen, als einige gewahrten,
die Verwundeten der Europaͤer bedienten ſich
eines Gegenmittels. Die nehmliche Entdeckung
hatte auch den Neu-Perſern eine Ueberlegenheit
uͤber dieſe Truppen gegeben und ſie in die Noth¬
wendigkeit geſetzt nach dem Norden zu fliehn.

Man drang ſcharf ein. Die fluͤchtige Eil
der tatariſchen Roſſe half nicht, da zu beiden
Seiten der Feind anruͤckte. Im Nahekampf
hatten die europaͤiſchen Waffen den Vorzug.

Jener Feldherr, ſeine mißliche Lage erwaͤgend,
ſammelte auf den Ton eines weitſchallenden In¬
ſtrumentes eine große Maſſe und ſuchte mit die¬
ſer durchzubrechen. Guido, der dies vermuthete,
begann an der Spitze einiger Tauſende ein
Scheingefecht, floh und lockte die Feinde auf
eine große Mine, deren Exploſion in dem Au¬

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[116/0128] Entwurf, an der andern ließ Guido ſchnell eine Meile lang die Baͤume mit Knallſilber umwer¬ fen, daß auch dort der Ausweg geſperrt waͤre. Dann begann der Angriff von zwei Seiten in der naͤmlichen Minute. Die Tatarn erſchra¬ ken, da ſie die alte Furcht vor ihren Giftpfeilen nicht mehr inne wurden. Ja, Beſtuͤrzung ver¬ breitete ſich unter ihnen, als einige gewahrten, die Verwundeten der Europaͤer bedienten ſich eines Gegenmittels. Die nehmliche Entdeckung hatte auch den Neu-Perſern eine Ueberlegenheit uͤber dieſe Truppen gegeben und ſie in die Noth¬ wendigkeit geſetzt nach dem Norden zu fliehn. Man drang ſcharf ein. Die fluͤchtige Eil der tatariſchen Roſſe half nicht, da zu beiden Seiten der Feind anruͤckte. Im Nahekampf hatten die europaͤiſchen Waffen den Vorzug. Jener Feldherr, ſeine mißliche Lage erwaͤgend, ſammelte auf den Ton eines weitſchallenden In¬ ſtrumentes eine große Maſſe und ſuchte mit die¬ ſer durchzubrechen. Guido, der dies vermuthete, begann an der Spitze einiger Tauſende ein Scheingefecht, floh und lockte die Feinde auf eine große Mine, deren Exploſion in dem Au¬

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/128>, abgerufen am 25.04.2024.