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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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genblick erfolgte, als der Vortrab des Gegners
den unterwühlten Boden betreten hatte.

Gräßlich schauderhafter Anblick, als Tausend
entwurzelte Eichen dem Aether zuflogen! Doch
wurde es auch Guidos Leuten verderblich, als
die Baumtrümmer, die zu Tausenden zerrisse¬
nen Gäule und Menschen, wieder dem Gesetz
der Schwere gehorchten, und sich weiter verbrei¬
teten als man erwartet hatte. Manche darunter
wurden getödtet, selbst Guidos Pferd von einem
großen Stamm aufs Haupt getroffen. Er ent¬
ging jedoch den Gefahren glücklich, und bestieg
ein anderes Kampfroß, die Niederlage der Ta¬
tarn zu vollenden.

Ihr Feldherr gab die Hoffnung nicht auf,
wandte sich nach einer andern Gegend. Guido
ließ ihm aber keine Frist, fiel den Haufen von
allen Seiten an. Nicht überall konnten die chi¬
nesischen Schilde decken, große Verheerungen be¬
wirkten die europäischen Feuerröhre. Endlich
traf Guido auf den Feldherrn selbst, ein innig
gefühlter Wunsch. Er rief ihm zu: laß uns
beide kämpfen; wer fällt, dessen Schaaren sollen
sich dem andern ergeben!

Der Tatarfürst war es zufrieden und warf

genblick erfolgte, als der Vortrab des Gegners
den unterwuͤhlten Boden betreten hatte.

Graͤßlich ſchauderhafter Anblick, als Tauſend
entwurzelte Eichen dem Aether zuflogen! Doch
wurde es auch Guidos Leuten verderblich, als
die Baumtruͤmmer, die zu Tauſenden zerriſſe¬
nen Gaͤule und Menſchen, wieder dem Geſetz
der Schwere gehorchten, und ſich weiter verbrei¬
teten als man erwartet hatte. Manche darunter
wurden getoͤdtet, ſelbſt Guidos Pferd von einem
großen Stamm aufs Haupt getroffen. Er ent¬
ging jedoch den Gefahren gluͤcklich, und beſtieg
ein anderes Kampfroß, die Niederlage der Ta¬
tarn zu vollenden.

Ihr Feldherr gab die Hoffnung nicht auf,
wandte ſich nach einer andern Gegend. Guido
ließ ihm aber keine Friſt, fiel den Haufen von
allen Seiten an. Nicht uͤberall konnten die chi¬
neſiſchen Schilde decken, große Verheerungen be¬
wirkten die europaͤiſchen Feuerroͤhre. Endlich
traf Guido auf den Feldherrn ſelbſt, ein innig
gefuͤhlter Wunſch. Er rief ihm zu: laß uns
beide kaͤmpfen; wer faͤllt, deſſen Schaaren ſollen
ſich dem andern ergeben!

Der Tatarfuͤrſt war es zufrieden und warf

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[117/0129] genblick erfolgte, als der Vortrab des Gegners den unterwuͤhlten Boden betreten hatte. Graͤßlich ſchauderhafter Anblick, als Tauſend entwurzelte Eichen dem Aether zuflogen! Doch wurde es auch Guidos Leuten verderblich, als die Baumtruͤmmer, die zu Tauſenden zerriſſe¬ nen Gaͤule und Menſchen, wieder dem Geſetz der Schwere gehorchten, und ſich weiter verbrei¬ teten als man erwartet hatte. Manche darunter wurden getoͤdtet, ſelbſt Guidos Pferd von einem großen Stamm aufs Haupt getroffen. Er ent¬ ging jedoch den Gefahren gluͤcklich, und beſtieg ein anderes Kampfroß, die Niederlage der Ta¬ tarn zu vollenden. Ihr Feldherr gab die Hoffnung nicht auf, wandte ſich nach einer andern Gegend. Guido ließ ihm aber keine Friſt, fiel den Haufen von allen Seiten an. Nicht uͤberall konnten die chi¬ neſiſchen Schilde decken, große Verheerungen be¬ wirkten die europaͤiſchen Feuerroͤhre. Endlich traf Guido auf den Feldherrn ſelbſt, ein innig gefuͤhlter Wunſch. Er rief ihm zu: laß uns beide kaͤmpfen; wer faͤllt, deſſen Schaaren ſollen ſich dem andern ergeben! Der Tatarfuͤrſt war es zufrieden und warf

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/129>, abgerufen am 24.04.2024.